10 Jahre Chronoart

Herzblut und Fingerspitzengefühl

Herzblut und Fingerspitzengefühl
Hiob Calan
Lesezeit: 5 Minuten

Hiob Calan verbindet Uhrmacherhandwerk mit Unternehmergeist. Der Chronoart- Mitgründer spricht über seine Leidenschaft für mechanische Zeitmesser, den Mut zur Selbstständigkeit, aktuelle Trends und erklärt, warum eine Uhr weit mehr sein kann als nur ein Instrument zur Zeitmessung.

Hiob Calan, Ihre Leidenschaft für Uhren begann früh. Wie kam es zur Gründung von Chronoart?
Meine Faszination für Uhren liegt bei uns quasi in der Familie – mein Vater hat ein kleines Uhrengeschäft in St.Gallen. Dennoch bin ich zuerst einen anderen Weg gegangen und habe als CNC-Mechaniker bei der Empa gearbeitet. Das technische Verständnis und die Präzision, die ich dort gelernt habe, kamen mir später als Uhrmacher sehr zugute. Schliesslich habe ich die Ausbildung zum Uhrmacher-Rhabilleur absolviert. Danach folgten Stationen bei renommierten Häusern wie der Chronometrie Beyer in Zürich. Der Wunsch, etwas Eigenes zu schaffen, wuchs stetig – 2015 war es dann so weit: Wir – drei Freunde: Lukas Egger, Renzo Davatz, Stefan Hofmeister und ich – gründeten Chronoart und eröffneten die Boutique im Haus zum Rosenstock. 

Wie war der Start ins Luxussegment?
Es war spannend – und herausfordernd. Das grösste Thema war, Partner auf Markenseite zu finden. Bekannte Hersteller geben nicht jedem Neueinsteiger eine Konzession. Wir mussten zeigen, dass wir es ernst meinen, dass wir Qualität liefern und langfristig denken. Es hat uns geholfen, dass man unser Herzblut spüren konnte. Der zweite grosse Punkt war der Standort: St.Gallen ist nicht Genf oder Zürich. Aber gerade das wollten wir beweisen – dass Luxus auch in der Ostschweiz möglich ist. Wir haben viel in das Ambiente investiert: hochwertige Materialien, eine durchdachte Gestaltung, eine Bar, eine Lounge, ein offenes Atelier. Alles sollte ein Erlebnis sein. Nach und nach wuchs unsere Bekanntheit – zuerst durch Mund-zu-Mund-Propaganda, dann durch gezielte Events. Heute schätzen unsere Kunden genau diese Mischung aus Exklusivität und Nahbarkeit.

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«Viele Kunden schätzen es, nicht in eine Grossstadt reisen zu müssen, um eine breite Auswahl an Luxusuhren zu finden.»

Was macht denn St.Gallen als Standort für Sie besonders?
Zum einen ist es meine Heimatstadt – das allein ist schon ein starker Antrieb. Zum anderen hat St.Gallen mit seiner Geschichte, seiner Architektur und seiner Kultur ein Umfeld, das perfekt zu unserem Anspruch passt. Wir sind im Herzen der Altstadt, in einem historischen Gebäude aus dem 17. Jahrhundert. Wer uns besucht, spürt sofort die Verbindung von Tradition und Eleganz. Ausserdem bedienen wir nicht nur St.Gallen, sondern die gesamte Ostschweiz – bis nach Zürich, Liechtenstein und Chur. Viele Kunden schätzen es, nicht in eine Grossstadt reisen zu müssen, um eine breite Auswahl an Luxusuhren zu finden. Und sie erleben hier einen sehr persönlichen, unaufdringlichen Service.

Wie wählen Sie die Marken aus, die Sie führen?
Mit grosser Sorgfalt. Jede Marke bei uns erfüllt bestimmte Kriterien: Sie hat Substanz, baut eigene Uhrwerke, hat eine eigene Geschichte, technische Qualität – und passt zu unserer Philosophie. Panerai etwa steht für markante Taucheruhren, Tudor verbindet Tradition mit Zeitgeist, Cartier überzeugt durch Flair und Historie. IWC bietet klassische Eleganz mit einem klaren technischen Anspruch. Zenith ist bekannt für seine Chronographenkompetenz, Baume et Mercier schätzen wir für seine sympathische Preis-Leistung, Jaeger-LeCoultre-Uhren sind Ikonen, Ulysse Nardin vereinigt Eleganz und maritimes Flair. TAG Heuer wird für ihre enge Beziehung zum Motorsport geschätzt, Fortis-Uhren sind bekannt für ihre Robustheit, Präzision und Zuverlässigkeit, und Armin Strom ist der Inbegriff von transparenter Mechanik. Und unsere beiden Schmuckmarken Pomellato – bekannt für farbenfrohe Designs – und Ole Lynggaard – von Natur, Kunst und Architektur inspiriert – runden das Angebot perfekt ab. Uns geht es um Vielfalt, aber nicht um Beliebigkeit. Wir möchten, dass jeder Kunde «seine» Marke finden kann – und wir pflegen enge Beziehungen zu den Herstellern, um auch exklusive Modelle oder limitierte Editionen anbieten zu können.

