Klimafreundliche Wärme für die Ostschweiz

Marco Huwiler, die Gründung der WNO AG klingt vielversprechend. Was hat den Ausschlag dafür gegeben?
Sowohl die Schweiz als auch die Ostschweizer Kantone haben klare Energieziele, insbesondere im Wärmebereich. Doch das Potenzial, diese Transformation hin zu einer erneuerbaren Wärmeversorgung zu realisieren, bleibt oft ungenutzt. Gemeinden möchten den Umstieg vollziehen, stehen jedoch vor finanziellen und personellen Herausforderungen. Hier setzen wir an. Unsere sieben Gründungsaktionäre* haben sich zusammengeschlossen, um Synergien zu schaffen und gemeinsam die Wärme-Transformation voranzutreiben.
Mit dem Ziel …
… innovative und klimafreundliche Wärmeverbunde für die Ostschweiz zu entwickeln, zu finanzieren, umzusetzen und zu betreiben. Unser Vorteil ist, dass wir bereits lokal verankert sind, die Kundenbeziehungen in den Gemeinden, die Kooperationen mit den politischen Gremien sowie das Vertrauen in die Gründungspartner bereits vorhanden sind. Damit machen wir die Region nicht nur nachhaltiger, sondern setzen neue Massstäbe in der Wärmeversorgung. Die Ostschweiz soll Vorreiter in der erneuerbaren Wärmeversorgung werden.
Warum reicht es nicht, dass Gemeinden oder Unternehmen diese Projekte selbstständig umsetzen?
Der entscheidende Vorteil liegt in der Zusammenarbeit, mit der Ressourcen sowie Kompetenzen gebündelt werden können. Als Public-Private-Partnership können wir fokussiert agieren sowie Projekte systematisch und standardisiert umsetzen. Auch die Finanzierung ist ein wichtiger Punkt: Ein Wärmeverbund beinhaltet eine erhebliche Vorinvestition, und die Rendite zeigt sich erst verzögert. Durch unseren Zusammenschluss können wir Vorinvestitionen teilen und finanzielle Risiken minimieren.
«Die Energiewende ist nicht nur eine ökologische, sondern auch eine wirtschaftliche Chance.»
Wie ist die Wärme Netz Ostschweiz AG organisiert, um diese Synergien optimal zu nutzen?
Die WNO AG wurde im Dezember 2024 gegründet; im ersten Quartal 2025 folgt die Tochtergesellschaft WNO Betrieb AG, die operativ tätig sein und Personal anstellen wird. Für jeden neuen Wärmeverbund gründen wir eine eigene Aktiengesellschaft, an der sich etwa die jeweilige Standortgemeinde und weitere Partner beteiligen können. So bündeln wir Kompetenzen für Finanzierung, Entwicklung, Planung, Bau sowie insbesondere für Betrieb und Unterhalt, und schaffen ein stabiles Kompetenzzentrum. Die Grundfinanzierung für die ersten rund fünf Jahre wird über die Aktionäre sichergestellt. Die einzelnen Wärmeprojekte werden mittels einer Konsortialfinanzierung durch Dritte realisiert.
Ab wann rechnen Sie mit den ersten sichtbaren Erfolgen?
Derzeit befinden wir uns in der Konstituierungsphase, in der wir die Organisation aufbauen und weitere Ausbau-Aktionäre aus Gemeinden, Unternehmen und technischen Betrieben sowie zusätzliche Finanzierungsgesellschaften gewinnen. Ab Mitte 2025 beginnt die Aufbauphase mit der ersten Entwicklung eines Wärmeverbundes, der ab 2028 ans Netz gehen soll.
Konkret: Welche Vorteile bringt Ihre Lösung für Gemeinden?
Gemeinden stehen oft vor der Herausforderung, eine nachhaltige Wärmeversorgung umsetzen zu wollen, ohne die finanziellen und personellen Risiken allein tragen zu müssen. Unser Modell erleichtert den Umstieg durch die Bündelung von Ressourcen und die Vermeidung von Risiken. Gemeinden erhalten zuverlässige und budgetierbare Energiepreise sowie eine garantierte Versorgungssicherheit. Zudem können Standortgemeinden und Unternehmen ihre Energiebilanz verbessern und sich aktiv am Wärmeverbund beteiligen. Das ist ein Gewinn für alle.
Welche Botschaft möchten Sie Gemeinden, Unternehmen und Investoren mitgeben?
Die Energiewende ist nicht nur eine ökologische, sondern auch eine wirtschaftliche Chance. Wir schaffen eine ganzheitliche Lösung und laden alle ein, z. B. als Finanzierungspartner oder Ausbau-Aktionär, Teil davon zu werden. Weitere Informationen dazu unter: www.wno.ch
*Gründungsaktionäre: EKT Holding AG, Gemeinde Uzwil, Ortsgemeinde Wil, St.Gallisch-Appenzellische Kraftwerke AG, Schmid AG energy solutions, Technische Betriebe Flawil, Technische Betriebe Wil
Was ist ein Wärmeverbund?
Ein Wärmeverbund versorgt, ähnlich einer grossen Zentralheizung, mehrere Gebäude über ein gemeinsames, thermisches Wärmenetz. Dabei wird die Wärme über gut isolierte Rohre in Form von heissem Wasser zugeleitet (rot). Das in den Heizungen abgekühlte Wasser fliesst über ein zweites Rohr (blau) in die Heizzentrale (Produktionsstätte) zurück, wodurch der Kreislauf geschlossen ist.