Zurück auf der grossen Bühne

Zurück auf der grossen Bühne
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Sie war schon ganz oben – und kennt auch die andere Seite des Spitzensports: Verletzungen, Pferdewechsel, Neuaufbau. Nadja Peter Steiner kehrt mit starken Partnern und neuem Selbstvertrauen zurück in den Fünfstern-Zirkus. Der Start am Longines CSIO St.Gallen 2025 markiert für die Schwyzer Springreiterin nicht nur ein sportliches Highlight, sondern auch ein emotionales Statement: Ich bin wieder da.

Als Nadja Peter Steiner im Februar 2024 in der Wüste von Katar ihre Pferde sattelte, war das mehr als nur ein gewöhnlicher Saisonstart. Es war ein Aufbruch. Nach Jahren mit Rückschlägen, Stallwechseln und viel Aufbauarbeit war sie erstmals wieder Teil der Fünfstern-Weltelite. Drei Wochen lang ritt sie in Doha – als einzige Schweizer Teilnehmerin. Und sie zeigte, dass sie nicht nur zurück ist, sondern wieder dazugehören will.

«Seit Saura de Fondcombe leider früh ihre Karriere beenden musste, war ich auf kleineren Turnieren unterwegs», erklärte sie damals im Gespräch mit der PferdeWoche. «Jetzt musste ich mich erst mal wieder an dieses Level gewöhnen.» Und sie meinte es ernst – denn ihr Ziel ist klar: wieder in den obersten Ligen des internationalen Springsports Fuss fassen.

Neue Pferde – neue Chancen

Dieses Jahr reiste Nadja Peter Steiner mit vier Pferden nach Doha. Und mit fünf zurück. Denn sie erhielt durch ein Geschenk von ihrer Mutter den wohl grössten Impuls für ihre Saison 2025. Im Januar, unmittelbar vor dem Tourstart in Doha, wartete dort völlig überraschend die 13-jährige Stute Mila auf sie. «Ich war gerade angekommen, ging zu den Boxen – und dort stand Mila. Ich konnte es kaum glauben. Meine Mutter hat mir dieses unglaubliche Geschenk gemacht», erzählt sie. Die erfahrene Stute war bis dahin im Stall von Ludger Beerbaum beheimatet und wurde von Eoin McMahon international erfolgreich vorgestellt. Beerbaum selbst reiste nach Katar, um die Übergabe zu begleiten und Nadja bei den ersten Ritten mit Mila zu unterstützen. «Ludger war grossartig – er hat mir geholfen, sie kennenzulernen, gab mir Tipps, wie ich sie am besten reite. Das war eine fantastische Erfahrung.»

Einstieg in die Global Champions Tour

Was folgte, war ein Auftakt nach Mass: Bereits beim ersten Turnier sprang das neue Duo fehlerfrei in ihrer ersten gemeinsamen Prüfung. Seither überzeugte die Paarung mit solider Konstanz – kürzlich etwa mit einem starken fünften Platz beim GCT-Grand-Prix im Mai 2025 in Shanghai. Mila, die über Jahre auf höchstem Niveau Erfahrung gesammelt hat, gibt Nadja die nötige Souveränität und Klasse zurück, um auch in grossen Nationenpreisen bestehen zu können.

2025 ist für Nadja Peter Steiner ein Jahr der grossen Chancen. Zum zweiten Mal nimmt sie an der Global Champions Tour teil – dem prestigeträchtigen Turnierserienformat des Springsports. «Ich bin letztes Jahr angefragt worden und habe gedacht, ich nutze diese Chance», sagt sie bescheiden. «Es ist nun mein zweites Jahr in der GCT, nun weiss ich genauer, wie alles läuft. Ich freue mich auf eine weitere aufregende Saison.»

Dass sie das Abenteuer wagt, ist auch ihrer Familie zu verdanken: «Meine Mutter unterstützt mich nach wie vor stark – ohne sie wäre das alles nicht möglich.»

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Start in St.Gallen: Ein «Heimspiel» mit Signalwirkung

Besonders freut sie sich auf den Longines CSIO St.Gallen 2025, den sie als Schweizer Team-Reiterin bestreiten darf. Für Nadja Peter Steiner, die in Lachen SZ aufgewachsen ist und später in der Westschweiz erste internationale Erfolge feierte, ist St.Gallen mehr als nur ein Fünfsternturnier. Es ist fast ein Heimspiel – und ein sichtbares Zeichen dafür, dass sich ihr langer Weg gelohnt hat. «Ich habe mich Schritt für Schritt zurückgearbeitet», sagt sie. «Ich weiss, wie schnell im Sport alles kippen kann. Aber ich weiss auch, wie stark man daraus werden kann.»

Peter Steiner ist keine, die laut tönt oder grosse Versprechungen macht. Sie bleibt realistisch – aber ehrgeizig. «Ich versuche, möglichst weit zu kommen. Wichtig ist, dass ich den Pferden gerecht werde und sie bestmöglich weiterentwickle.» Trotzdem spürt man: Sie hat Lust auf mehr. Auf Nationenpreise, vielleicht einen Start bei den Europameisterschaften, eines Tages auch Olympia. «Wenn alles zusammenpasst, will ich das Maximum herausholen.»

Was Nadja Peter Steiner heute besonders auszeichnet, ist ihre Reife. Sie kennt das Leben im Rampenlicht – aber auch die Jahre abseits davon. Sie weiss, wie es ist, ganz vorne mitzureiten – und wie schwer es ist, ohne Top-Pferd im Schatten zu stehen. Diese Erfahrung macht sie zu einer besonders glaubwürdigen Athletin. Und zu einer, auf die man künftig wieder zählen kann.

Text: Stephan Ziegler

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