Mit Pflanzen den Ozean retten

Catchfree ist aus einer einfachen, aber konsequent verfolgten Idee entstanden: Genuss und Nachhaltigkeit müssen sich nicht ausschliessen. «Gutes Essen soll rundum guttun – für Körper, Geist und Gaumen», sagt Eduard Müller, der gemeinsam mit Severin Eder das Unternehmen im August 2024 gegründet hat. Ihr Ziel: pflanzliches Seafood, das geschmacklich überzeugt, ohne auf Ressourcen wie Fisch oder Krustentiere zurückzugreifen.
Die beiden bringen unterschiedliche Hintergründe mit: Müller war in der Gastronomie tätig, von Systemgastronomie bis Sterneküche, Eder arbeitete wissenschaftlich an der ETH Zürich. Bei Catchfree verschmelzen ihre Perspektiven zu einem Produkt, das nicht nur ernährungsphysiologisch überzeugt, sondern auch aus Sicht von Profiköchen.
«Wir setzen auf ein besonders schonendes Verfahren.»
Entwicklung mit Geschmack
Die Kombination aus wissenschaftlicher Präzision und kulinarischem Gespür zeigt sich bereits in der Produktentwicklung. «Unsere Produkte entstehen oft in enger Zusammenarbeit mit Köchinnen und Köchen, die später auch zu unseren ersten Partnern werden», erklärt Müller. Das Feedback aus der Gastronomie fliesst laufend in die Rezepturen ein. Der Fokus liegt klar auf Geschmack, Textur und einer unkomplizierten Verarbeitung in Profiküchen.
Technologie mit Biss
Die Kerninnovation liegt in der Textur. «Wir setzen auf ein besonders schonendes Verfahren, das die muskelartige Struktur von Seafood nachbildet», sagt Eder. Mithilfe von Low-Temperature-Injection-Molding entsteht der typische elastische Biss – bekannt als «Snap». Grundlage bilden pflanzliche Zutaten wie Soja- und Reisproteine sowie Mikroalgen. Algen sorgen nicht nur für den typischen Geschmack nach Ozean, sondern liefern auch wertvolle Omega-3-Fettsäuren.
Auch die Öle sind gezielt gewählt: algenbasierte Varianten tragen zu einem ausgewogenen Fettsäureprofil bei. Die Produkte sollen nicht nur ökologisch überzeugen, sondern auch gesundheitlich einen Mehrwert bieten – frei von Schadstoffen, Antibiotika und Schwermetallen.
Gastro zuerst, Detailhandel später
Die ersten Prototypen von pflanzlichen Fischknusperli und Crevetten fanden in der Region St.Gallen schnell ihren Weg in die Gastronomie. Seit Mai 2025 sind sie etwa im Brauwerk St.Gallen als Teil der Sommerkarte erhältlich. Weitere Betriebe in der Ostschweiz arbeiten bereits mit Catchfree-Produkten – viele davon direkt aus Entwicklungskooperationen hervorgegangen.
Die Markteintrittsstrategie folgt einem klaren Pfad: Erst der Gastrobereich, später der Detailhandel. «In der Gastronomie entstehen echte Erlebnisse mit unserer Marke. Das nutzen wir, um Vertrauen aufzubauen», so Müller. Aktuell arbeitet Catchfree mit Distributoren und Foodservice-Partnern an der weiteren Expansion in der DACH-Region.
«In der Gastronomie entstehen echte Erlebnisse mit unserer Marke.»
Unterstützung durch Startfeld
Catchfree profitierte früh von der Unterstützung durch Startfeld. Dieses brachte nicht nur finanzielle Förderung, sondern auch gezielte Kontakte zur Lebensmittel- und Gastronomiebranche. «Startfeld war kein einmaliges Förderprogramm, sondern ein dynamisches Netzwerk, das uns in jeder Wachstumsphase die richtigen Kontakte ermöglicht hat», sagt Müller.Im April 2025 konnte sich Catchfree eine Seed-Finanzierung von 1,2 Millionen Franken sichern – auch Startfeld hat über seine Stiftung in das Unternehmen investiert. Mit dem Kapital wird die Produktion ausgebaut, das Team erweitert und der Markteintritt vorbereitet. Die ersten Produkte sollen im Sommer 2025 über Partner im Gastronomiebereich lanciert werden, bevor später auch der Detailhandel erschlossen wird.
«Startfeld hat uns in jeder Wachstumsphase die richtigen Kontakte ermöglicht.»
Wirkung durch Genuss
Der Anspruch des Startups geht über Produktinnovation hinaus. Catchfree versteht sich als Beitrag zur Ernährungswende. Nachhaltigkeit bedeutet hier nicht Verzicht, sondern Wahlfreiheit mit gutem Gewissen. Im Vergleich zu herkömmlichen Aquakultur-Produkten verursachen die pflanzlichen Alternativen bis zu 90 Prozent weniger CO₂.«Wir wollen, dass Nachhaltigkeit im Alltag funktioniert und Spass macht», sagt Eder. Das gelinge nur, wenn die Produkte kulinarisch überzeugen und sich flexibel einsetzen lassen. Die Vision der Gründer: Catchfree-Produkte sollen nicht nur eine Alternative sein, sondern ein neuer Standard für bewussten Genuss.
Text: Patrick Stämpfli
Bild: Marlies Beeler-Thurnheer