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Der Thurgauer Immobilienmarkt bleibt auf Wachstumskurs

Der Thurgauer Immobilienmarkt bleibt auf Wachstumskurs
Lars Ullmann, Oliver Goldinger, Martin Kull
Lesezeit: 5 Minuten

Der Thurgauer Immobilienmarkt wird aktuell von einer stabilen Nachfrage und steigenden Preisen geprägt. Trotz globaler Unsicherheiten und wirtschaftlicher Herausforderungen bietet er weiterhin attraktive Perspektiven. Wie beurteilen ansässige Immobilienexperten die aktuellen Entwicklungen? Wie positioniert sich der Thurgau im Vergleich mit anderen Regionen?

Der Thurgauer Immobilienmarkt bleibt trotz der weltweit spürbaren wirtschaftlichen Unsicherheiten ein stabiler Wachstumsmarkt. Besonders die Nachfrage nach Wohnimmobilien zeigt einen klaren Aufwärtstrend. Laut dem Thurgauer Eigenheim-Index der Thurgauer Kantonalbank sind die Preise für Wohneigentum im letzten Jahr um 5,5 Prozent gestiegen – ein deutliches Plus im Vergleich zum nationalen Durchschnitt von 4,2 Prozent. In den Städten Frauenfeld, Weinfelden und Kreuzlingen sind vor allem Einfamilienhäuser sowie Eigentumswohnungen gefragt. Auch im ländlichen Raum sind Immobilien gefragt, wenn sie sich in attraktiven Lagen befinden.

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«Die Nachfrage nach Wohnraum ist weiterhin hoch. Insbesondere gut erschlossene Zentrums- und Seelagen mit Aussicht und Naherholungsräumen sind gefragt», sagt etwa Martin Kull, CEO von HRS in Frauenfeld. Diese Trends spiegeln sich auch in den langfristigen Prognosen wider: Experten gehen davon aus, dass die Nachfrage nach Wohnimmobilien aufgrund des begrenzten Angebots auch in den kommenden Jahren steigen wird. Der Kanton profitiert von einer hohen Lebensqualität, der Nähe zu Zürich und der Lage am Bodensee.

«Die Realität ist aber oft weniger dramatisch, als sie in den Medien dargestellt wird, wo meist nur von steigenden Preisen die Rede ist – was für uns Marktteilnehmer allerdings positiv ist», ergänzt Oliver Goldinger, Mitglied der Geschäftsleitung von Goldinger Immobilien.

Doch die Kaufbereitschaft hat sich verändert: Wie Goldinger feststellt, hinterfragen Kaufinteressierte heute die Preisgestaltung und sind weniger bereit, überhöhte Preise zu akzeptieren. Während der Corona-Jahre seien Immobilien teilweise zu 10 bis 15 Prozent über dem Marktwert verkauft worden. Es habe eine gewisse Goldgräberstimmung geherrscht. Das aktuelle Umdenken bei den Konsumenten bedeutet, dass die korrekte Preisfindung noch wichtiger geworden ist. «Wenn Immobilien zu teuer ausgeschrieben werden, sinkt die Nachfrage spürbar. Eine zu lange Vermarktungsdauer kann nicht nur die Reputation eines Objekts schädigen, sondern auch dessen Wert beeinflussen», weiss Goldinger.

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Gewerbeimmobilien: Selektive Nachfrage

Bei den Gewerbeimmobilien zeigt sich eine differenzierte Entwicklung. Während in einigen Sektoren wie flexiblen Büroflächen weiterhin eine stabile Nachfrage herrscht, kämpfen speziell Bürogebäude und gewerblich genutzte Immobilien in bestimmten Nischen mit einer gedämpften Marktlage. Die weltwirtschaftliche Unsicherheit und der Anstieg der Betriebskosten setzen den Markt für Gewerbeimmobilien unter Druck.

«Der Markt für Gewerbeimmobilien ist schwieriger einzuschätzen», so Goldinger. Die Nachfrage nach Büroflächen ist in den letzten Monaten zurückgegangen, was in vielen Fällen mit der allgemeinen wirtschaftlichen Lage und den veränderten Arbeitsmodellen nach der Pandemie zusammenhängt. Besonders in Regionen, in denen flexible Nutzungsmöglichkeiten gefragt sind, sehen Experten jedoch auch Potenzial.

Die wirtschaftlichen Herausforderungen und geopolitischen Unsicherheiten wirken sich besonders auf den Büroflächenmarkt aus, was potenzielle Investoren und Entwickler dazu zwingt, die Marktbedingungen genauer zu beobachten und flexiblere Konzepte zu entwickeln.

«Die Realität ist oft weniger dramatisch, als sie in den Medien dargestellt wird.»

Baulandpreise: intensiver Wettbewerb um Zentren

Ein zentrales Thema auf dem Thurgauer Immobilienmarkt sind die Baulandpreise, die aufgrund der anhaltend hohen Nachfrage weiter steigen. Besonders in den beliebten Städten Frauenfeld, Weinfelden und Kreuzlingen ist Bauland ein knappes Gut, was zu einem intensiven Wettbewerb führt.

