Was die Zukunft für uns bereithält
Peder Koch, 50 Jahre Berit – was überwiegt: Stolz, Dankbarkeit oder Vorfreude?
Es ist ein Zusammenspiel. Am Anfang stand ein Blatt Papier mit meinen Gedanken, oder auch Strategie genannt. Um das umzusetzen, brauchte man in erster Linie viel Durchhaltewillen und ein gutes Team. Ich bin stolz, wie meine Teams in den letzten 17 Jahren meine zum Teil unkonventionellen Ideen mitgetragen und umgesetzt haben. Gemeinsam haben wir Unmögliches möglich gemacht. Dankbarkeit empfinde ich allen jenen Personen gegenüber, die die Berit Klinik zu dem gemacht haben, was sie heute ist. Und Vorfreude, weil ich Berit als Versprechen verstehe: Wir entwickeln uns, ohne unsere Identität zu verlieren. Das Jubiläum ist deswegen kein Schlusspunkt, sondern der Start in ein weiteres Kapitel.
Wenn Sie das «Berit Versprechen» in wenigen Sätzen beschreiben – worin liegt der Kern?
Es gibt nichts Wichtigeres als das Patientenwohl; dem ist alles unterzuordnen. Das erfordert Fachkompetenz und echte Wertschätzung für den Menschen und seine Bedürfnisse.
Der Neubau in Speicher steht als Symbol dieses Weges. Was macht diesen Ort besonders?
Speicher vereint Emotionen, Hoffnung, das Kämpfen für etwas und den festen Willen, in eine neue Ära aufzubrechen. Der Weg war begleitet von Unsicherheiten und Mut zur Lücke. Es ging und geht darum, den Herausforderungen der Zukunft mit Entschlossenheit und Zuversicht zu begegnen.
Was in Speicher entstand, war der Start der heutigen Berit. Unser gemeinsamer Berit Spirit hat sich weiterentwickelt, und der familiäre Zusammenhalt, der uns immer ausgezeichnet hat, blieb bestehen. Das hat uns gestärkt und macht uns noch entschlossener, einen Beitrag zur Gesundheitsversorgung zu leisten.
«Es gibt nichts Wichtigeres als das Patientenwohl.»
Das klingt nach mehr als Architektur…
Ist es auch. Wir haben früh versucht, die Entwicklung im Gesundheitswesen vorherzusehen, digitale Werkzeuge, Checklisten und Ablaufstandards zu verankern. Das macht die Versorgung verlässlicher – im OP, auf der Station, in der Physiotherapie. Und es schafft Freiräume für das, was im Klinikalltag oft zu kurz kommt: Zeit und Aufmerksamkeit für den Patienten.
Seit 2024 arbeiten Sie in der Knieprothetik mit robotikunterstützten Verfahren. Warum?
Wir arbeiten sehr erfolgreich mit dem VELYS™-roboterassistierten System – eine Technologie, die das Wohl des Patienten in den Mittelpunkt stellt. Wir dokumentieren das sorgfältig und führen neue Verfahren erst ein, wenn sie reif sind und das Team darauf vorbereitet ist. Entscheidend bleibt die Erfahrung des Chirurgen; die Robotik ergänzt, sie ersetzt nicht. Bei uns werden Knieprothesen nur von Operateuren mit langjähriger Erfahrung und ausgewiesener Expertise eingesetzt, da die Patientensicherheit an erster Stelle steht.
Blicken wir auf Ihre Standorte: Was unterscheidet Niederteufen, Goldach und Wattwil – und was verbindet sie?
Was alle Standorte verbindet, ist der gelebte Berit Spirit: gemeinsame Philosophie, Ziele, gleiches Schaffen, und zwar miteinander. Strategische Vorgaben werden überall gleich umgesetzt. Die Unterschiede liegen einzig im Angebot der medizinischen Dienstleistungen.
In Wattwil bietet die Berit Klinik auch die Alkoholkurzzeittherapie an. Wie kam es dazu?
