St.Gallen

Damit nichts ins Auge geht

Damit nichts ins Auge geht
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Dr. med. Martina Althaus gehört zu den Augenärzten am Bahnhof in St.Gallen. Als Leiterin der Lid- und Tränenwegsabteilung am Unispital Basel hat sie chirurgisch komplexeste Krankheitsbilder versorgt.

Martina Althaus, was alles gehört zur Lid- und Tränenwegsabteilung?
Ich betreue das gesamte Spektrum von Lid- und Tränenwegserkrankungen. Dies reicht von angeborenen Veränderungen (z.B. Hängelid / Ptosis bei Kindern) über altersbedingte Lidfehlstellungen zu Lid- und Tränenwegstumoren. Zudem betreue ich Patienten mit einer endokrinen Orbitopathie. Nebst der Behandlung dieser Erkrankungen sind auch die ausführliche Aufklärung der Patienten über Therapieoptionen und das Einbeziehen der subjektiven Erwartungen von grösster Bedeutung.

Sie behandeln nicht nur, sondern bilden auch aus, oder?
Ja, die Ausbildung von Assistenzärzten und Medizinstudenten ist ein wichtiger Teil meiner Arbeit. Sie erfolgt im Rahmen eines klinischen Teachings im Berufsalltag oder mit Vorlesungen und Besprechungen von Fällen. Auch Forschung und Fortbildung sind ein fester Bestandteil meiner Tätigkeit.

Wie gehen Sie bei komplexen Fällen vor?
Komplexe Fälle werden interdisziplinär besprochen und behandelt – insbesondere, wenn die Erkrankung auch naheliegende Strukturen wie die Nase oder die Nasennebenhöhlen betrifft. Ausgedehnte Tumore operiere ich gerne mit Schnellschnitt-kontrollierter Exzision, sodass ein Pathologe mir bereits während der Operation sagen kann, ob der Tumor komplett entfernt wurde oder ob zusätzliches Gewebe entfernt werden muss. 

 

Dr. med. Martina Althaus
Dr. med. Martina Althaus

Welche Lidprobleme sind am häufigsten?
Am häufigsten sind altersbedingte Veränderungen wie Schlupf- oder Hängelider sowie laxe Unterlider. Verbreitet sind auch tränende Augen, die ihre Ursache in einem blockierten Tränenweg haben können. 

Welche diagnostischen Verfahren verwenden Sie, um die Bedürfnisse Ihrer Patienten zu bewerten?
Nach Erheben einer detaillierten Anamnese ist die klinische Untersuchung die wichtigste Diagnostik. Hierbei wird bei Lidveränderungen die Lidstellung, die Ausdehnung der Befunde sowie die Funktion der Lider beurteilt. Zudem wird stets das Auge selbst beurteilt und die Position des Auges in der Augenhöhle dokumentiert. Bei Tränenwegserkrankungen oder tränenden Augen erfolgt häufig zusätzlich eine Tränenwegspülung zur weiteren Beurteilung. Je nach Krankheitsbild oder klinischem Befund kann ergänzend eine Bildgebung der Augenhöhlen erfolgen (z.B. MRI, CT) oder bei Pathologien der Tränenwege eine radiologische Darstellung derselben. Bei entzündlicher Erkrankung der Augenhöhlen erfolgt eine Blutentnahme zur Bestimmung entzündlicher Marker sowie Bestimmung des Hormonhaushalts und der Autoimmunantikörper.

Welche Rolle spielen nicht-chirurgische Behandlungsoptionen in der Okuloplastik?
Nach der Diagnose werden mit dem Patienten alle Therapieoptionen besprochen. Oft ist bei Gewebeneubildungen und Lidfehlstellungen weiterhin die chirurgische Therapie an erster Stelle. Für entzündliche Lidveränderungen stehen hingegen primär konservative, antientzündliche Therapien im Vordergrund. Bei chronisch-entzündlichen Lidveränderungen kann schon eine Cortison-Spritze helfen; gutartige Veränderung können meist beobachtet werden und bedürfen keiner Intervention.

 

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«Ein gesunder Lebensstil ist auch für Augen und Augenlider von grosser Bedeutung.»

Kann man schon präventiv etwas tun, damit es gar nicht so weit kommt?
Ein gesunder Lebensstil ist auch für Augen und Augenlider von grosser Bedeutung. Zur Prävention von Lidfehlstellungen rate ich meinen Patienten, Augenreiben möglichst zu vermeiden, da dies zu einer vermehrten Laxizität der Lider führen kann, mit im Verlauf entsprechender Fehlstellung. Auch das Tragen einer Sonnenbrille sowie ein Sonnenschutz 50+ für die Gesichtshaut ist wichtig zur Prävention von bösartigen Lid- oder Gesichtshautveränderungen und der allgemeinen Hautalterung. Neu aufgetretene Lidveränderungen, die wachsen oder nicht weggehen, sollten von einem Augenarzt beurteilt werden, damit bösartige Veränderungen oder deren Vorstufen frühzeitig erkannt werden. Menschen mit autoimmunen Schilddrüsenerkrankungen rate ich, nicht zu rauchen und die Schilddrüsenwerte gut zu kontrollieren, um eine entzündliche Augenhöhlenerkrankung zu vermeiden.

Auf welche Ergebnisse sind Sie besonders stolz?
Sehr befriedigend sind Tumorrekonstruktionen, mit denen Patienten sowohl vom Krebs geheilt als auch kosmetisch optimal wiederhergestellt werden können. Menschen helfen zu können und ihnen durch eine Therapie oder einen Eingriff Lebensqualität zurückgeben zu können, motiviert und erfüllt mich in meinem Beruf.

Gibt es neue Entwicklungen, die Sie gespannt auf die Zukunft blicken lassen?
Die lidchirurgischen Verfahren werden zunehmend verfeinert und weiterentwickelt. Auch erwarte ich einen zunehmenden Einsatz von künstlichem Gewebeersatz in der Praxis. Mein Haupt-Forschungsinteresse liegt im Bereich der endokrinen Orbitopathie. Das ist ein Gebiet, auf dem aktuell grosse Fortschritte gemacht werden im Bereich der systemischen Therapiemöglichkeiten. Auch im Bereich von ausgedehnten Tumoren sehe ich ein grosses Potenzial für neue systemische Therapien.

Text: Miryam Koc

Bild: Rebekka Grossglauser

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