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Die Elektromobilität ist im Aufwind

Die Elektromobilität ist im Aufwind
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2020 wurden in der Schweiz erneut mehr Elektroautos verkauft als im Vorjahr. Die Zahl der neu in Verkehr gesetzten Verbrennerfahrzeuge sank hingegen um über 17 Prozent. Elektronikingenieur Josef Brusa weiss, warum wir Elektromobilität brauchen.

Elektroautos und Plug-in-Hybride machten 2020 bereits 14,3 Prozent aller neuer Personenwagen in der Schweiz aus. Dies zeigen Zahlen des Bundesamts für Statistik. Einer, der sich darüber freuen dürfte, ist Josef Brusa, Gründer und Verwaltungsratspräsident der Brusa Elektronik AG. Er ist ein Pionier der Elektromobilität. Aus seinem 1985 gegründeten Einmannbetrieb ist inzwischen ein stattliches Unternehmen geworden mit neuem Hauptsitz in Buchs. Warum wir in Sachen Elektromobilität trotz der erfreulichen Zahlen noch lange nicht am Ende sind, erklärt er im Interview.

Josef Brusa, warum brauchen wir überhaupt Elektroautos?
Wir benötigen eine viel material-effizientere Gesellschaft und vor allem eine CO2-freie. Das ist  nur mit der Elektrifizierung zu schaffen, nicht nur in der Mobilität. Elektrischer Strom hat die grossartige Eigenschaft, dass er Materialien nicht verbraucht, sondern nur nutzt. Denken Sie an eine Kupferleitung, die durch den Strom nicht abgenutzt wird. So ist es auch mit den Batterien. Erdöl hingegen können wir nur ein einziges Mal verbrennen.

Der E-Mobilität gehört also die Zukunft. Es gibt aber nach wie vor viele Kritiker – vor allem in Bezug auf die Gesamtumweltbilanz von E-Autos. Was entgegnen Sie diesen?
Die gehen meist von einem Istzustand aus. Wir müssen aber eine Zukunft antizipieren, die erreicht werden kann, wenn wir ein paar Sachen ändern: den Ausbau der erneuerbaren Energien, effizientere Prozesse, Materialkreisläufe, neue Mobilitätskonzepte, usw. Dann sieht die erreichbare Bilanz plötzlich ganz anders aus.

Für die Herstellung von Batterien werden heutzutage wesentlich weniger seltene Materialien benötigt. Was ist diesbezüglich noch zu erwarten?
Die Batterieentwicklung ist immer noch voll im Gange. Kritische Materialien werden weiter abnehmend zum Einsatz kommen. Das alles geht allerdings nicht von heute auf morgen.

 

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Eine Frage ist nach wie vor auch, was mit alten, ausgedienten Batterien von E-Autos passieren soll? Wie können diese rezykliert werden?
Die Recyclingfabriken sind auf der ganzen Welt in Entwicklung. Das wird sein wie bei der Starterbatterie, die heute zu 98 Prozent recycelt wird.

In der Vergangenheit las oder hörte man immer wieder von Unfällen mit Elektroautos (fast immer Teslas), bei denen es zu Akkubränden kam. Wie sicher sind E-Autos?
E-Autos sind mindestens so sicher wie Verbrenner-Autos. Brände kommen nicht häufiger vor und starten meist langsamer mit Rauchbildung, sodass man genügend Zeit hat, sich in Sicherheit zu bringen.

Wie lange halten moderne Akkus von E-Autos?
Die neusten Generationen werden 20 bis 30 Jahre halten, also viel länger als das Auto. Daher werden diese ja später auch als Energiespeicher im Netz weiterverwendet werden.

Die erste E-Auto-Generation, zum Beispiel  der erste Nissan Leaf oder der BMW i3 mit der 60-Ah-Akkuoption, verlangten dem Fahrer Zugeständnisse ab: Die theoretische Reichweite von 160 km konnte in der Praxis im Winter auch mal auf unter 100 km schrumpfen. Wie sieht das in Sachen Reichweite heutzutage aus?
Das ist Vergangenheit. Die Reichweite richtet sich sowieso nach der Infrastruktur und nicht nach  der Reichweite des Autos pro Ladung. Die meisten Autos werden pro Tag zudem nicht mehr als 40 km bewegt.

 

Und 40 km schafft ja heute auch bereits ein durchschnittliches E-Bike. Wie steht es denn um die Ladeinfrastruktur in der Schweiz? Welche Lademöglichkeiten gibt es heute und was muss diesbezüglich noch getan werden?
Lademöglichkeiten gibt es heute schon mehr als genug. Zuhause, am Arbeitsplatz, beim Einkaufszentrum, usw. An unserem Hauptsitz in Buchs werden wir 80 Mitarbeiterparkplätze mit einer Lademöglichkeit ausrüsten. Das Freischalten und Bezahlen an öffentlichen Ladesäulen muss aber noch stark vereinfacht werden. Vorgesehen ist, dass in Zukunft die Ladesäule das Auto erkennt und automatisch dem richtigen Besitzer die Rechnung schickt. Bei Mehrfamilienhäusern kann ich nur empfehlen, nicht nur ein oder zwei Parkplätze, sondern gleich alle mit einem Stromanschluss auszurüsten.

Apropos bezahlen: Sind Elektroautos teurer als Verbrenner?
Bei Vielfahrern ist das E-Auto schon heute deutlich billiger. Die Grenze liegt bei vielleicht 20’000 km pro Jahr. Wenigfahrer kaufen meist Occasionen; von denen gibt es noch nicht so viele elektrische. Daher wird es für diese Kategorie noch zwei bis drei Jahre dauern, bis es günstiger wird.

Vor allem in den Kantonen Thurgau und  St.Gallen gibt es Fördermassnahmen für die  E-Mobilität. Reicht das, oder muss hier noch mehr getan werden?
Das E-Auto kommt auch ohne Förderung, aber Förderungen helfen, dass es schneller geht, um die Klimakrise zu meistern, was dringend notwendig ist. Denn die Klimakrise ist um einiges dramatischer, wie sich das die meisten Leute vorstellen können. Die Dramatik wird sich vor allem darin manifestieren, dass es kein Zurück mehr gibt. Hat sich die Erde erst mal erwärmt, wird sich das innerhalb der für uns überschaubaren Zeiträume nicht mehr ändern lassen.

Text: Patrick Stämpfli

Bild: Brusa AG

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