Dieses Fachgebiet ist mit der Übernahme von Wattwil dazugekommen. Wir haben den Bereich aufgrund der Nachfrage weiterentwickelt und ausgebaut. Heute ist es eine Abteilung, die wir auf eine Weise betreiben, die in der Schweiz einmalig ist und die es uns ermöglicht, den Menschen gezielt und wirkungsvoll zu helfen – etwas, das uns mit Stolz erfüllt.
Die psychosomatische Abteilung (PSA) bietet eine strukturierte Alkoholkurzzeittherapie in einem geschützten Rahmen, in dem die Teilnehmer in kleinen, festen Gruppen intensiv an ihrem Suchtverhalten arbeiten. Sie werden von einem erfahrenen interdisziplinären Team begleitet. Die Teilnehmer können sich selbst anmelden, und die Kosten werden von der Grundversicherung übernommen. Es war eine anspruchsvolle Aufgabe, die wir gerne angenommen haben und auch weiterhin kontinuierlich weiterentwickeln werden.
Regional verankert gilt auch für Ihr Engagement im Sport. Warum unterstützt Berit Sportvereine, Einzelsportler und Sportevents?
Bewegung und ein gesunder Lebensstil sind entscheidend für ein schmerzfreies Leben. Besonders für junge Menschen bieten Sportvereine wichtigen Halt und Unterstützung. Viele Vereine gehen mittlerweile noch weiter, indem sie die medizinische Betreuung ausbauen. Dazu gehören auch Verletzungsprävention und Leistungstests, wie wir sie in der Berit Sportclinic anbieten. Fehlstellungen und Krankheiten können frühzeitig erkannt und präventiv angegangen werden. Es wird Wert auf richtiges Training gelegt, und eine Rückkehr nach Verletzungen soll nicht überstürzt werden.
Mit der Sportclinic betreuen wir Freizeit- und Leistungssportler medizinisch, physiotherapeutisch und auch nach operativen Eingriffen mit einem postoperativen Aufbau sowie präventiv. Das Sportslab in St.Gallen war der nächste Schritt: High-Performance-Diagnostik, Training, Regeneration, Ernährung, mentale Stärke – alles an einem Ort, interdisziplinär und messbar.
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«Der wichtigste Indikator ist die Patientenzufriedenheit.»
Ab Sommer 2026 tragen Sie als Naming-Partner das St.Galler Stadion acht Jahre lang mit. Was versprechen Sie sich davon?
Im Vordergrund steht der Dank an die Bevölkerung der Ostschweiz – und natürlich Freude. Das Stadion ist emotionaler Mittelpunkt einer ganzen Region. Als Naming-Partner zeigen wir: Berit steht zu dieser Region – wirtschaftlich, sportlich, kulturell. Für uns ist es nicht nur eine Möglichkeit, unsere Markenbekanntheit zu steigern, sondern auch, unsere Präsenz als Unternehmen zu stärken und unser Engagement für Zusammenhalt und Entwicklung sichtbar zu machen.
Sie gelten als jemand, der Projekte konsequent zu Ende bringt. Woher kommt das?
Es ist mir wichtig, dass man Dinge zu Ende bringt und den Fokus behält. Merkt man jedoch, dass man falsch liegt, sollten die notwendigen Konsequenzen gezogen werden. Halbherzigkeit wäre gefährlich. Wenn wir einen Neubau planen, eine Abteilung aufbauen oder eine Technologie einführen, dann mit dem Anspruch, besser zu werden. Und wenn Rückschläge kommen – und sie kommen –, bleiben wir dran. Am Ende zählt, ob Patienten und Partner sagen: «Berit ist verlässlich.»
Was haben Sie persönlich in diesen Jahren gelernt?
Wer verlässlich sät, kann ernten – aber manchmal braucht es Geduld, Nachsicht und die Bereitschaft, nochmals nachzusäen. Diese Erfahrung hat mich gelehrt, dranzubleiben. Das beste Konzept ist ohne ein gutes Team wertlos. Meine Aufgabe ist es, Rahmen zu schaffen: klare Ziele, verlässliche Prozesse, Weiterbildung, Reifegrad der Organisation. Gleichzeitig wollten wir Räume offenlassen, in denen Menschen Verantwortung übernehmen. Das hat viel mit Vertrauen zu tun.
