Appenzell Ausserrhoden

Wie der Breiten- vom Spitzensport profitiert

Wie der Breiten- vom Spitzensport profitiert
Dr. med. Hanspeter Betschart
Lesezeit: 5 Minuten

Die Berit SportClinic ist der «One-Stop-Shop» bei sämtlichen sportmedizinischen Problemen und Beschwerden am Bewegungsapparat – und zwar für Spitzen- ebenso wie für Hobbysportler aller Versicherungsklassen. Die sportmedizinische Anlaufstelle mit Hauptsitz in der Berit Klinik Speicher und Niederlassungen in Arbon und Heerbrugg wird von Dr. med. Hanspeter Betschart geleitet. Im Interview erläutert der Chief Medical Officer von Swiss Olympic, wie der Transfer vom Spitzen- zum Breitensport gelingt.

Hanspeter Betschart, mit welchen Problemen kommen die meisten Hobbysportler zu Ihnen?
Die Probleme unserer Patienten sind sehr vielfältig, natürlich auch, weil wir eine sehr breite Palette anbieten können. Zum einen werden wir oft bei akuten Sportverletzungen, etwa wenn man sich das Knie verdreht oder den Fuss verknackst hat, aufgesucht. Zum anderen kontaktieren uns viele Sportler mit Überlastungssymptomen wie muskuläre Beschwerden oder Schmerzen an Sehnen. Daneben halten wir zahlreiche Sprechstunden zu Atemproblemen beim Sport, Infekten oder Leistungsintoleranz ab. Die Sport-Angiologie, unser jüngstes Kind, bei der es um die Erkrankungen der Gefässe – Arterien, Venen und Lymphgefässe – geht, stösst ebenfalls auf eine steigende Nachfrage.

Und die Spitzensportler?
Bei den Spitzensportlern bin ich meist auch der Hausarzt. Was bedeutet das? Sie kommen nicht nur zu mir, wenn sie gestürzt sind oder die Hand verstaucht haben, sondern auch, wenn sie einen Infekt haben. Das ist aus zwei Gründen gut und wichtig: Einerseits setzten wir gleich eine Trainingspause fest, falls nötig. Andererseits schauen wir, ob es eine medikamentöse Behandlung braucht, wobei wir stets mit den neusten Anti-Doping-Richtlinien vertraut sind, was für Spitzensportler essenziell ist.

Sie sind im Breiten- und im Spitzensport gut aufgestellt; wie kann der Breitensport von Ihren Erfahrungen mit Spitzensportlern profitieren?
Wenn sich ein Spitzensportler verletzt hat oder krank ist, ist das Ziel, ihn möglichst schnell wieder gesund an die Startlinie oder aufs Feld zu bringen. Das heisst, man strebt in der Sportmedizin immer nach der optimalen Therapie, um den Heilungsverlauf zu beschleunigen. Dazu gehört, dass man neue Therapieformen ausprobiert, teilweise auch unkonventionelle Wege geht. Von diesem Wissen und den Erfahrungen, die wir daraus ziehen, kann jeder Hobbysportler profitieren. Des Weiteren baut man sich durch die Betreuung von Spitzensportlern ein Netzwerk aus Top-Ärzten und Therapeuten auf, auf das wir jederzeit für alle Patienten zurückgreifen können. Ausserdem lernen wir mit jedem Patienten dazu. Gerade seltene Verletzungen oder Erkrankungen sind wertvolle Wissensbringer. Dieses Wissen nehmen wir mit für weitere Konsultationen, sei es beim Hobby- oder beim Spitzensportler.

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Sollte sich auch der Hobbysportler vor einem Wiedereinstieg oder nach einer Erkrankung «checken» lassen?
Ja, am besten regelmässig, wie die Spitzensportler. Dafür sind wir auch bestens aufgestellt, zusammen mit unserer Leistungsdiagnostik-Abteilung. Des Weiteren können die Hobbysportler in einem Leistungscheck Auskunft über ihren aktuellen Fitnessstand gewinnen, was bei Spitzensportlern Standard ist. In der anschliessenden Besprechung geben wir Tipps und ggf. Trainingspläne, können aber auch allfällige Herz-Kreislauf-Erkrankungen entdecken und die Patienten zur Abklärung weiterverweisen.

Jetzt sind Sie in Speicher in den Räumen der Berit Klinik beheimatet; wie ergeben sich hier Synergien?
Dank unseren operativ tätigen Kollegen können wir nebst dem konservativen und therapeutischen auch das operative Spektrum anbieten. Wir tauschen uns aktiv aus und besprechen, was für den jeweiligen Patienten für eine schmerz- und beschwerdefreie Rückkehr in den Alltag oder Sport am sinnvollsten ist. Dieser Austausch ist enorm wertvoll, für uns und für unsere Patienten. Sie profitieren von kurzen Wegen und einem engen Miteinander. Daneben können wir auf eine hervorragende medizinische Infrastruktur und etablierte Abläufe zurückgreifen, was vieles vereinfacht. Und: Die Klinik ist 365 Tage und 24 Stunden im Betrieb, wodurch wir eine Rund-um-die-Uhr-Erreichbarkeit gewährleisten können.

