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Reinraum Buchs als Innovationsmotor der Ostschweiz

Reinraum Buchs als Innovationsmotor der Ostschweiz
Tobias Lamprecht
Lesezeit: 3 Minuten

Der Reinraum am Campus Buchs der OST – Ostschweizer Fachhochschule ist ein zentrales Element des Sensor Innovation Hub. Dahinter verbirgt sich eine starke Kooperation zwischen RhySearch, der Fachhochschule OST und dem Switzerland Innovation Park Ost. Eine Partnerschaft, auf deren Grundlage die Zusammenarbeit zwischen Forschung, Industrie und Startups in der Ostschweiz intensiviert wird.

Im Reinraum werden unter streng kontrollierten Umgebungsbedingungen Hightech-Komponenten entwickelt, gefertigt und getestet. Tobias Lamprecht, Institutsleiter IMP und Professor für Mikrotechnik an der Ostschweizer Fachhochschule OST, leitet den Sensor Innovation Hub, zu dem der Reinraum gehört. Er befasst sich mit dem Aufgleisen von Kooperationen und Projekten sowie der strategischen Vernetzung mit Partnern aus Industrie und Forschung. «Wir tüfteln täglich an optimierten Herstellprozessen und innovativen Produkten», sagt Lamprecht. «Die Infrastruktur stellt uns immer wieder vor Herausforderungen, ermöglicht aber zugleich Fortschritt auf höchstem Niveau.»

«Startups setzen wichtige Impulse und profitieren von unserer Infrastruktur.»

Präzision auf Mikroebene

Der Reinraum bietet eine vollständige Fertigungslinie, mit der sich Produkte miniaturisieren und durch Photonik verbessern lassen. Dabei kommen hochpräzise Verfahren wie Lithographie und Ätzen zum Einsatz. Diese ermöglichen es, funktionale Schichten unterschiedlichster Materialien aufzubringen und hunderte Bauteile gleichzeitig zu strukturieren. Solche Prozesse sind auch aus der Chipproduktion bekannt und essenziell für die Entwicklung moderner Sensoren. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Herstellung nahezu perfekter optischer Schichten für Komponenten der Optikindustrie.

Am Ende werden die unterschiedlichen Technologien in einem einzigen System integriert. So entstehen miniaturisierte Produkte, die eine höhere Leistungsfähigkeit bieten als konventionell gefertigte Bauteile. Solche Technologien bilden die Grundlage für Fortschritte in Branchen wie Health-Tech, Präzisionsinstrumente, Photonik und Quantentechnologien.

Drehscheibe für Innovation und Startups

Die Verbindung zwischen der Fachhochschule OST, RhySearch unddem Switzerland Innovation Park Ost schafft ein leistungsfähiges Innovationsökosystem, das Wissenschaft und Wirtschaft eng verzahnt. «RhySearch leistet Spitzenforschung im Bereich optischer Beschichtungen, während wir sehr stark sind bei der Integration moderner Technologien in kleiner werdenden Systemen. Startups setzen wichtige Impulse und können sich bei uns einmieten, ohne selbst hohe Investitionen tätigen zu müssen», erklärt Lamprecht.

Ein Beispiel dafür ist die matriq AG. Das Spin-off der OST hatte seine Anfänge im Reinraum und ist heute im Switzerland Innovation Park Ost in St.Gallen beheimatet. Es steht stellvertretend für die enge Verzahnung von angewandter Forschung und Unternehmensentwicklung in der Region. Auch internationale Unternehmen und Startups nutzen die Infrastruktur.

So arbeitet ein schwedisches Jungunternehmen an einem neuartigen Mikrofon, das besser ist als das menschliche Gehör. Möglich wird das durch hochpräzise Technologien aus Buchs, wie sie auch im Projekt UniCoRN zum Einsatz kommen. Gemeinsam mit der Industrie forscht RhySearch in diesem Projekt an einer Anlage, die hochwertige Beschichtungen auf grossen dreidimensionalen optischen Komponenten ermöglicht. Dieses neue Anlagenkonzept hat das Potenzial, Beschichtungstechnologien in verschiedenen Branchen entscheidend voranzubringen.

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Ausbildung und Technologietransfer

Neben der industrienahen Forschung spielt der Reinraum eine entscheidende Rolle in der Ausbildung an der OST. Studierende und Fachkräfte lernen hier die modernsten Fertigungsprozesse kennen. «Absolventen tragen das Know-how nach draussen und stärken damit das Innovationsnetzwerk», sagt Lamprecht. Dieses Wissen fliesst direkt in die Wirtschaft zurück und schafft eine stabile Grundlage für die Weiterentwicklung der Region.

«Ohne Reinraum wären viele Schlüsseltechnologien nicht denkbar.»

Internationale Strahlkraft

Wie wichtig solche Infrastrukturen für internationale Innovationsprojekte sind, zeigt ein besonderes Beispiel: Für die «kleinste Violine der Welt» der Loughborough University kam ein Präzisionsgerät aus der Schweiz zum Einsatz (Heidelberg Instruments Nano AG). Die Technologie dieses Geräts wurde in Innovationsprojekten mit der OST weiterentwickelt. Ohne Reinraum wären solche Entwicklungen nicht denkbar. Miniaturisierte Komponenten sind heute die Basis vieler Schlüsseltechnologien, von Hochleistungssensoren bis hin zu modernen Mobiltelefonen.

Zukunft aktiv gestalten

Der Sensor Innovation Hub wird seine technologischen Möglichkeiten in den kommenden Jahren weiter ausbauen und in Zukunftstechnologien investieren. «Wir wollen Unternehmen aus Schlüsselbranchen bei der Entwicklung neuer Produktgenerationen unterstützen», so Lamprecht. Die Schwerpunkte liegen auf Gesundheitstechnologien, Präzisionsinstrumenten, Quantentechnologien und Photonik. 

Wichtige Schnittstellen zwischen Forschung und Industrie sind Veranstaltungen wie der Technology Roundtable. Sie schaffen Raum für Austausch und Kooperation, damit der Reinraum auch künftig optimal auf die Bedürfnisse der Industrie ausgerichtet bleibt. Der Reinraum in Buchs ist damit weit mehr als ein Labor. Er ist ein Ort, an dem Zukunftstechnologien entstehen, Wissen fliesst und Partnerschaften zwischen Wissenschaft und Wirtschaft wachsen. Als Herzstück des Sensor Innovation Hubs trägt er entscheidend zur Innovationskraft der Ostschweiz bei.

Text: Patrick Stämpfli

Bild: Marlies Beeler-Thurnheer

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