50 Jahre Berit Klinik

Ein neues Leben ohne Alkohol

Ein neues Leben ohne Alkohol
Sandro Zulian
Lesezeit: 3 Minuten

Wie ich in der Berit Klinik den Mut fand, mir selbst zu helfen.

«Ich heisse Sandro Zulian, bin 35 Jahre alt, lebe in St.Gallen und arbeite als Journalist. Vor drei Jahren war ich an einem Punkt, an dem ich nicht mehr weiterwusste: Der Alkohol hatte längst mein Leben übernommen – beruflich, privat und seelisch. Ich schämte mich und redete mir lange ein, alles im Griff zu haben. Doch eines Tages war klar: Ich brauchte Hilfe. Durch eigene Recherche stiess ich auf die Berit Klinik. Das war der Anfang eines neuen Kapitels.

Als ich zum ersten Mal in Wattwil ankam, war ich voller Angst. Ich wusste nicht, was mich erwartete. Doch aus dieser Angst wurde bald Ruhe, aus der Unsicherheit Zuversicht – und am Ende war der Aufenthalt eine der wichtigsten Entscheidungen meines Lebens. Ich war für eine PSA-Kurzzeittherapie gegen Alkoholabhängigkeit dort, und schon die Atmosphäre in der Klinik hat mich tief beeindruckt. Während viele Entzugseinrichtungen abgeschieden und trostlos wirken, wohnten wir PSA-Patienten in der Berit Klinik im obersten Stock – mit weitem Blick auf das Tal und die Churfirsten. Für mich war das mehr als eine architektonische Entscheidung: Es war ein Symbol dafür, dass ich als Mensch gesehen werde und nicht nur als Suchtpatient.

In dieser Zeit begegnete ich Menschen, die meinen Weg nachhaltig geprägt haben. Besonders Oskar Späh, systemischer Therapeut, hat mir geholfen, die Zusammenhänge zwischen Schicksalsschlägen, Angst und Sucht zu verstehen. Er zeigte mir, dass nicht nur der Süchtige selbst leidet, sondern auch sein Umfeld – und dass Sucht nichts ist, wofür man sich schämen muss. Diese Erkenntnis hat mich verändert.

«Danke, Berit Klinik – dafür, dass ihr mir geholfen habt, mir selbst zu helfen. Das werde ich nie vergessen.»

Auch Priska Eigenmann, Leiterin der PSA, war für mich eine Schlüsselfigur. Ihre ehrliche Freude über meinen erfolgreichen Entzug und meine nun fast dreijährige Abstinenz gehört zu meinen schönsten Erinnerungen. Noch heute stehe ich mit ihr in Kontakt. Und dann war da Andrea Hilfiker, die mich in der Kunsttherapie immer wieder zum Lachen brachte. Sie half mir, Leichtigkeit zu spüren, wo vorher nur Schwere gewesen war.

Die Atmosphäre im Team – zwischen Ärzten, Pflege und Therapeuten – empfand ich als respektvoll und herzlich. Nie hatte ich das Gefühl, «der Alkoholiker» zu sein. Ich war einfach Sandro, ein Mensch auf dem Weg, sich selbst wiederzufinden. Dieses Gefühl, gleichwertig behandelt zu werden, war für mich von unschätzbarem Wert.

Ich habe in dieser Zeit viel gelernt. Vor allem, dass Hilfe anzunehmen keine Schwäche ist, sondern Stärke. Und dass ein Leben ohne Alkohol nicht nur möglich, sondern besser ist. Ich weiss heute, dass niemand einfach so trinkt, sondern dass fast immer etwas dahintersteckt – Schmerz, Verlust, Angst oder Leere.

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Manchmal denke ich an den Moment zurück, als ich im Freibad Wattwil vom Dreimeter-Turm sprang. Der anderthalbfache Salto war zwar eher eine «4 von 10», aber er bedeutete für mich: Mein Körper funktioniert noch, und ich kann wieder etwas wagen.

Rückblickend bin ich dankbar – für die Menschen, die mir begegnet sind, und für die Klinik, die mir half, mir selbst zu helfen. Ich habe durch meinen Entzug nicht nur Nüchternheit gewonnen, sondern auch Achtsamkeit, Stärke und Mitgefühl. Wenn mich heute jemand fragt, ob ich die Berit Klinik empfehlen würde, sage ich: Unbedingt. Ich kenne bereits drei Menschen, die durch meine Geschichte ebenfalls den Weg dorthin gefunden haben. Und ich weiss: Es lohnt sich.

Danke, Berit Klinik – dafür, dass ihr mir geholfen habt, mir selbst zu helfen. Das werde ich nie vergessen.»

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