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«Eine Uhr kann vieles sein: Kunstwerk, Alltagsbegleiter, Wertanlage.»

Apropos Panerai: Was hat es mit dem Pangallo-Club auf sich, den Sie mitgegründet haben?
Pangallo ist ein Herzensprojekt – entstanden aus der Begeisterung für Panerai. Die Marke hat etwas Einzigartiges: Sie verbindet italienisches Design mit Schweizer Uhrmacherkunst und schafft damit eine weltweite Community. Diese Paneristi-Kultur, die es rund um den Globus gibt, hat uns inspiriert, auch in der Ostschweiz einen Treffpunkt für Gleichgesinnte zu schaffen. Hier geht es nicht um elitäres Auftreten, sondern um echte Leidenschaft. Wir treffen uns zu unkomplizierten Events – manchmal geht es um neue Modelle, oft einfach um das Zusammensein. Es wird gefachsimpelt, gelacht, ausprobiert – ob im Geschäft oder bei Outdoor-Aktivitäten.

Und wie bleibt man in dieser Branche aktuell, ohne jedem Trend hinterherzulaufen?
Man braucht Fingerspitzengefühl. Natürlich besuchen wir die grossen Fachmessen wie «Watches & Wonders», sind bei Markenpräsentationen dabei, pflegen Kontakte in die Branche. Aber am wichtigsten ist es, unsere Kunden zu kennen. Wir wissen, was ankommt, was gesucht wird. Trends wie Retro-Designs oder neue Materialien beobachten wir genau – aber wir machen nur mit, wenn es Substanz hat. Unser Anspruch ist: Das Sortiment muss langfristig Freude machen – nicht nur kurzfristig «hip» sein.

Sie bieten auch Pre-Loved-Uhren an. Warum?
Weil eine gute Uhr kein Ablaufdatum hat. Viele Kunden suchen bestimmte, nicht mehr produzierte Uhren. Unser Atelier prüft jede Uhr auf Echtheit und Funktion. Wir bieten Garantie, stellen ein eigenes Zertifikat aus und setzen auf moderne Tools wie Blockchain-Zertifikate, um die Historie einer Uhr fälschungssicher zu dokumentieren. Das schafft Vertrauen – und Nachhaltigkeit. Eine Luxusuhr, die weitergegeben wird, lebt weiter. Das macht auch emotional Sinn. 

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Ein Alleinstellungsmerkmal von Chronoart ist das offene Atelier. Wie kam es dazu?
Wir wollten Uhrmacherkunst erlebbar machen. Die Werkstatt ist offen einsehbar, wie eine Showküche. Kunden sehen live, wie ein Werk zerlegt, gereinigt, reguliert wird. Dieser Blick hinter die Kulissen ist faszinierend. Und unsere Uhrmacher lieben diesen Dialog. Oft ergeben sich Gespräche, Fragen, spontane Erklärungen. Das zeigt, dass wir unser Handwerk beherrschen und nichts zu verstecken haben.

Wie beraten Sie Kunden, die zwischen Investment, Technik und Emotion schwanken?
Wir nehmen uns Zeit. Eine Uhr kann vieles sein: Kunstwerk, Alltagsbegleiter, Wertanlage. Manche suchen gezielt nach Sammlerstücken, andere verlieben sich auf den ersten Blick. Wir beleuchten alle Aspekte – technische Details, Marktwert, Tragekomfort. Aber am Ende ist es die Emotion, die zählt. Die perfekte Uhr ist die, die man trägt – nicht die, die im Tresor liegt.

Zum Schluss: Golduhren feiern ein Comeback – woran liegt das?
Gold vermittelt Wertbeständigkeit und Sicherheit, das gilt nicht nur für Barren, sondern auch für Zeitmesser. Eine Golduhr ist eben nicht nur ein stilvolles Accessoire, sondern auch ein greifbarer Sachwert, der oft über Generationen hinweg Bestand hat. Viele Kunden sagen: «Ich möchte etwas tragen, das schön ist – aber auch Substanz hat.» Und das trifft den Kern: Uhren aus Rot-, Gelb- oder Weissgold strahlen nicht nur Eleganz aus, sie symbolisieren auch Stabilität. Es ist also eine Kombination aus Emotion, Ästhetik und rationalem Anlagegedanken.

Text: Stephan Ziegler

Bild: Gian Kaufmann

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