CSIO 2022

Wo alle Fäden zusammenlaufen

Wo alle Fäden zusammenlaufen
Patricia Tanner ist mit Pferden aufgewachsen und reitet noch heute aktiv.
Lesezeit: 4 Minuten

Patricia Tanner ist seit Dezember 2018 Generalsekretärin des Longines CSIO St.Gallen. Turnierleiter Thomas Zweifel hatte die Tourismus- und Marketingfachfrau am Sommerconcours in Zuoz 2018 darauf angesprochen, ob diese Stelle nicht etwas für sie wäre. Sie war schon als freiwillige Helferin in der CSIO-Reiterlounge im Einsatz. Die passionierte Reiterin musste nicht lange überlegen.

Patricia Tanner, was haben Sie vor Ihrem Engagement für den CSIO gemacht?
Erst habe ich eine KV-Lehre mit BMS, danach die Tourismusfachschule mit Abschluss als PR- und Marketingfachfrau in Samedan absolviert. Ich konnte anschliessend Eventerfahrungen sammeln, unter anderem bei der Walenseebühne in Walenstadt, beim Hallenstadion in Zürich und bei einer Agentur in Teufen. Das Eventbusiness hat mich immer schon fasziniert; Eventmanagement war ein wichtiges Modul in unserer Ausbildung. Allgemein sind Touristiker und Marketeers ja auch Generalisten, sprich unsere Arbeit wird von vielen Faktoren geprägt. Dieses Wissen und dieser Rundumblick helfen mir nun sehr – ich habe beim CSIO mit verschiedensten Themen zu tun.

«Ich kann mir ein Leben ohne Pferde nicht vorstellen.»

Zum Beispiel?
Kurz gesagt laufen sämtliche Dokumente über meinen Tisch. Dabei habe ich mit Behörden, Sponsoren, Helfern, Lieferanten, Gästen, Sportlern und unseren eigenen Leuten zu tun. Ich hole beispielsweise Gesuche ein, koordiniere Einsätze, akquiriere neue Partner, plane Side-Events während des Jahres, nehme Marketingaufgaben wahr, buche Hotels für Reiter, Funktionäre und Begleitpersonen, verwalte Akkreditierungen und Einladungen und bin als rechte Hand der OK-Präsidentin verantwortlich für das Rahmenprogramm. Dabei arbeite ich sehr eng mit dem Kern-OK zusammen, also mit Nayla Stössel, Bauchef Gunnar Lötzke, Turnierleiter Thomas Zweifel und Kommunikationschef Roman Gasser. Kurz vor dem Event steigt dann die Intensität der Zusammenarbeit auch mit den Ressortleitern.

Die stressigste Zeit ist dabei kurz vor dem Anlass, nehme ich an?
Genau, von April bis Ende Juni. Viele wundern sich, wenn ich sage, dass ich 100 Prozent für den CSIO arbeite, obwohl er «nur» vier Tage im Jahr stattfindet. Vor dem Event gibt es unzählige Nacht- und Wochenendschichten, im Sommer machen wir eine kurze Pause, danach gehen bereits wieder die Vorbereitungen los.

Wie digital ist der CSIO dabei unterwegs?
Wir nehmen das Thema Digitalisierung sehr ernst. Da wir unter dem Jahr ein Mikrounternehmen sind, fehlen uns oft aber die Ressourcen, und wir können nur kleine Themen intensiv bearbeiten. Dieses Jahr arbeiten wir z.B. mit einem Tool für Gäste und Club-Mitglieder. Dies erleichtert einerseits uns die Arbeit, andererseits können sich die Gäste einfacher anmelden. Ausserdem arbeiten wir neu mit der Helferplattform von Swissvolunteers zusammen. Das nächste Thema, das wir in Angriff nehmen wollen, ist Social Media: Hier erarbeiten wir aktuell Konzepte. Leider ist bei uns die Lernkurve etwas flach, da wir nur einmal im Jahr «ausprobieren» können.

  

Und was reizt Sie besonders an Ihrer Arbeit?
Die Abwechslung und die Vielseitigkeit. Einerseits wird viel Kopfarbeit verlangt – man muss den Überblick über alle Bereiche haben und gleichzeitig neue Konzepte erarbeiten –, anderseits gibt es aber auch immer wieder körperliche Tätigkeiten, etwa wenn ich die Helferkleidung parat mache oder die Siegerpreise sortiere. Ich habe auch mit allen «Arten» von Menschen zu tun; das macht sehr viel Freude und man lernt immer wieder Neues dazu. Ausserdem sehe ich in alle Bereiche rein. Und nicht zuletzt ist da der Bezug zum Reitsport: Ich kann mein Hobby mit meinem Beruf verbinden.

Sie reiten also selbst?
Ja, ich bin mit Pferden aufgewachsen. Ich kann mir ein Leben ohne sie nicht vorstellen! Momentan habe ich zwei eigene Reitpferde, mit denen ich auch an Prüfungen teilnehme. Jedoch gebe ich sie vor dem CSIO schweren Herzens für etwa zwei Monate in gute Hände, weil mir schlicht die Zeit für sie fehlt. Dafür widme mich dann in der Sommerpause intensiver meinen Pferden, indem ich etwa Auslandaufenthalte mit Reiten kombiniere.

Apropos CSIO: Gibt es dieses Jahr Neuheiten, auf die sich die Besucher freuen können?
Sogar einige: Wir haben die Business Lounge überarbeitet und die «Stallgasse» entwickelt. Ich bin gespannt, wie sie dann tatsächlich aussehen wird. In diesem Bereich werden unsere Business-Ticket-Kunden ihre eigene Lounge haben und Grossgruppen ihre Gäste empfangen können. Zudem haben wir das Sportprogramm überarbeitet und bieten 2022 so viel Sport wie noch nie.

Und auf was freuen Sie sich am CSIO 2022 am meisten?
Ihn endlich wieder unter «normalen» Umständen durchführen zu können und viele bekannte Gesichter wiederzusehen. Ich bin zwar seit Ende 2018 dabei, konnte aber bis jetzt erst einen «richtigen» CSIO im OK miterleben. Somit freue ich mich auf viele Besucher, Aussteller, Gäste, Reiter, Helfer, Partner und tollen Pferdesport sowie ein attraktives Rahmenprogramm.

Können Sie den CSIO denn überhaupt geniessen, oder bedeutet er vor allem Arbeit?
Von den Prüfungen, die ich sehr gerne verfolge, kriege ich leider nicht viel mit – es läuft einfach immer etwas. Kurz vor dem Anlass und am ersten Tag herrscht Hektik pur, alle müssen mit Infos oder Material bedient werden. Da gilt es, Ruhe und den Überblick zu bewahren, was nicht immer ganz einfach ist. Da ich unter dem Jahr viele Fäden spanne, laufen die meisten Infos auch bei mir zusammen. Deshalb kommen verständlicherweise viele auf mich zu. Ebenfalls ist es meine Aufgabe, die Sponsoren und Hospitality-Mieter zu betreuen. Da bleibt für den persönlichen Genuss des CSIO wenig Zeit.

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