Fokus Energie 2022

Ansturm auf Holz- und Pelletöfen

Ansturm auf Holz- und Pelletöfen
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Vor allem seit Beginn des Ukraine-Krieges zeichnet sich eine deutlich  gestiegene Nachfrage nach Heizöfen ab. «Happige Gaspreise veranlassen die Leute, nach günstigeren Alternativen Ausschau zu halten», weiss Stefan Bucher, Geschäftsführer des Ofen- und Kaminbauunternehmens Art of Fire GmbH in Romanshorn.

Die enorme Nachfrage habe ihn in diesem heissen Sommer in der Tat kalt erwischt, berichtet Stefan Bucher. «Aktuell verzeichnen wir bis zu zehnmal mehr Anfragen als üblicherweise. Wir haben aktuell viele Termine sowie Kunden, die gleich­zeitig spontan vorbeikommen. » Es sei eine grosse Herausforderung, diese Nachfrage zu bewältigen. Viele Ofenhersteller haben seinen Worten zufolge bereits im Mai den Jahresumsatz des Vorjahres erreicht. Die Produktionskapazitäten bei den Lieferanten sind demnach komplett ausgeschöpft. Wer noch dieses Jahr einen Schwedenofen kaufen möchte, müsse sich in den nächsten Wochen entscheiden oder damit leben, dass erst im Frühjahr 2023 geliefert wird.

Lässt sich in der Wohnung überhaupt ein Ofen einbauen?

Nicht wenige der Kunden besitzen Bucher zufolge bereits ein in die Wand gemauertes Cheminée. Wer mit Holzheizungen Neuland betritt, bringt in der Regel Fotos der Räume oder Schnittpläne mit. Auf dieser Grundlage wird darüber befunden, ob in der fraglichen Wohnung ein Kaminofen überhaupt möglich ist.

«Gegebenenfalls vereinbaren wir einen Termin vor Ort und klären die Möglichkeiten für den Einbau einer Ofenheizung ab», sagt Bucher. Dass diese Heizungsart in der Publikumsgunst gestiegen ist, sei vor allem auf ihre Nachhaltigkeit zurückzuführen. «Als regional verfügbarer und nachwachsender Rohstoff ist Holz CO2-neutral und seine Anschaffungskosten sind konstant geblieben. Die Preise für Holzöfen halten sich gemäss Bucher in Grenzen, zudem seien sie platzsparend.

«Grossen Zuspruch finden mechanisch bedienbare Öfen mit Abbrandregelung.»

Mechanisch bedienbare Öfen bevorzugt

Der freistehende Schwedenofen ist ein Kaminofen mit Stahlkorpus, der auf Wunsch mit Speckstein, Naturstein oder Kacheln verkleidet werden kann. Dazu gibt es bei vielen Modellen noch einen Top-Speicher für eine angenehme Wärmeabgabe. Die Anschaffungspreise erstrecken sich von 3000 bis 10 000 Franken.

In die Wand gemauerte und mit massiven Speicherblöcken versehene Speicheröfen, wozu auch Kachelöfen zählen, kosten zwischen 25 000 und 35 000 Franken. Grossen Zuspruch finden laut Bucher mechanisch bedienbare Öfen mit Abbrandregelung, da diese eine hohe Effizienz aufweisen und stromlos funktionieren. Es genügt, sie anzuzünden, der Rest läuft dann von selbst. Elektrisch bedienbare Öfen hingegen seien störungsanfälliger, gibt Bucher zu bedenken.

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Nicht auf jeden Fall als Ersatz geeignet

Hinsichtlich Design herrscht derzeit eine beachtliche Vielfalt, zum Angebot zählen auch mit Stein verkleidete Modelle. Zum Sortiment von «Art of Fire» zählen ausser Schweden- und Speicheröfen auch mit Pellets betriebene Öfen. Diese halten ebenfalls verstärkt Einzug in den Wohnräumen, das hierzu benötigte Brennmaterial wird in 20 bis 40 Liter fassende Säcken abgepackt. Man finde sie derzeit verstärkt in den Berggegenden der Ostschweiz.

Ob man dank dieser Öfen mit einer Leistung von fünf bis sieben Kilowatt, bestenfalls bis zu zehn Kilowatt, im kommenden Winter auf die Gasheizung getrost verzichten kann, ist allerdings nicht sicher. «Daher muss sorgsam abgeklärt werden, wie gut die Wärmeverteilung in der Wohnung klappt», gibt Stefan Bucher zu bedenken.

Stefan Bucher, Art of Fire GmbH: «Die Anschaffungspreise erstrecken sich von 3000 bis 10 000 Franken.»
Stefan Bucher, Art of Fire GmbH: «Die Anschaffungspreise erstrecken sich von 3000 bis 10 000 Franken.»

Text: Thomas Veser

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