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Gemeinsame Erinnerungen

Gemeinsame Erinnerungen
Fritz Peleikis (erster Uhrmacher) und Ursula Büchel (ab 1970 Schmuckverkäuferin bei Huber) mit Norman J. Huber.
Lesezeit: 7 Minuten

Vier Jahrzehnte und unzählige Anekdoten: Ursula Büchel und Fritz Peleikis haben Huber nicht nur miterlebt, sondern mitgeprägt. Ein Wiedersehen im Weissen Würfel wird zur Reise durch die Geschichte eines Familienunternehmens und zu einem Zeugnis von Loyalität, Vertrauen und gelebter Verbundenheit.

Ein Nachmittag im Juli, Ursula Büchel kommt mit Fritz Peleikis in den Weissen Würfel. Die beiden werden von Gastgeberin Anita Hundertpfund herzlich begrüsst. Man trifft sich dort ab und zu zum gemütlichen Gespräch. Inhaber Norman J. Huber stösst dazu, seine Tochter Beryl kommt später nach. Es fühlt sich an wie ein Familientreffen.

Fritz Peleikis war der erste Uhrmacher und Ursula Büchel ab 1970 Schmuckverkäuferin und später auch Geschäftsführerin im Unternehmen. Beide haben einen grossen Teil ihres Lebens bei Huber verbracht: Er arbeitete 40 Jahre, sie 30 Jahre lang im Betrieb.

Teil der Familie

Fritz Peleikis’ erster Arbeitstag bei Huber war der 28. Februar 1960 – an seinem 24. Geburtstag. Mit dieser Arbeitsstelle hatte sich der junge Uhrmacher einen Traum erfüllt. Er wuchs an der Memel in Ostpreussen auf. Auf Rügen – damals Staatsgebiet der DDR – erlernte er seinen Beruf. Nach Jahren der Wanderschaft kam er mit Glück in die Bundesrepublik Deutschland, wo er unter anderem in der Uhren- und Schmuckstadt Pforzheim tätig war. Dort hörte er zum ersten Mal von Liechtenstein – und von Huber. Er bewarb sich und bekam die Stelle als Uhrmacher.

In der Werkstatt arbeitete Fritz Peleikis mit Adrian Huber, Normans Vater, zusammen und lernte dabei, auch kleinere Goldschmiedearbeiten auszuführen. Mittags sass er mit der Familie Huber gemeinsam am Tisch. «Mit Grossmama Wiggi, Vater Adrian, Onkel Roland und dessen Frau Lisbeth sowie der Haushälterin», weiss Norman J. Huber. «Adrian war nicht oft zu den Mahlzeiten da, und wir hatten auch nicht so viel Platz», erinnert sich Fritz Peleikis.

Das frühere Giebeldachhaus im Städtle 34, dort, wo heute der Weisse Würfel steht, war für ihn Arbeits- und Wohnraum zugleich. «Unter dem Dach stand ein kleines Zimmer mit Bett und Schrank zur Verfügung – mehr passte dort nicht hinein», erzählt der 89-Jährige. Für den Anfang reichte das, nach eineinhalb Jahren zog er in eine Wohnung an der heutigen Hauptstrasse in Vaduz. Zehn Jahre später, am 10. August 1970, trat Ursula Büchel ins Unternehmen ein. Sie wuchs in Schaan auf – dort führten ihre Eltern das Hotel Dux. Die Begeisterung fürs Gastgeben hat sie in den Genen – eine besondere Gabe, mit der sie auch Huber prägte.

Mit der Familie Huber ist sie auch verwandt. «Normans Grossmama, also Tante Wiggi, war die Taufpatin meiner Mama», erzählt sie. «Ich habe im Restaurant zu Hause gearbeitet, dort lernte ich auch meinen späteren Ehemann Arthur kennen.» Dieser wollte nicht, dass sie so oft im Restaurant arbeitet. «Deshalb fragte ich Tante Wiggi um eine Stelle bei Huber an.» Sie meinte: «Ja, probieren wir es einmal.» Ein Gewinn für beide Seiten. «Mir hat es im Geschäft im Städtle sehr gut gefallen und Huber war mit mir auch zufrieden», erzählt Ursula Büchel. Dort lernte sie auch Fritz Peleikis kennen. Die beiden kennen das Städtle Vaduz, wie es früher war und florierte. «Die Leute sassen im Café Wolf und haben über die Strasse gerufen: ‹Ich komme später noch vorbei.›» Man fuhr mit dem Auto durchs Städtle und war gespannt, wen man im Gastgarten des Hotels Real oder im Restaurant Engel sah.

