St.Galler Festspiele 2023

Noch ein letzter Tanz

Noch ein letzter Tanz
Kinsun Chan
Lesezeit: 3 Minuten

Mit dem Stück «Erscheinen» führt Kinsun Chan seine letzte Produktion in St.Gallen auf. Der Leiter der Tanzkompanie Theater St.Gallen zeigt seine visuelle Kunst in der Stiftskirche und verbindet dort Musik und Tanz mit Spiritualität. Wohin es ihn danach verschlägt, verrät der Schweiz-Kanadier im Gespräch.

St.Gallen ist ihm bestens bekannt, nur steht er üblicherweise auf den Bühnen der Lokremise oder des Theaterprovisoriums UM!BAU. Für die St.Galler Festspiele stellt sich Kinsun Chan aber in der Stiftskirche auf und präsentiert seine Choreografie «Erscheinen». Die Stiftskirche von 1766 fliesst in die Form des Stücks mit ein. «Eine Tanzkreation ist jeweils stark von dem Raum, dem Bühnenbild und der Architektur beeinflusst, in der sie aufgeführt wird», sagt Chan.

Spiritualität, Tanz und Musik

In diesem Fall trifft der Choreograf auf ein majestätisches Innenleben, das vor allem als Raum der Spiritualität dient. Das Miteinander von Tanz, Musik und Raum ist für Zuschauende eine grosse Herausforderung, könnte man annehmen. Ganz im Gegenteil, findet Chan: «Das stellt keine Schwierigkeit dar, denn für mich sind die drei Themen eine natürliche und organische Kombination.»

Vielmehr sei es der Wettlauf mit der Zeit, der für den Choreografen eine  Herausforderung darstellt. «Wir kreieren und wollen gleichzeitig experimentieren, müssen aber trotzdem rechtzeitig für die Premiere fertig werden», sagt er. Das Team, welches «Erscheinen» auf die Beine stellt, arbeite spielerisch. In einem achtsamen Arbeitsprozess kooperieren die Tänzer mit einem Organisten und dem «zurich saxophone collective», wobei eine der drei St.Galler Stiftsorgeln mit Blasinstrumenten verschmilzt.

Das schafft in zweifacher Hinsicht einen besonderen Rahmen für Chans Produktion. Die Musikwahl ist eine  Hommage an den scheidenden geschäftsführenden Direktor des Theaters St.Gallen, Werner Signer. «Das Blechblasinstrument ist eines seiner Lieblingsinstrumente und mein letztes Werk in St.Gallen ein Geschenk an ihn», erklärt Chan. Zudem emuliere das Saxofon, obwohl es zu den Holzbläsern gehört, wunderbar den Klang eines Blechblasinstruments.

Auch interessant

«Le jour de gloire est arrivé»
St.Galler Festspiele 2023

«Le jour de gloire est arrivé»

17 Festspiele begleitet
St.Galler Festspiele 2023

17 Festspiele begleitet

«Unvergessliche Abende mit aussergewöhnlichen Opern-Erlebnissen»
St.Galler Festspiele 2023

«Unvergessliche Abende mit aussergewöhnlichen Opern-Erlebnissen»

Entdeckung eines neuen Mediums

Es sind diese Auffassungen, die Chans Chorgeografiestil beeinflussen und einzigartig machen. Davon hat das St.Galler Publikum mit Chans Produktionen  «Jupiter und Venus» sowie «Erscheinen» letzte Kostproben bekommen, denn der Tanzkompaniechef verlässt das Theater St.Gallen nach den Festspielen. Kinsun Chan blickt auf unschätzbare Lebens- und Berufserfahrungen zurück. «Meine Zeit hier wird mir immer in der Seele bleiben», sagt er. Sein nächstes Kapitel führt ihn als Ballettdirektor an die Semperoper in Dresden. In St.Gallen hinterlässt er die Erinnerungen an lebendige Kunstwerke.

Auch interessant

Herzblut und Leidenschaft
St.Galler Festspiele 2023

Herzblut und Leidenschaft

«Erstaunlich hohes Niveau»
St.Galler Festspiele 2023

«Erstaunlich hohes Niveau»

Die ungewohnte Oper
St.Galler Festspiele 2023

Die ungewohnte Oper