In beliebten Gemeinden wird derzeit nicht genügend neuer Wohnraum geschaffen, um die wachsende Nachfrage zu decken. In diesen Regionen sind die Preise für freie Grundstücke signifikant gestiegen – eine Entwicklung, die sich voraussichtlich auch in den kommenden Jahren fortsetzen wird. Laut dem Thurgauer Eigenheim-Index der Thurgauer Kantonalbank sind die Baulandpreise im letzten Jahr um 4,5 % gestiegen.

«Das begrenzte Baulandangebot in beliebten Lagen sorgt für weiterhin steigende Preise», erklärt Lars Ullmann, Mitglied der Geschäftsleitung von Thoma Immobilien Treuhand. Gleichzeitig gibt es Regionen im Kanton, in denen ein Überangebot an Eigentumswohnungen entsteht. Gemäss Oliver Goldinger könnte es Jahre dauern, bis dieses vom Markt absorbiert wird.

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Bewilligungsprozesse hemmen Bautätigkeit

Eine der grössten Herausforderungen für Investoren und Entwickler im Kanton Thurgau sind die langwierigen und bürokratischen Bewilligungsprozesse. Sowohl im Wohnbau als auch bei Gewerbeprojekten verzögern sich Genehmigungsverfahren oft erheblich, was den Immobilienentwicklungsprozess unnötig in die Länge zieht.

«Die langen Bewilligungsprozesse behindern die Schaffung neuen Wohnraums», bestätigt Ullmann. Dies wirkt sich nicht nur auf den Markt aus, sondern verstärkt auch den Preisdruck, da begrenztes Angebot und steigende Nachfrage nicht im Einklang mit einer beschleunigten Projektentwicklung stehen. In der Schweiz müssten mehr Mietwohnungen gebaut werden, um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden. Oliver Goldinger betont aber auch: «Angesichts steigender Land- und Baukosten rechnet sich der Mietwohnungsbau kaum noch – es sei denn, die Mieten würden markant ansteigen.»

Um dem entgegenzuwirken, fordern Experten wie Goldinger eine aktive politische Förderung von Projekten, um bürokratische Hürden zu überwinden und die Entwicklung von neuem Wohnraum zu beschleunigen. «Es braucht ein gesellschaftliches und politisches Umdenken. Statt Projekte zu blockieren, sollten diese aktiv gefördert werden, um die dringend benötigten Wohnungen zu schaffen.»

«Wirtschaftliche Unsicherheiten und Rezessionsängste wirken sich negativ auf die Kaufentscheidungen aus.»

Zinsen, Unsicherheiten und ihre Auswirkungen

Das Zinsumfeld spielt eine wichtige Rolle auf dem Immobilienmarkt, da es direkten Einfluss auf die Kaufentscheidungen von Investoren und Käufern hat. Nach den Zinssteigerungen der letzten Jahre, die eine deutliche Belastung für Immobilienkäufer darstellten, beobachten Experten nun eine leichte Abkühlung der Zinsen. Diese Entwicklung könnte die Nachfrage nach Wohneigentum wieder ankurbeln, jedoch bleibt die geopolitische Unsicherheit ein dämpfender Faktor.

«Die Nachfrage nach Wohneigentum wird durch sinkende Zinsen weiterhin unterstützt, allerdings wirken sich wirtschaftliche Unsicherheiten und Rezessionsängste negativ auf die Kaufentscheidungen aus», erklärt Ullmann. Dies führt dazu, dass potenzielle Käufer wieder vermehrt auf den Mietmarkt ausweichen, was die Nachfrage nach Mietwohnungen weiter anheizt. Im Vergleich zum Grossraum Zürich bleibt Wohneigentum im Kanton Thurgau allerdings auch mit tieferen Budgets oder gängigen Einkommen erschwinglicher.

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Der Thurgau bleibt interessant

Die mittel- und langfristigen Aussichten für den Immobilienmarkt im Kanton Thurgau bleiben trotz der Herausforderungen positiv. Der Kanton profitiert nicht nur von einer hohen Lebensqualität, sondern auch von einer stabilen demografischen Entwicklung und einer anhaltend hohen Zuwanderung, die den Bedarf an Wohnraum weiter anheizen wird. «Die Nachfrage wird weiter steigen, während das Angebot nicht im gleichen Tempo wachsen wird. Dies führt zu weiterhin steigenden Preisen sowohl für Mietobjekte als auch für Wohneigentum», prognostiziert Goldinger.

Auch Ullmann sieht den Kanton Thurgau durch die hohe Lebensqualität und das kontinuierliche Wachstum im Immobiliensektor gut aufgestellt: «Die Nachfrage für Eigentum und Mietwohnungen wird anhalten, solange sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht substanziell verändern. Wir gehen davon aus, dass der Markt auch in den kommenden Jahren stabil bleiben wird.»

«Wir gehen davon aus, dass der Markt auch in den kommenden Jahren stabil bleiben wird.»

Text: Pascal Tschamper

Bild: zVg

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