Neubau Hardinge Kellenberger AG

Aus vier wird eins

Aus vier wird eins
Peter Mettler
Lesezeit: 3 Minuten

Mittels eines Evaluationsverfahrens hat Kellenberger ein geeignetes Grundstück mit Unterstützung der Mettler2Invest gesucht und in Goldach an der Thannäckerstrasse einen optimalen Standort gefunden. Mettler2Invest plante und realisierte für die Investorin, die Profond-Vorsorgeeinrichtung aus Zürich, den Neubau. CEO Peter Mettler über Herausforderungen, Chancen und was mit dem alten Standort in der Stadt St.Gallen passiert.

Peter Mettler, die Hardinge Kellenberger AG legt ihre vier Standorte in Goldach an der Thannäckerstrasse 22 zusammen. Was war ausschlaggebend für die Standortwahl?
Kellenberger wollte unbedingt in der Nähe von St.Gallen bleiben, damit die Mitarbeitenden keine längeren Arbeitswege haben. Für Goldach sprachen ein gut erschlossenes Grundstück und eine offene Willkommenskultur der Gemeinde. Sie unterstützte uns in der Planungsphase und im Bewilligungsprozess.

Die künftige Herstellung von Präzisionsschleifmaschinen findet im sogenannten Mü-Bereich statt. Hatte das auch Einfluss auf den Bau respektive Ihre Arbeit?
Absolut! Damit diese Genauigkeit im Betrieb auch erreicht werden kann, erfordert dies höchste Ansprüche an die Maschinen-Fundationen und das Hallen-Raumklima mit ± 0,5 Grad Abweichung bis in vier Meter Raumhöhe.

Welche Anforderungen an das Fundament gab es?
Die Maschinenfundamente sind einzelne Bauwerke, für die ein separates Gesamtkonzept erstellt wurde. Die Fundamente sind sehr gross: Der Inhalt beträgt beinahe 1000 Kubikmeter, das ist die Grösse eines Einfamilienhauses. So mussten die Bauingenieure in Zusammenarbeit mit der Holcim AG sogar eine geeignete Betonrezeptur erstellt.

 

«Wir konnten sämtliche Bau- und Installationsarbeiten an regionale Unternehmungen vergeben.»

Und wie gingen Sie dann vor?
Es galt zu beachten, dass die Betonfestigkeit, das Schwinden, die Kerntemperatur beim Einbringen und der Abbindeprozess gewährleistet sind. Zur Vorbereitung wurden etwa 100 Bodenpfähle bis zu 20 Meter Länge in den «Goldach-Schotter» eingebohrt. Anschliessend konnten dann die rund 1000 Kubikmeter Stahlbeton unter laufender Kontrolle der Kerntemperatur und der Betonqualität eingebracht werden.

Auf welche Herausforderungen sind Sie beim Bau ausserdem gestossen?
Da gibt es einige Punkte, an die wir uns ungern erinnern, wie zum Beispiel Corona, Lieferengpässe durch den Krieg in der Ukraine oder die daraus entstehenden Mehrkosten. Aber auch alltägliche Gegebenheiten wie Koordinations- und Ablaufthemen von Mieter, Planer und Unternehmer, die laufend gelöst werden mussten – es war eine intensive und spannende Aufgabe.

Wie wichtig war Ihnen die Zusammenarbeit mit regionalen Unternehmen?
Sehr wichtig. Wir konnten sämtliche Bau- und Installationsarbeiten an regionale Unternehmungen vergeben, ausser einigen Spezialteilen, die in der Region nicht angeboten wurden. 

 

 

«Für Goldach sprachen ein gut erschlossenes Grundstück und eine offene Willkommenskultur der Gemeinde.»

Und was zeichnet den Bau besonders aus?
Die Architektur ist gradlinig, funktional und schnörkellos. Dennoch gibt es an wichtigen Stellen im Bau sehr präzise architektonische Elemente. So wird der Kunde über die grosszügige Eingangshalle und freitragende Treppe zu einem sensationellen Empfangsdesk geführt, der die Präzisions-DNA der Firma Kellenberger erahnen lässt. 

Und in puncto Nachhaltigkeit?
Kühlung und Heizung werden durch Grundwasser-Wärmepumpen sichergestellt. Der Strombedarf kann für den ganzen Betrieb der Maschinenfabrik über eine riesige PV-Anlage auf dem Dach mit 1800 kWp gedeckt werden – mit einem Strombedarfsdeckungsgrad von rund 55 Prozent. Und: In der Umgebung wurde auf möglichst wenig versiegelte Fläche geachtet.

Welche Materialien wurden vor allem verwendet?
Stahlbeton, Stahl, Glas und Metallverkleidungen.

 

«Wir möchten das Areal zum Quartier öffnen.»

Realisiert wurde der Bau innert kürzester Zeit. Wie ist das gelungen?
Durch die angespannte Wirtschaftslage war uns früh klar, dass frühzeitige Ausschreibungen notwendig sind, die Auswahl an leistungsfähigen Firmen wichtig wird und eine permanente, strikte Terminüberwachung unerlässlich war.

Das ehemalige Kellenberger-Areal im St.Galler Heiligkreuz soll sich in den kommenden Jahren zu einem öffentlich zugänglichen Quartierort wandeln. Können Sie das konkretisieren?
Wir haben in den vergangenen zwei Jahren einige Nutzungskonzepte im Dialogverfahren mit verschiedenen Gruppen erarbeitet – mit dem Ziel, die bestehenden Räume mit den hochwertigen Ausstattungen (z.B. Klimatisierung) in einem hohen Grad wiederverwenden zu können. In der Evaluation der Nutzungsarten haben wir uns für die «Produktive Stadt» entschieden. Wir möchten damit das Areal zum Quartier öffnen und mit verschiedenen Mietern ein neues, durchmischtes Leben auf dem Kellenberger-Areal ermöglichen.

Auf welchem Stand ist das Projekt?
Wir haben die Baubewilligung für diverse Umbauten und für einen nachhaltigen Neubau an der Grundstücksgrenze zur Firma Hälg erhalten. Aktuell sind wir in der Endverhandlung mit mehreren Mietern. Die Nachfrage nach solchen Räumlichkeiten ist gross.

Text: Miryam Koc

Bild: zVg

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