«Wir brauchen noch viel mehr Mut»
Daniel Wessner, die wirtschaftspolitische Situation ist weltweit unberechenbar und fordert vor allem die Exportbranche stark heraus. Stimmen werden laut, die Massnahmen für die Wirtschaft fordern. Braucht es Auffangmassnahmen?
Nein, es braucht keine industriepolitischen Massnahmen. Die Wirtschaftslage ist volatil - allfällige Massnahmen würden der aktuellen Situation hinterherhinken und zudem zu Marktverzerrungen führen. Wir setzen darum zum einen auf das bewährte Instrument der Kurzarbeitsentschädigung; zum anderen engagieren wir uns für möglichst attraktive Rahmenbedingungen. Ganz wichtig ist die Innovationskraft.
Welche Rolle übernimmt der Switzerland Innovation Park Ost bei der Umsetzung der Standort-Optimierung für die Thurgauer Wirtschaft?
Für mich ist der Switzerland Innovation Park Ost ein Schlüsselakteur. Er vernetzt die relevanten Akteure der Wirtschaft und Forschung miteinander. Damit ermöglicht er einzigartige Innovationsprojekte – für Startups genauso wie für etablierte KMU. Als Kanton beteiligen wir uns an zukunftsweisenden Plattformen und fördern damit indirekt die Zusammenarbeit. Allerdings: Innovation kann nicht indoktriniert werden. Sie kann nur dort entstehen, wo mutiger Unternehmergeist, die richtigen Talente und die passende Infrastruktur aufeinandertreffen.
Was macht gute Innovationsförderung aus?
Projektvorhaben scheitern nicht selten an der vielschichtigen und komplexen Förderlandschaft. Es muss uns gelingen, zusammen mit dem Switzerland Innovation Park Ost, den Hochschulen, der Forschung sowie der Wirtschaft die Innovationsprozesse als Verbundaufgabe zu strukturieren und optimale Verbindungen zu schaffen. Ich bin überzeugt, wenn wir passende Räume für Experimente schaffen, entsteht Innovation fast von selbst.
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«Projekte scheitern oft an der vielschichtigen und komplexen Förderlandschaft.»
Wo steht der Wirtschaftsstandort Thurgau diesbezüglich?
Wir brauchen noch viel mehr Mut, um «out of the Box» zu denken, Mut zur Kooperation über Sektorgrenzen hinweg und auch einmal Mut zum Scheitern. Die effiziente Produktion ist das eine, die Entwicklung neuer Strategien und Innovationen das andere. Konkret sind Unternehmen gefordert, nicht nur Produkte zu verbessern, sondern ihre Geschäftsmodelle neu zu erfinden. Ein Beispiel: Ein Thurgauer Maschinenbauer digitalisierte seine Wartung und bietet nun datenbasierte Services an. Das schafft wiederkehrende Umsätze und stärkt die Kundenbindung.
Sie engagieren sich im Verwaltungsrat des Switzerland Innovation Park Ost. Inwiefern kommt dies dem Kanton Thurgau zugute?
Mir geht es darum, das Synergie- und Wertschöpfungspotential im ganzen Wirtschaftsraum Ostschweiz weiter zu optimieren. Aber natürlich werde ich auch die Anliegen des Kantons Thurgau vertreten. Das Herzstück des Parks ist für mich das Innovationszentrum. Hier gibt es ein einzigartiges Angebot an Wissenstransfer, Interaktion sowie - ganz wichtig - Vernetzung der Unternehmen mit regionaler Spitzenforschung. Das ist quasi ein Katalysator, der allen beteiligten Kantonen und Unternehmen einen Innovationsschub vermitteln kann, also auch dem Thurgau.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Dass die Ostschweiz als Ort wahrgenommen wird, an dem Zukunft mitgestaltet wird - mit mutigen Unternehmerinnen und Unternehmern, engagierten Forschenden und Behörden, die nicht nur verwalten und kontrollieren, sondern vor allem ermöglichen.
Text: Stephan Ziegler
Bild: zVg
