Luxus-LEADER 2022

«Eine Luxusküche muss nicht Hightech sein»

«Eine Luxusküche muss nicht Hightech sein»
Lesezeit: 5 Minuten

In der Küche wird längst nicht mehr nur gekocht: Fabian Baumann, Geschäftsinhaber  der Baumann AG Der Küchenmacher aus St.Gallen, über veränderte Kundenbedürfnisse, Old-School-, Luxusküchen und aktuelle Trends.

Fabian Baumann, in den letzten zwei Jahren wurden Restaurantbesuche seltener und viele Menschen  haben vermehrt zu Hause gekocht. Haben Sie diese Entwicklung als Küchenmacher gespürt?
Ja, sogar extrem. Wir hatten während der Pandemie viele Anfragen von Kunden, die das lang aufgeschobene Küchenprojekt nun anpacken und sich definitiv von ihrer alten Küche trennen wollten. Viele waren gezwungenermassen 24 Stunden zu Hause und mussten feststellen, dass eine neue Küche wohl langsam nötig wird. Es waren übrigens eher Männer, die plötzlich vermehrt in der Küche aktiv wurden und somit das Bedürfnis erkannten. Speziell ist mir aufgefallen, dass vermehrt grosse Kühlschränke oder sogar zwei Kühlschränke in die Küche integriert wurden – auch ein «Coronaeffekt», da weniger oft, aber dafür mehr eingekauft wurde.

Hat sich denn der Bezug zum Kochen allgemein in den letzten Jahren verändert?
Auf jeden Fall. Das Kochen hat sich in den letzten drei Jahrzehnten markant verändert. Heute wird schon die Zubereitung eines Gerichts genossen und nicht nur das Verspeisen. Mithilfe von diversen elektrischen Küchenhelfern ist das Kochen für viele unserer Kunden mittlerweile eher meditativ und erholsam. Man nimmt sich Zeit für die Zubereitung und verwöhnt am Schluss den Gaumen von Freunden, Familie und sich selbst. Kochen ist nicht mehr nur Mittel zum Zweck, sondern Lebensart und Erholung. 

Die technologische Revolution hält auch in der Küche Einzug. Ist eine Luxusküche immer eine Hightech-Küche?
Ganz im Gegenteil – es ist eher umgekehrt: Die hochpreisigen Geräte sind eher jene, die auf Schnickschnack oder Gadgets verzichten und sich auf Wertigkeit und Materialechtheit zurückbesinnen. Die Firma Gaggenau ist mit ihren Drehknebeln und der massiven Bauweise ein Paradebeispiel.

 

  

«Küchen werden zunehmend mit ähnlichen Materialien wie im Wellnessbereich besetzt.»

Touchscreen, künstliche Intelligenz, Steuerung mit dem Smartphone: Nimmt das nicht die Romantik des Kochens?
Ja, vielleicht – und genau deshalb setzen viele Kunden auf hochwertige Materialien statt neue Technologien. Aber Hightech kann auch vieles erleichtern. Ich war neulich etwas spät dran, musste jedoch eine Lasagne für meine Kinder in den Ofen schieben. Per App konnte ich vom Büro aus den Ofen vorheizen.

Und welche Rolle spielt die Raumgestaltung bei der Küchenwahl?
Wir sind längst weg davon, dass wir  nur Küchenmöbel aneinanderreihen und somit dem Kunden eine klassische Einbauküche verkaufen. Die Küche ist Teil einer Gesamtgestaltung des Raumes und soll neben der Funktion auch weitere Bedürfnisse der Nutzer unterstreichen: Zusammenkunftsort der Familie, Homeofficeplatz, Erholungsstätte, Rückzugsort – aber manchmal auch Statussymbol.

Welche Trends beobachten Sie demzufolge bei Ihren Kunden?
Zurzeit sehen wir, dass die Küche zunehmend mit ähnlichen Materialien besetzt wird, wie wir diese im Wellnessbereich antreffen: Altholz, geschlagene Steinblöcke, Bruchsteinwände, farbige LED-Beleuchtung … Grundsätzlich kann man sagen, dass der Trend klar in Richtung natürliche Materia- lien und Farben geht, die den Erholungsfaktor verstärken.

 

Auch die Energiekrise beschäftigt. Merken Sie Veränderungen in der Nachfrage?
Die Nachfrage nach energieeffizienteren Geräten war schon vor der Energiekrise da. Zurzeit ist es wie selbstverständlich, dass man Geräte, die wenig Wasser und Strom verbrauchen, aussucht. Jedoch wird nicht explizit auf ein Gerät verzichtet, um bewusst Energie zu sparen.

