KI wirkt wissend, ist aber ahnungslos

Frau Gut, warum ist das Thema Künstliche Intelligenz für die Bildung von Kindern und Jugendlichen heute besonders relevant?
Laut der JAMES-Studie 2024 nutzen bereits 30 % der 12- bis 19-Jährigen mindestens einmal pro Woche KI-Tools. Es ist daher entscheidend, dass Jugendliche nicht nur die Funktionsweise dieser Technologien verstehen, sondern auch lernen, ihre Ergebnisse kritisch zu hinterfragen. Nur so können sie die Chancen von KI verantwortungsvoll nutzen und sich in einer zunehmend digitalen Welt kompetent bewegen.
Wie kam es dazu, dass Smartfeld eigene Bildungsangebote im Bereich KI entwickelt hat?
Wir greifen bei Smartfeld immer aktuelle MINT-Themen auf, die für die Bildung besonders relevant sind. Künstliche Intelligenz verändert das Lernen und den Unterricht rasant. Viele Lehrpersonen haben jedoch nicht die nötige Zeit, alle Entwicklungen zu verfolgen und direkt in ihren Unterricht einzubinden. Deshalb haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, praxisnahe Bildungsangebote zu entwickeln, die Lehrpersonen und Schülerinnen und Schülern den Einstieg in das Thema KI erleichtern.
Was war Ihnen bei der Konzeption der Kurse besonders wichtig?
Unsere Kurse sind so gestaltet, dass sie sowohl Einsteigerinnen und Einsteiger als auch Fortgeschrittene abholen – von der ersten Begegnung mit KI-Tools bis hin zu vertieften Projekten. Inhaltlich legen wir grossen Wert darauf, Grundlagen von KI zu vermitteln, etwa wie Algorithmen trainiert werden oder warum man KI-Ergebnisse kritisch hinterfragen muss.
«Für guten Unterricht bleibt die Lehrperson zentral – auch mit KI.»
Und wie setzen Sie das methodisch um?
Methodisch arbeiten wir mit einer Mischung aus praxisnahen Übungen, interaktiven Formaten und Reflexionsphasen. So wollen wir den Jugendlichen nicht nur Wissen vermitteln, sondern sie auch zu einem reflektierten und verantwortungsvollen Umgang mit KI befähigen.
Welche Zielgruppen sprechen Sie an – und wie läuft ein typischer Kurs ab?
Unsere Angebote richten sich an Schulklassen der Sek I und Sek II sowie an ihre interessierten Lehrpersonen. Die Kurse sind als Halbtagesformate konzipiert und bewusst hoch interaktiv gestaltet.
Wie gelingt es, ein so komplexes Thema verständlich zu machen?
Wir vermitteln KI praxisnah: Die Jugendlichen arbeiten mit einfachen Tools, probieren Konzepte der KI selbst aus und reflektieren gemeinsam, wie KI funktioniert, wo ihre Grenzen liegen und welche gesellschaftlichen Fragen damit verbunden sind.
Auch interessant
Gibt es Rückmeldungen, die Sie besonders gefreut haben?
Aufseiten der Jugendlichen freut es uns immer wieder, wenn plötzlich durchbricht, dass «die KI» nicht wirklich wissend ist, sondern ahnungslos. Denn sie fühlt sich ja doch oft richtig klug an – vielleicht ist «mächtig» das besser passende Wort. Und mächtig gefreut hat uns, dass unsere diesjährige Schwerpunkt-Tagung zu KI schon fünf Wochen vor dem Event ausgebucht war. Es braucht interessierte Lehrpersonen und Schulleitungen, um eine informierte Diskussion über KI in der Schule führen zu können.
Wie wichtig ist die Zusammenarbeit mit Partnerinstitutionen?
Dank starker Partner wie der OST (ICAI), der Universität St.Gallen (IEM) und der PHSG können wir KI-Workshops für Sek I, Sek II und die Berufsbildung mit starkem Praxisbezug und hoher Aktualität entwickeln. Der Austausch mit Partnern wie Empa, den Berufsschulen gbs und bzbs sowie dem Startup-Umfeld im Switzerland Innovation Park Ost zeigt uns früh neue Trends in der KI-Nutzung in Forschung, Bildung und Wirtschaft auf.
Wohin entwickelt sich das Thema KI-Bildung bei Smartfeld?
In der KI-Welt ändert sich vieles rasant – als agiles Bildungslabor können und wollen wir auf das Potenzial neuer Technologien reagieren. Wir fragen uns, wie guter MINT-Unterricht in Zukunft aussehen kann – und wie sich gute Konzepte schon heute mit Lehrpersonen und Jugendlichen umsetzen lassen. Daher freuen wir uns, gemeinsam mit der Ursimone Wietlisbach Foundation den AI Education Accelerator zu starten – und uns auch national mit Expertinnen und Experten zu vernetzen. Denn wir glauben auch «mit KI» daran: Für guten Unterricht ist die fähige und motivierte Lehrperson zentral.
Text: Patrick Stämpfli
Bild: Marlies Beeler-Thurnheer