Auffällig ist, dass sich die Berit SportClinic häufig als Medical Partner verschiedenster Vereine – vom FC St.Gallen und dem FC Wil bis zum Bobteam Vogt – engagiert. Dass die Vereine von Ihrem Know-how profitieren, ist klar. Aber was bringt das der Berit SportClinic?
Wir können unser Versorgungsziel – nämlich allen Hobby- und Spitzensportlern in der Ostschweiz eine optimale medizinische Versorgung anzubieten – mit diesen Engagements optimal umsetzen und profitieren von einem breiten Spektrum, wo wir unser Wissen und Können einsetzen können. Daneben lernen wir immer wieder Neues dazu, nicht nur bei Verletzungsgeschichten, sondern auch in der Betreuung von Sportarten, die auf den ersten Blick eher unkonventionell erscheinen. Diese Punkte bereichern unseren Job ungemein und bringen uns fachlich wie menschlich vorwärts. Dank der Medical-Partnerschaften haben die Teams sofortigen Zugang zu unseren Leistungen – unabhängig davon, ob es sich um einen Fussballverein der Regionalliga oder der Super League handelt. Dieser rasche Zugang ist gerade bei Verletzungen ein grosser Vorteil. Sollte eine operative Massnahme nötig sind, kann dies zeitnah in der Berit Klinik vorgenommen werden. Wir bieten auch einen sportmedizinischen Notfalldienst 7 × 24 h an, was in der Ostschweiz einmalig ist.

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«Wenn aus unserer Sicht ein Sportler nicht einsetzbar ist, erwarten wir vom Trainer, dass er ihn nicht aufs Matchblatt schreibt.»

Daneben setzen Sie sich auch sehr für Prävention ein.
Gemäss Schweizer und internationalen Vorgaben wird empfohlen, zur Vorbeugung von plötzlichem Herztod regelmässig eine körperliche Untersuchung, Befragung und ein EKG zu machen. Wir befürworten diese Empfehlung sehr, weshalb wir diese Untersuchungen bei den von uns betreuten Vereinen flächendeckend durchführen. Des Weiteren gehören in diesem Rahmen präventive Untersuchungen im Bereich des Bewegungsapparates. Nicht zuletzt ist der Austausch mit Trainern und anderen Bezugspersonen für die Schaffung von optimalen Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Präventionsarbeit und möglichst schnelle Rückkehr nach Verletzungen sehr wichtig.

Und ziehen Sie eine Grenze, wer als Partner für Sie infrage kommt?
Nein. Grundsätzlich kann uns jeder für eine Partnerschaft anfragen. Vom Club muss aber klar signalisiert werden, dass sie bereit sind, im Bereich Vorbeugung etwas zu tun. Ferner sollte der Austausch klappen und unsere sportmedizinischen Empfehlungen umgesetzt werden. Wenn also aus unserer Sicht ein Sportler nicht einsetzbar ist, erwarten wir vom Trainer, dass er den Spieler nicht aufs Matchblatt schreibt – egal, ob der Spieler oder andere ihn dazu drängen.

Zum Schluss: Sind Sie als «Chief Medical -Officer» des Swiss Olympic Teams für die -Olympischen Sommerspiele 2024 schon mit den Vorbereitungen beschäftigt?
Intensiv! Zur Zeit wird das medizinische Team definiert, das mich unterstützt. Auch mit der Vorbereitung des medizinischen Materials, das mit nach Paris kommt, sind wir bereits voll dran. Aktuell beschäftigen uns auch die besonderen Umstände, die in Paris zu erwarten sind. Dazu zählen mögliche Infekte, die Wasserqualität vor Ort oder die Hitze. Die Vorbereitungen sind fast genauso spannend und wichtig wie die Betreuung der Teilnehmer vor Ort. Wobei die Stimmung an den Olympischen Spielen einmalig ist und mir jedes Mal wieder Gänsehaut beschert. Ich bin unserem CEO Peder Koch und der Berit Klinik sehr dankbar, unterstützen sie mich vorbehaltlos und vollumfänglich. Diese Wertschätzung meiner Arbeit bedeutet mir viel. So kann ich fokussiert und mit viel Freude meinen Teil zum olympischen Geschehen beitragen.

Text: Stephan Ziegler

Bild: zVg

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