Welche Geräte gibt es, die ein effizienteres Kochen ermöglichen?
Der Klassiker ist natürlich das Induktionskochfeld, was nebst der Energieeffizienz auch wesentlich schneller und flexibler ist. Dann der Combisteamer, der den Alltag erleichtert, indem man  die Zubereitung zeitlich programmieren kann. Was bei uns auch stark aufgekommen ist, ist der «Quooker» mit seiner Heisswasserfunktion. Damit kommt kochendes Wasser aus dem Hahn und die Pasta kann direkt gekocht werden, ohne auf den Siedepunkt warten zu müssen. Die Entwicklung bei den Küchengeräten, wie auch allgemein in der Küche, ist rasant. Die Downairlüfter, die man auch unter dem Markennamen Bora kennt, haben die Küchen innert der letzten zehn Jahre nochmals revolutioniert. Nicht nur, dass ich nun keine Haube mehr vor dem Kopf habe, sondern die Lüftung ist auch wesentlich leiser und der Zugang zur Reinigung einfacher. Kommt hinzu, dass wir dadurch flexibler sind mit der Platzierung des Kochfelds.

Worauf dürfen sich Kunden einstellen, wenn Sie sich für eine Küche von Baumann entscheiden?
Wir legen starken Wert auf eine gute und individuelle Planung und Beratung. Auch hier soll sich der Kunde wohlfühlen und sicher sein, dass man auf seine Bedürfnisse und Wünsche eingeht. Daher nehmen wir uns viel Zeit, das richtige Layout der Küche zu finden, bei dem die Abläufe optimiert sind und alles am richtigen Ort steht. Danach ist es uns wichtig, dass die Küche lange und nachhaltig Freude macht. Hier kann sich der Kunde auf einen hohen Qualitätsstandard und ein zeitloses Design verlassen. Den ich bin überzeugt: Die Investition  in Produkte, die lange und nachhaltig Bestand haben, wird in der Zukunft noch mehr an Bedeutung gewinnen.

 

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«Heute wird schon die Zubereitung eines Gerichts genossen und nicht nur das Verspeisen.»

Um herauszufinden, welche Küche zum Kunden passt, sind sehr persönliche Gespräche nötig. Wie gehen Sie da vor?
Bei einer Renovation ist eine Besichtigung vor  Ort ein wichtiger erster Schritt. Danach beginnt der Gestaltungsprozess. Hier entwerfen wir in der Regel zwei bis drei unterschiedliche Grundrisslayouts, die dann dem Kunden präsentiert werden. Eine Entscheidung für eine Variante ist immer einfacher, wenn man andere Optionen sieht und somit eine Auswahl hat. Damit sich der Kunde  die verschiedenen Varianten vorstellen kann, zeigen wir anhand unserer Ausstellungsküchen die Möglichkeiten. Deswegen ist unsere grosse Ausstellung mit einem Dutzend unterschiedlicher Küchenräume für uns ein unverzichtbares Werkzeug.

Danach wird die neue Küche 3D-visualisiert?
… und ein möglichst realistisches Bild der künftigen Küche dem Kunden präsentiert, genau. Dies wird gleichzeitig mit der Offerte gemacht – denn die Einhaltung des abgesprochenen Budgetrahmens ist uns ebenso wichtig, wie die Küchenoptik. Eine Küchenrealisierung ist für uns als Berater wie auch für den Bauherrn ein intensiver, aber auch sehr spannender Prozess. Wir kommen dem Kunden sehr nahe, was Gewohnheiten anbelangt, und möchten ihn in die Planung seiner Küche stark einbeziehen. Wir arbeiten gerade daran, unsere Beratungsräumlichkeiten umzustellen, um schon die Küchenwahl zu einem Höhepunkt zu machen. Es soll Freude machen, mit uns den neuen Raum zu entwickeln und umzusetzen.

Wie sieht für Sie eine perfekte Küche aus?
Meine Frau und ich durften gerade eine neue Küche in unserem neuen Eigenheim realisieren. Sie passt zu unseren Bedürfnissen und zu unserem Leben – genau das ist das Ziel, das wir auch bei unseren Kunden erreichen möchten.

Text: Miryam Koc

Bild: zVg, Marlies Thurnheer

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