«Aussichten sind momentan eher durchzogen»

«Aussichten sind momentan eher durchzogen»
Thierry Burkart
Lesezeit: 3 Minuten

Die Transportbranche steht vor grossen Herausforderungen: Von der Weiterentwicklung der LSVA über den Fachkräftemangel bis hin zur Dekarbonisierung und Digitalisierung. Thierry Burkart, Zentralpräsident der ASTAG, spricht über aktuelle Entwicklungen und was die Unternehmen erwartet.

Welche gesetzlichen oder regulatorischen Veränderungen stehen aktuell an, die die Transportbranche besonders betreffen?
Das wichtigste Thema ist aktuell die Weiterentwicklung der LSVA für die Zeit nach 2029. Im April wird die Vorlage des Bundesrats erwartet. Zur Diskussion stehen beispielsweise der Einbezug von Fahrzeugen mit alternativen Antrieben inkl. Rabatten, Investitionssicherheit, die Einführung der EURO-Norm VII und die Abklassierung der EURO-Norm VI. Der Ausgang dieses Geschäfts wird die Branche auf Jahre hinaus prägen.

Wie wirkt sich die aktuelle wirtschaftliche Lage auf die Transport- und Logistikunternehmen aus?
Das Transportgewerbe spürt das Auf und Ab der Wirtschaft natürlich unmittelbar. Insgesamt ist die Auftragslage noch gut. Die Aussichten sind angesichts der Signale aus der Weltwirtschaft und den anhaltenden geopolitischen Spannungen momentan aber eher durchzogen.

Welche Herausforderungen stellen steigende Energie- und Treibstoffpreise für die Branche dar?
Der Dieselpreis verbleibt, trotz leichter Entspannung im letzten Jahr, nach wie vor über dem langjährigen Referenzwert – was eine beträchtliche Kostenbelastung darstellt. Im Zuge des vermehrten Einsatzes von LKW mit alternativen Antrieben wird auch der Preis von Energie­trägern wie Strom, Wasserstoff oder HVO immer wichtiger.

«Das wichtigste Thema ist aktuell die Weiterentwicklung der LSVA.»

Inwiefern beeinflussen aktuelle Infrastrukturprojekte die Transportlogistik?
Mit dem Nein zu sechs Autobahnteilprojekten an der Urne wird es mittelfristig leider keine Entspannung bei den stetig steigenden Stauzahlen geben. Viele Transportunternehmen sehen sich daher mittlerweile gezwungen, Stauzuschläge zu erheben.

Welche Auswirkungen hat der Fachkräftemangel in der Transportbranche und welche Massnahmen werden ergriffen, um dem entgegenzuwirken?
Längst betrifft der Fachkräftemangel nicht mehr nur die Fahrer, auch im Büro und der Werkstatt fehlen die Leute. Die ASTAG investiert in die Grundbildung und versucht Junge für Transportberufe zu begeistern. Auch den Quereinstieg ermöglichen wir. In Zusammenarbeit mit der Armee setzten wir uns etwa dafür ein, dass Motorfahrer möglichst hürdenfrei die CZV absolvieren können.

Wie gehen Transportunternehmen mit den zunehmenden Anforderungen im Bereich Nachhaltigkeit und CO2-Reduktion um?
Das Schweizer Transportgewerbe hat Pioniergeist bewiesen. Schon bevor die grossen Hersteller Serienmodelle auf den Markt brachten, waren in der Schweiz E-LKW unterwegs. Insbesondere für kleinere Unternehmen kann die Dekarbonisierung aber eine grosse Herausforderung sein. Sie haben oft weder den Platz noch das Geld für eigene Ladestationen oder die finanziellen Ressourcen für die teureren Fahrzeuge mit alternativem Antrieb.

Unternehmertag Vaduz  KOF AG  

«Längst betrifft der Fachkräftemangel nicht mehr nur die Fahrer.»

Welche Rolle spielt die Digitalisierung bei der Optimierung der Transportprozesse und wie weit ist die Branche in diesem Bereich?
Die Digitalisierung ist nicht mehr aus der Transportbranche wegzudenken. Man denke etwa an den weitverbreiteten Einsatz von Dispo-Software. Jedoch unterscheidet sich der digitale Reifegrad von Unternehmen zu Unternehmen ziemlich stark.

Gibt es aktuell politische Initiativen oder Vorstösse, die besonders wichtig für die Transportbranche sind?
Der Bundesrat wird in Zusammenarbeit mit der ETH eine Neupriorisierung der Infrastrukturausbauten auf Strasse und Schiene vornehmen. Angesichts der Kostenüberschreitungen bei den Schienenausbauten und dem Nein an der Urne zu sechs Autobahnteilprojekten ist das dringend nötig. In der laufenden Session wurde ausserdem ein Verlagerungsziel fürs Inland diskutiert. Der Anteil der Schiene im Binnengüterverkehr hätte damit erhöht werden müssen. Das ist – auch dank der Intervention der ASTAG – glücklicherweise vom Tisch.

«Die Digitalisierung ist nicht mehr aus der Transportbranche wegzudenken.»

Wie reagieren die Unternehmen auf die verschärften Sicherheitsanforderungen im internationalen Transportgeschäft?
Selbstverständlich sind die Schweizer Transportunternehmen bestens geschult für alle Aufträge, sei es national oder international. Die Mehrheit der Mitglieder ist jedoch – abgesehen von Import und Export – kaum noch im Ausland tätig. Die Konkurrenz durch Firmen mit Tiefstlöhnen ist zu gross, die Margen sind zu tief. 

Welche Trends und Entwicklungen erwarten Sie in den kommenden Monaten in Bezug auf Rahmenbedingungen und Marktanforderungen?
Zurzeit ist KI in aller Munde. Wie die Transportbranche die Technologie nutzbringend einsetzen kann, wird sich weisen. Potenzial ist sicherlich vorhanden. Momentan ist die geopolitische Lage höchst dynamisch. Das könnte in den kommenden Monaten auch Auswirkungen auf die Transportbranche haben.

Text: Patrick Stämpfli

Bild: zVg

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