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Zusammenarbeit trotz Trennung

1971 trennten sich die Wege der Brüder Adrian und Roland Huber. Beruflich ergänzten sie sich gut. Der eine war Goldschmied, der andere Uhrmacher und Optiker. Mit dieser Trennung kam es auch zu personellen Veränderungen: Während Ursula Büchel als Schmuckverkäuferin im Geschäft im Städtle blieb, wechselte Fritz Peleikis als Uhrmacher ins Geschäft auf dem Rathausplatz. «Wenn Fritz Kunden hatte, die sich für Schmuck interessierten, hat er sie zu mir ins Städtle geschickt», erzählt Ursula Büchel.

Uhrmacher Fritz war auch immer offen für neue Fachgebiete. So kamen mit der Zeit auch Optikerarbeiten dazu. Wenn etwa Roland Huber keine Zeit hatte, übertrug er ihm die Aufgabe, Brillen zu reparieren. Und wenn Kunden einen Ring weiten lassen wollten, dann half er ebenso versiert – wie vorher bei Adrian Huber. Mit der geschäftlichen Trennung ging auch die Aufteilung der Uhren- und Schmuckmarken einher, berichtet Norman J. Huber. Im Geschäft auf dem Rathausplatz waren Omega, später Chopard, IWC und Audemars Piguet präsent, während am Standort im Städtle Rado und Longines, Cartier, Patek Philippe sowie Jaeger-LeCoultre geführt wurden. Einzig Uhren von Tissot waren in beiden Geschäften erhältlich. Und Rolex-Uhren gab es nur beim «Quick» – im Souvenirladen von Baron Eduard von Falz-Fein. Er war der erste Rolex-Händler in Liechtenstein. Ab 1987 verantwortet Huber den Vertrieb der Uhrenmarke.

«Als Norman das Geschäft übernahm, haben wir uns alle gefreut. Er hatte immer super Ideen und kreierte zudem extravagante Schmuckstücke.»

Ursula Büchel

Wertvolle Unterstützung

Als 1981 Adrian Huber plötzlich starb, übernahm Sohn Norman die Führung des Betriebs im Städtle zusammen mit seiner Stiefmutter Brunhilde und Ursula Büchel, die dank ihrer Erfahrung und ihres Fachwissens eine sehr wertvolle Unterstützung war. «Als Norman das Geschäft übernahm, haben wir uns alle gefreut», erinnert sie sich. «Er hatte immer super Ideen und kreierte zudem extravagante Schmuckstücke.»

«Ursula hat Huber stark geprägt – nicht nur als Geschäftsführerin, sondern auch als rechte Hand von Norman J. Huber», erzählt Fritz Peleikis. «Und sie war ein richtiger Schmuckprofi», ergänzt Norman J. Huber. Miteinander reisten sie zur Basler Uhrenmesse, kauften Uhren und Schmuckstücke ein, die Kunden nachfragten. «Oder wir haben etwas ganz ‹Verrücktes› eingekauft und uns gefreut, wenn es die Kunden mochten», berichtet die ehemalige Huber-Verantwortliche. «Die ausgefallenen Kreationen fanden immer einen Käufer, bei normalen Kollektionen war es schwieriger», erinnert sich Norman J. Huber.

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Huber-Standorte wieder vereint

1988 folgte die grosse Überraschung: Die beiden Huber-Standorte in Vaduz wurden wieder vereint. Roland Huber wollte sein Geschäft auf dem Rathausplatz verkaufen und Norman J. Huber verhandelte mit ihm darüber. So fand wieder zusammen, was zusammengehört(e) – und das Familienunternehmen wuchs.

Ein gutes Miteinander spielte stets eine grosse Rolle. «Wir haben einander immer unterstützt und waren ein engagiertes Team. Jeder hat alles gemacht, zum Beispiel das Huber-Magazin für den Versand bereitgemacht und vieles mehr», schildert Ursula Büchel den Arbeitsalltag. Auch heute noch trifft sie sich gerne mit Huber-Mitarbeitenden zum Weihnachtsessen oder zu einer anderen Gelegenheit. Natürlich auch mit Fritz Peleikis. «Er hat sich nach seiner Pensionierung bei mir gemeldet und wir sind dann öfters im Jahr essen gegangen – immer ins Restaurant Forum, weil es dort eine feine Fischsuppe gibt.» Und heute holt sie ihn im Altersheim Triesen ab, wo er seit zwei Jahren wohnt – gerne für Besuche bei Huber.

