ASTAG Transporflash April 2023

Nachwuchsförderung bei der ASTAG

Nachwuchsförderung bei der ASTAG
Markus Manser, Gallus Bürgisser
Lesezeit: 3 Minuten

Viele Unternehmen in der Schweiz haben grosse Mühe, genügend Lernende zu finden. Auch die Transportbranche ist davon nicht ausgenommen. Bei der ASTAG ist die Nachwuchsförderung deshalb eines der strategischen Hauptziele für die nächsten Jahre.

Seit 2019 gehen in der Schweiz mehr Menschen in Rente, als dass Junge nachrücken. Dazu kommt, dass ein Drittel der Berufsfahrerinnen und -fahrer in den nächsten 10 Jahren pensioniert wird. Eine Verschärfung des Fachkräftemangels ist somit vorprogrammiert. «Neuste Berichte weisen darauf hin, dass es in ganz Europa zunehmend an Chauffeuren fehlt. Auch die Schweiz bleibt von dieser Entwicklung nicht verschont. Die Nachfrage nach Fachkräften wird also weiter steigen», ist sich ASTAG-Vizedirektor Gallus Bürgisser sicher.

Raus aus der Komfortzone

Mit ein Grund für den Mangel seien die veränderten Ansprüche der Jugendlichen an ihre  Arbeitgeber, meint ASTAG OFL-Berufsbildungsobmann und Leiter Lehrlingswesen Markus Manser: «Der Reiz der grossen Freiheit, welche der Beruf mit sich bringt, ist im Zeitalter der Digitalisierung nicht mehr so begehrenswert. Um diesen Beruf auszuüben, muss man sich aus seiner Komfortzone lösen. Dazu gehören: früher Arbeitsbeginn, unregelmässige Arbeitszeiten, selbständiges Arbeiten und eine hohe Verantwortung.» 312 Jugendliche schweizweit waren 2022 aber gerne bereit, sich aus ihrer Komfortzone zu lösen und haben die dreijährige Lehre als Strassentransportfachmann/-frau EFZ in Angriff genommen. «Das ist Rekord!», freut sich Gallus Bürgisser.

«Motivation und Interesse, Neues zu lernen, ist bereits die halbe Miete.»

Markus Manser

Unterschiedliche Förderprogramme

Die Transportbranche investiert bereits seit Mitte der 1960er-Jahre in den Nachwuchs. Damals wurde unter anderem die «Lastwagenführerlehre»  ins Leben gerufen. «Bis heute haben sich die Grundbildungen bewährt», sagt Bürgisser. Zudem hat die ASTAG das Angebot stetig ausgebaut und fördert das digitale Lernen. «Im Kurswesen setzten wir etwa mit unseren CZV-E-Learning-Kursen auf eine effiziente Wissensvermittlung, nicht nur analog, sondern eben auch digital!», so Bürgisser. «Die ASTAG-Zentrale unterstützt zudem die Sektionen in allen Belangen der Aus- und Weiterbildung», ergänzt Markus Manser. «Sie stellt Material und Dienstleistungen für die Organisation der Berufsmessen zur Verfügung und organisiert Kurse und Weiterbildungen. Ebenfalls pflegen wir unsere Homepage ‹Profis on Tour› und präsentieren uns an Veranstaltungen wie beispielsweise den Swiss-Skills im besten Licht.»

  

Spezielle Angebote für Quereinsteiger

Ohne Quereinsteiger wäre der Fachkräftemangel in der Transportbranche vermutlich noch grösser. Um Quereinsteigern den Berufswechsel zu vereinfachen, ging die ASTAG diverse Kooperationen ein. Insbesondere wegen der hohen Kosten, die dabei anfallen. «Diese sind die Folge der CZV-Zulassung, ohne die keine gewerbsmässigen Transporte ausgeführt werden dürfen», sagt Markus Manser. «Weil die Kosten viele Private abschrecken, wird häufig vereinbart, dass diese vom künftigen Arbeitgeber vorfinanziert werden. Wo dies nicht möglich ist, konnte zum Beispiel mit der ‹DEAR Foundation-Solidarité Suisse› eine Kooperation gefunden werden. Diese kann Fördergelder für die Ausbildungskosten vergeben», ergänzt Gallus Bürgisser.

Und was muss ein Quereinsteiger oder eine Quereinsteigerin mitbringen? «Motivation und Interesse, Neues zu lernen, ist bereits die halbe Miete», sagt Markus Manser. Je nach Betrieb werden Quereinsteiger bereits als Fahrer Kat. B eingesetzt und können nach einer kurzen Einarbeitungszeit mit dem Lieferwagen selbständig Transporte ausführen. «Berufsbegleitend werden sie auf die theoretische Prüfung Kat. C vorbereitet und nach bestandener Theorie werden dann die Fahrstunden bis zur Prüfungsreife der Kat. C durchgeführt. Ab diesem Zeitpunkt können sie selbständig Arbeiten im täglichen Einsatz ausführen», so Manser weiter. Zum Erlangen der CZV-Zulassung müssen Quereinsteiger danach noch zwei Prüfungen ablegen.

«Der Fachkräftemangel wird ganz Europa erfassen.»

Gallus Bürgisser

Gesamte Branche ist gefordert

Das Ziel der ASTAG ist, möglichst viele Personen im Inland für den Fahrerberuf zu gewinnen. Dafür wird sowohl die berufliche Grundbildung als auch der Quereinstieg gleichermassen vorangetrieben. «Grundsätzlich ist jedoch die gesamte Branche gefordert, sich attraktiv für Jugendliche und Quereinsteigende zu präsentieren», sagt Gallus Bürgisser. «Ein grosses Potenzial liegt auch bei den Frauen. Deren Anteil ist unterdurchschnittlich. Hier ist es wünschenswert, Frauen vermehrt für den Beruf zu begeistern.»

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