Luxus-LEADER 2022

«Edle Marken brauchen schöne Schaufenster»

«Edle Marken brauchen schöne Schaufenster»
Lesezeit: 4 Minuten

Seit 136 Jahren steht Labhart Chronometrie & Goldschmiede AG in St.Gallen für Luxusuhren und -schmuck. Inhaber Romano Prader erweitert nun mit der «Galerie Surprise» seine Ladenfläche um 110 Quadratmeter. Warum macht er das in Zeiten, in denen der Online-Handel boomt und Läden sterben?

Im Mai 2019 zog Labhart Chronometrie & Goldschmiede von der Marktgasse an die Neugasse. Einer der Gründe war die Aufnahme von Patek Philippe. Romano Prader buhlte knapp zwanzig Jahren um eine der begehrtesten Uhrenmarken  der Welt. «Patek Philippe hat uns wahrscheinlich über viele Jahre beobachtet und geprüft – wir sind stolz, dass wir diese begehrte Uhrenmarke führen zu dürfen», sagt er. Neben den herausragenden handwerklichen Kompetenzen pflegt Patek Philippe auch eine Tradition der Innovation, die inzwischen von über hundert Patenten gekrönt wird. Viele Erfindungen der Uhrenwelt kommen aus den Patek-Philippe-Ateliers.

«Ein echter Glücksfall»

Auch mit der Erweiterung durch Wellendorff, der schon 1893 gegründeten Schmuckmarke, grenzt sich Labhart St.Gallen mit seinem Sortiment ab, das es sonst so in St.Gallen nicht gibt. «Edle Marken brauchen schöne Schaufenster», sagt der gelernte Uhrmacher-Rhabilleur Romano Prader. Mit dem Standort im Pilgerhof sei dies gelungen, denn hier ist das Geschäft von der Multergasse, von weit unten in der Neugasse und auch vom Oberen Graben sehr gut sichtbar.

Und auch das Interieur begeistert: In der ersten Etage ist eine grosszügige Lounge mit Cheminée und Bar eingerichtet. Samstags verzaubert ein Pianist die Besucher mit seinen Klängen. Und wenn dann noch mit selbst gemachten Amuse-Bouches aus der eigenen Labhart-Küche aufgewartet wird, ist der unvergleichlich persönliche Besuch perfekt.

Romano Prader könnte sich auf sein erfolgreiches Geschäft ausruhen, doch das würde nicht zum 60-Jährigen passen – und wie es das Schicksal wollte, wurden zwei Liegenschaften direkt neben dem Hauptgebäude im Frühling 2022 frei. «Das war ein grosser Zu- und ein echter Glücksfall», sagt der Inhaber, der gemeinsam mit seiner Frau Pia Prader das Traditionsunternehmen führt. Auf das Weihnachtsgeschäft soll die Ladenerweiterung eröffnen. «In der Galerie Surprise erwartet unsere Kunden – wie der Name schon sagt – immer wieder eine Überraschung.»

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«In der Galerie Surprise erwartet unsere Kunden immer wieder eine Überraschung.»

Mit Bar, Lounges und Meetingbereich

Die neue Ladenfläche wird dem Konzept und dem edlen Design von Labhart Chronometrie & Goldschmiede treu bleiben. «Der Kunde soll sich wie in einer Galerie fühlen, wo es wechselnde Ausstellungen in Zusammenarbeit mit unseren Partnerfirmen gibt.» Das neue Ambiente kommt mit einer Bar, zwei Lounges, einem Meetingbereich und der Möglichkeit, Räume für diskrete Käufe und Gespräche, zu trennen, daher.

Romano Prader wird seinen Kunden auch «Shopping Privé» anbieten. «Wir sehen, dass eine grosse Nachfrage dafür besteht – nun können wir dieser auch im sehr gepflegten Rahmen nachgehen. Es ist schon ein besonderes Erlebnis, wenn man den ganzen Laden für sich hat. Auch opulente Ausstellungen, die wir sonst auswärts abgehalten haben, können wir jetzt im Labhart-Ambiente durchführen. Das wird sehr geschätzt», sagt er.

Romano und Pia Prager
Romano und Pia Prager

Emotionen und Erlebnisse

Ist es nicht mutig, in Zeiten, in denen Online-Shopping boomt, Lädeli sterben und Uhren emotionslos in wenigen Klicks bestellt werden können, den Laden zu erweitern, statt die Online-Präsenz auszubauen? «Es mag sich vielleicht paradox anhören, aber ein Erlebnis können Sie im Internet nicht kaufen – wir stehen dafür ein, unseren Kunden besondere Einkaufserlebnisse zu bieten. Sich eine Uhr oder ein Schmuckstück anzulegen, ist wie ein Event, der in einem besonderen Ambiente zelebriert werden soll. Aber dennoch vernachlässigen wir das Online-Geschäft dabei nicht», so der Inhaber.

«Es ist ein besonderes Erlebnis, wenn man den ganzen Laden für sich hat.»

Beratung und Begeisterung

Deshalb lege man auch so grossen Wert darauf, dass sich die Kunden wohlfühlen und immer einen Ansprechpartner haben. Veränderungen beim Kundenverhalten habe der Uhrenmaestro aber auch gespürt: «Heute kommen viele mit sehr spezifischen Vorstellungen in den Laden. Das ist sicher – im positiven Sinne – der Digitalisierung geschuldet. Wir gehen gerne auf die Wünsche  ein, freuen uns aber, wenn sich der Kunde auch einfach beraten lässt. Wir stecken gerne mit unserer Begeisterung an, vermitteln Uhren- und Schmuckwissen und freuen uns, wenn Kunden für sich oder für eine geliebte Person etwas einzigartig Schönes für Handgelenk, Finger oder Dekolleté aussuchen.»

Labhart Chronometrie gilt als ältestes Fachgeschäft in St.Gallen. Seit 1886 werden hochwertige Uhren bis ins High-End-Luxussegment verkauft. Zur Veranschaulichung, wie anders damals die Zeiten waren, steht mitten im Geschäft eine Originalkutsche von 1890. «Dieses historische Fahrzeug soll das Kopfkino aktivieren. Es ist reizvoll, sich vorzustellen, wie bereits vor über 130 Jahren Ostschweizer in ihrem Sonntagsstaat gekleidet  bei uns mit der Kutsche vorfuhren und sich ein besonderes Erinnerungsstück kauften.» Seither hat sich viel getan. Dabei hat das Traditionsgeschäft die alten Werte, wie einen hohen Qualitäts- und Beratungsstandard zu bieten, keineswegs aus den Augen verloren – und wagt trotzdem immer wieder Neues.

Und jetzt soll mit der Erweiterung der Ladenfläche mit nun 500 Quadratmetern und 30 Laufmetern Schaufenster ein weiteres Kapitel der Labhart-Geschichte geschrieben werden. «Es wird einzigartig», schwärmt Romano Prader. Die «Galerie Surprise» bis vor Weihnachten zu eröffnen, sei ambitioniert, aber er zeigt sich zuversichtlich, dass die Türen pünktlich öffnen können. Damit investiere man auch in die Zukunft, mehr wollte er aber noch nicht verraten.

Text: Miryam Koc

Bild: zVg, Marlies Thurnheer

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