St.Galler Festspiele 2025

Von Leichen, Wellen und Lichtzauber

Von Leichen, Wellen und Lichtzauber
Florian Hennige und Georges Hanimann
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Nach mehr als einem Vierteljahrhundert als Technischer Leiter von Konzert und Theater St.Gallen sowie der St.Galler Festspiele geht Georges Hanimann im Sommer 2026 in den Ruhestand. Die Übergabe an seinen bisherigen Stellvertreter Florian Hennige beginnt mit den Festspielen 2025.

«Ich erinnere mich besonders an 2012 mit ‹La damnation de Faust›», antwortet Georges Hanimann auf die Fragen, welche Festspiele ihm besonders in Erinnerung bleiben werden. «Da musste Mephisto seinen Kopf durch ein hydraulisch öffnendes Dreieck halten – da durfte nichts schiefgehen.» Ebenso eindrücklich sei die Szene gewesen, in der Margaretha zehn Meter in die Höhe schwebte. «Es musste alles zu 200 Prozent sitzen.»

Unvergessen bleiben auch logistische Pannen: «Für ‹Attila› wurden 100 «Leichen» in Rom gefertigt – der Lastwagen wurde in Chiasso gestoppt, war zu alt für Schweizer Strassen. Als die Figuren endlich ankamen, waren die meisten beschädigt. Köpfe ab, Gliedmassen fehlten – aber im Bühnenbild sah es dann doch überraschend gut aus.» Auch «I Lombardi» mit einer steilen Bühnenwelle oder der Rummelplatz mit funktionierender Kirmes-Bahn in «Loreley» 2017 seien prägend gewesen. «Jede Produktion hatte ihre eigenen Herausforderungen.»

Technisch habe sich vor allem die Beleuchtung verändert. «Heute arbeiten wir fast nur noch mit LED-Moving-Lights. Beim Bühnenbau nutzen wir CNC-gefertigte Halbfabrikate – viele Abläufe sind aber ähnlich geblieben.» Und: «Der Klosterhof hat für mich eine magische Kraft – aber das Arbeiten auf der grünen Wiese ist anspruchsvoll, mit Touristen, engen Vorgaben und begrenzter Technik.»

Sein Nachfolger Florian Hennige freut sich darauf die Verantwortung zu übernehmen. «Als Stellvertreter konnte ich das Haus, das Team und viele Abläufe intensiv kennenlernen. Besonders wichtig ist mir der offene Austausch – zuhören, verstehen und gemeinsam gestalten.» Zukunftsthemen sieht Hennige bei Materialien und Digitalisierung: «Nachhaltige Werkstoffe sind spannend – etwa im Bühnenbau oder bei temporären Konstruktionen. In der Planung helfen uns digitale Produktionspläne und 3D-Modelle, Prozesse effizienter zu machen.»

Im laufenden Betrieb sei man bereits sehr gut aufgestellt: «Wir arbeiten mit Licht-, Ton- und Videotechnik auf hohem Niveau. Es geht nun um gezielte Weiterentwicklung und smarte Verknüpfung bestehender Systeme.» Zudem pflegt das Haus seit 2006 eine bewährte Zusammenarbeit mit technischen Partnerfirmen. «Sie kennen den Ort und die Abläufe – das spart Zeit und schafft Sicherheit», so Hennige.

Die Übergabe erfolgt organisch. «Es gibt keinen fixen Plan. Vieles lerne ich durch tägliche Zusammenarbeit mit Georges. Sein Erfahrungswissen ist riesig – und lässt sich oft nur im Tun weitergeben.» Hanimann sagt: «Ich wünsche Florian viele erfüllende Momente – und ein starkes Team. Das hat er hier.» «Und ich wünsche Georges einen wunderbaren Ruhestand – mit Reisen, Radsport und neuen Freiräumen. Und ich hoffe, er bleibt uns verbunden.»

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