Zahlreiche Anekdoten verbinden die beiden mit unvergesslichen Firmenausflügen, etwa nach München, Wien oder ins Piemont. «Es waren sehr viele schöne Momente. Das ist nicht selbstverständlich», sagt Fritz Peleikis. Daneben standen Besuche bei Uhrenmanufakturen auf dem Programm. Anders bei Schmuck: Schmuckverkäufer riefen vorher im Geschäft an und fragten, ob sie ihre Kollektion zeigen durften. Sie kamen mit Koffern, gefüllt mit Schmuck ins Geschäft – heute undenkbar. Damals gab es auch noch keine Computer, stattdessen sorgten Schreibmaschine und Karteikarten für effizientes Arbeiten, und das erste Fax war eine Sensation.

Anita Hundertpfund arbeitet seit 27 Jahren bei Huber und wurde von Fritz Peleikis und Ursula Büchel in die Uhren- und Schmuckwelt eingeführt.
Anita Hundertpfund arbeitet seit 27 Jahren bei Huber und wurde von Fritz Peleikis und Ursula Büchel in die Uhren- und Schmuckwelt eingeführt.

An diese Zeit erinnert sich auch Anita Hundertpfund. «Ursula war neben Norman J. Huber meine Chefin, sie und Fritz haben mich damals in die Uhren- und Schmuckwelt und die damit verbundenen Arbeiten eingeführt.» Anita Hundertpfund war 15 Jahre alt und träumte davon, Schmuckverkäuferin zu werden. Auf ihren Schnuppertag fiel ausgerechnet der Dekorationstag bei Huber. «Es war ein arbeitsintensiver Tag», erzählt Ursula Büchel – und lacht. «Wir dachten, dass es Anita sicher nicht gefällt.» Doch die junge Frau bewarb sich bei Norman J. Huber. Ihre handschriftliche Bewerbung wurde vor ein paar Jahren zufällig in den Akten entdeckt und ihr zur Freude überreicht. «Mit Huber bin ich auch zum ersten Mal im Flugzeug nach Wien geflogen», erinnert sich Anita Hundertpfund.

Dass mit Beryl Huber die nächste Generation im Familienunternehmen tätig ist, freut Ursula Büchel und Fritz Peleikis gleichermassen. «Sie bringt wieder neue Ideen ein und das ist wichtig fürs Geschäft», ist Ursula Büchel überzeugt. «Ihr bezauberndes Lächeln erfreut uns immer wieder», fügt Fritz Peleikis hinzu. Auch Beryl Huber schätzt es sehr, im Familienbetrieb mitzuwirken. «Es ist für mich etwas Besonderes, mit Menschen wie etwa Anita zusammenzuarbeiten, die ich schon seit meiner Kindheit kenne.»

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Fritz Peleikis hat neben Norman J. Huber auch dessen Tochter Beryl aufwachsen sehen.
Fritz Peleikis hat neben Norman J. Huber auch dessen Tochter Beryl aufwachsen sehen.

«Es waren sehr viele schöne Momente. Das ist nicht selbstverständlich.»

Fritz Peleikis

Gut aufgehoben

Die Verbundenheit mit Huber ist bei den beiden ehemaligen Mitarbeitenden nach wie vor sehr gross. «Wenn ich hierherkomme, ist das für mich ein sehr beruhigendes Gefühl», sagt Fritz Peleikis. «Das ist Heimat.» Und Ursula Büchel freut sich ebenso immer, wenn sie Mitarbeitende und Kunden bei Huber trifft, die sie noch von früher kennt. Auch für sie sind die Besuche bei Huber wie heimkommen. Ursula Büchel war sehr beliebt und konnte sich eine sehr grosse Stammkundschaft aufbauen. Auch heute – 25 Jahre nach ihrer Pensionierung – wird sie von Kunden für eine Beratung angefragt. «Das geht natürlich nicht», sagt sie mit einem Lächeln. «Deshalb schicke ich sie gerne zu Anita. Bei ihr sind sie gut aufgehoben.»

Stolz blicken die beiden ehemaligen Mitarbeitenden auch auf das Erreichte bei Huber zurück, zu dessen Entwicklung und Erfolg sie gemeinsam ein Stück beigetragen haben. Dennoch: «Was Norman alles geschaffen hat, darüber kann ich nur staunen», bekräftigt Fritz Peleikis. «Ich habe ihn dafür immer bewundert. Aber wie er das gemacht hat, das ist sein Geheimnis», merkt er an. «Alles hat sich so gefügt und die Rahmenbedingungen waren gut», erwidert Norman J. Huber. «Man muss aber auch den Verstand dazu haben», räumt Fritz Peleikis ein. «Oder keinen», entgegnet Norman J. Huber, lacht und fügt hinzu: «Einfach machen.» Damit scheint der Inhaber des Familienunternehmens in vierter Generation auch einen Teil seines Erfolgsgeheimnisses gelüftet zu haben – zumindest einen kleinen.

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