Nicht nur private Projekte profitieren

Klimafreundlicher Stromkonsum mit Wirkung vor Ort – das ist die Idee hinter dem Naturstromfonds Ostschweiz. Wer Naturmade-zertifizierten Strom bezieht, finanziert damit konkrete Umweltprojekte in der Region. «Für jede verkaufte Kilowattstunde aus Photovoltaik oder aus Naturmade-Star-zertifizierter Wasserkraft fliessen 0,7 Rappen in den Fonds», sagt Björn Schneider, Leiter des Naturstromfonds Ostschweiz mit Sitz in St.Gallen. Allein im Jahr 2024 kamen so 374'294 Franken zusammen.
Getragen wird der Fonds von über 30 Energieversorgern aus der Ostschweiz, darunter die Feuerschaugemeinde Appenzell, die Technischen Betriebe Goldach, Elektra Berneck, die Elektrizitätsversorgung Steinach, die Technischen Betriebe St.Margrethen oder die SAK. Die Energieplattform AG übernimmt im Hintergrund die Beschaffung, das Produktmanagement sowie die Zertifizierung. «So erhalten die Versorger ein nachhaltiges Stromprodukt, das dank des Fonds einen echten ökologischen Mehrwert schafft», betont Schneider.
Finanzierung für Biodiversität und Bildung
Gefördert werden in erster Linie Projekte in den Bereichen Ökologie, Nachhaltigkeit, Innovation, Bildung und Energieeffizienz. Die Vielfalt der geförderten Vorhaben ist gross: In Rüthi etwa wurde die Sportanlage Rheinblick naturnah umgestaltet – mit einem Förderbeitrag von 10’024 Franken. Entstanden sind drei artenreiche Blumenwiesen, Ruderalflächen mit Sandlinsen für Wildbienen, Steinhaufen, Wurzelstöcke und eine Wildhecke. Ergänzt wurde die Aufwertung durch eine Sitzgelegenheit im Schatten sowie eine Informationstafel. Laut Fonds ist das Projekt bislang einzigartig in der Region.
In Sargans schuf die Pädagogische Hochschule St.Gallen auf dem Campus biodiverse Aussenlernräume. Neben dem unmittelbaren Umweltbezug dient das Projekt als Lernumfeld für künftige Lehrer. Unterstützt wurde es mit 32’977 Franken.
Im Rheintal setzte der Verein Pro Riet mit 20’820 Franken Förderung mehrere Massnahmen zur ökologischen Verbesserung der Landschaft um. Unterstützt wurden Landwirte bei der Anlage von artenreichen Blumenwiesen und bei Pflanzungen mit einheimischen Gehölzen. Zudem wurden zwei Weiher saniert. Insgesamt wurden zehn Flächen mit einer Gesamtgrösse von rund 49’000 Quadratmetern aufgewertet.
Jüngstes Beispiel ist die Revitalisierung des Sevelerbachs in Sevelen, die mit 60’000 Franken unterstützt wurde. Der eingedolte Bach wird mit Uferabflachungen, Kiesbänken, Totholz und variierenden Gerinnebreiten naturnah gestaltet. Ziel ist es, einen ökologisch wertvollen Lebensraum für Fisch- und Amphibienarten zu schaffen – und gleichzeitig einen Begegnungsraum für die Bevölkerung. Flache Zugänge, Trampelpfade und Sitzgelegenheiten sorgen künftig für gute Erreichbarkeit.
Anträge auf Förderung können unkompliziert über die Website eingereicht werden. Das Lenkungsgremium entscheidet viermal jährlich über die Vergabe der Mittel. «Im Zentrum stehen Projekte mit konkretem Nutzen für Umwelt, Bildung und die Bevölkerung», so Schneider.
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Netzwerk mit Wirkung
Der Naturstromfonds ist nicht nur eine Finanzierungsquelle, sondern versteht sich auch als Plattform zur Vernetzung. «Durch die geförderten Projekte kommen Gemeinden, Schulen, Unternehmen, Vereine und private Initiativen miteinander in Kontakt», sagt Schneider. So entstehen neue Partnerschaften und Folgeprojekte – ein Nebeneffekt, der den regionalen Zusammenhalt stärkt und den Wissenstransfer fördert.
Ein besonderer Fokus liegt auf dem Thema Biodiversität. «Es hat für uns höchste Priorität», unterstreicht Schneider. Viele Projekte verfolgen das Ziel, Lebensräume ökologisch aufzuwerten oder die Artenvielfalt zu fördern. Die Wirkung auf die Ostschweizer Wirtschaft sei zwar schwer messbar, doch der langfristige Nutzen sei unbestritten. «Gerade Bildungsprojekte tragen dazu bei, dass Kinder frühzeitig für Nachhaltigkeit sensibilisiert werden – ein Gewinn für die ganze Region.»
«Wer eine gute Idee hat, findet beim Naturstromfonds einen verlässlichen Partner.»
Ideen aus der Wirtschaft gefragt
Obwohl der Fonds bisher hauptsächlich Gemeinden, Vereine und private Träger unterstützt, könnten künftig auch KMU einbezogen werden – etwa mit innovativen Projekten in den Bereichen Energieeffizienz oder nachhaltige Betriebsführung. Bisher sei dies eher selten der Fall, da sich die Förderung stark an gemeinwohlorientierten Kriterien orientiere. Die Förderbereiche selbst werden durch die Vorgaben des Labels Naturmade bestimmt. «Neue Schwerpunkte sind derzeit nicht geplant», sagt Schneider. Doch wer eine überzeugende Projektidee hat, findet beim Naturstromfonds einen verlässlichen Partner.
Text: Patrick Stämpfli
Bild: zVg