Wie wird aus einem Patienten ein «Gast», der sich gut betreut fühlt?
Ein Patient wird bei uns zum Gast, wenn er sich rundum wohlfühlt. Die medizinische Versorgung hat dabei oberste Priorität, doch das Wohlfühlerlebnis entsteht vor allem durch reibungslose Abläufe im Hintergrund: ein freundlicher Empfang, persönliche Betreuung, kurze Wege, Sauberkeit, gute Verpflegung und zahlreiche kleine Details, die den Aufenthalt angenehm gestalten. Wer sich wohlfühlt, erholt sich schneller, schläft besser, bewegt sich mehr und hat weniger Schmerzen. Berit ist bekannt für ihren hohen Standard in Hotellerie und Service – sowohl in der Pflege als auch in Gastronomie und Sauberkeit.
Wie stellen Sie sicher, dass die Wege von der Indikation bis zur Rückkehr in den Alltag reibungslos sind?
Wir haben intensiv in eine integrierte Gesundheitsversorgung investiert. Die Patienten sollen nach der Behandlung nahtlos wieder in die Betreuung durch ihren Hausarzt übergehen können. Transparenz ist zentral. Der Hausarzt wird stets zeitnah und umfassend informiert.
Wenn Sie an die nächsten fünf Jahre denken – was steht auf Ihrer Liste?
Die Patientenzufriedenheit steht heute, morgen und künftig an oberster Stelle. Wir entwickeln unser medizinisches Angebot kontinuierlich weiter und prüfen alle Möglichkeiten für ein gesundes Wachstum.
Als Sie sagten, die Berit Klinik werde Nummer 1 in der Ostschweiz, wurden Sie ausgelacht. Wer lacht jetzt?
Das ganze Team kann stolz sein. Wir haben unser Versprechen nicht nur eingelöst, sondern übertroffen. Heute zählen wir schweizweit zu den Meinungsbildnern in unserem Fachgebiet.
Apropos Meinungsbildung: Was möchten Sie wem zum Schluss noch sagen?
Ich möchte allen danken, die die Berit Klinik begleitet haben – für Vertrauen, Unterstützung und Engagement. Es ist wichtig, nie zu vergessen, woher man kommt. Meine Erfahrungen aus einfachen Verhältnissen haben mir gezeigt, was wirklich zählt. Diese Perspektive hilft mir, die Dinge realistisch einzuschätzen und zu meinen Werten zu stehen.
Vom Bergbauernsohn zum Klinikdirektor
Peder Koch (*1969), CEO und Delegierter des Verwaltungsrates der Berit Klinik, gilt als einer der prägenden Klinikmanager der Schweiz. Aufgewachsen als Sohn eines Bergbauern in Graubünden, wusste er früh, dass sein Weg nicht in die Landwirtschaft führen würde – nicht aus mangelnder Bereitschaft zur harten Arbeit, sondern aus Interesse an anderen Aufgaben und an gestaltender Verantwortung.
Nach einer Banklehre wechselte Koch in die öffentliche Verwaltung und modernisierte als junger Gemeindeschreiber von Ramosch die Strukturen seines Heimatortes.
Seine Ausbildung trieb er konsequent voran: berufsbegleitendes BWL-Studium, später der Master in Finance & Accounting. Beruflich führte ihn der Weg über ein Weinunternehmen, in dem er als stellvertretender Direktor wirkte, weiter in die Geschäftsleitung der Schulthess-Klinik in Zürich.
2008 übernahm Koch die Leitung der Berit Klinik in Niederteufen. Unter seiner Führung entstand 2016 der Neubau auf der Voegelinsegg, zwei Jahre später wurde der ursprüngliche Standort zur Rehaklinik umgebaut. Mit diesen Projekten setzte er die Basis für das Wachstum zur heute grössten privaten Klinikgruppe der Ostschweiz mit sieben Standorten, neun Kliniken und über 600 Mitarbeitern.
