Mehr Platz, mehr Effizienz, mehr Möglichkeiten

Mit dem Neubau in Buhwil setzt Kaufmann Oberholzer einen Meilenstein für den Holzbau in der Ostschweiz. Auf dem Areal ist ein Holzkompetenzzentrum entstanden, das Kapazität, Automatisierung und Digitalisierung zusammenführt. «Wir schaffen zukunftsgerichtete Arbeitsplätze in Produktion und Büro und erhöhen zugleich die Effizienz», fasst Rolf Stacher, Bereichsleiter Holzbau Schönenberg, zusammen. «Parallele Produktionen auf derselben Linie, Spezialformen und eine hohe Genauigkeit gehören zu unserem Alltag.»
Um die Produktion herum geplant
«Das grösste Augenmerk lag von Anfang an auf Zuschnitt und Produktion – das Zusammenspiel von Maschinen, Tisch- und Krananlagen mit den Mitarbeitern war eine grosse Herausforderung», so Stacher. Blocklager, optimierte Flüsse und digitale Steuerung verkürzen heute die Wege von der Bestellung bis zur Ausgabe an die Baugruppen. «Synergien mit dem Holzleimbau sind fest eingeplant», ergänzt er.
Auf der planerisch-technischen Seite prägte das Projekt eine hohe Dichte an Entscheidungen in früher Phase. Projekt- und Bauleiter Fabian Reichmuth fasst eine Kernaufgabe zusammen: «Die grösste Herausforderung war die Erschliessung für Strom und EDV in der ganzen Halle.» Leitungen, Anschlüsse und Schächte wurden unter der Bodenplatte so angeordnet, dass sämtliche Maschinen heute versorgt sind – und morgen über Leerrohre erweitert werden können. Zusätzlich tragen in der Dachkonstruktion zwei Weitspanntrassen aus Holz die Leitungsführungen; in Halle und Büro sind viele Systeme bewusst aufputz in Kabeltrassen geführt, um Nachrüstungen zu erleichtern.
Ein Blick in den Baukörper zeigt die Prioritäten: Zwischen Zuschnitt und Büro überspannt eine Hohlkastendecke den Raum – stützenfrei bei einer Spannweite von 13,78 Metern. «Im Büro wollten wir möglichst viel Holz zeigen», sagt Reichmuth. Wände und Decken sind innen in Holz verkleidet und vor Ort mit UV-Stopp behandelt; beim Aufrichten war die Innenverkleidung damit praktisch fertig – ein Zeitgewinn. Gedämmt wird mit Zellulosefasern, die im Sommer für spürbaren Hitzeschutz sorgen. Gleichzeitig legte das Team wegen der Nähe von Produktion und Büro besonderes Augenmerk auf den Schallschutz; ein stiller Arbeitsplatz war Anspruch.
Beachtliche Dimensionen
Insgesamt wurden 1128,84 Kubikmeter Holz verbaut; rund 88 Prozent stammen aus der Schweiz. «Wir konnten Konstruktionen, Verkleidungen und Fassaden weitgehend mit Schweizer Holz realisieren», so Reichmuth.
Maschinell setzt das Zentrum auf modernste Technik aus der Region und dem nahen Ausland: In der Produktion arbeitet eine Technowood TW-Mill E aus dem Toggenburg, im Zuschnitt eine Hundegger SPM 2 aus dem Allgäu. «Die Maschinen sind auf dem neuesten Stand der Technik und werden durch unsere Mitarbeiter so richtig gefordert», sagt Stacher. CAD-Planung und CNC-Fertigung gehören seit Jahren zur DNA des Unternehmens; mit der neuen Infrastruktur erhalten beide nochmals einen kräftigen Schub. Besonders wichtig: «Dass unsere Mitarbeiter mit hoher Bereitschaft hinter Automatisierung und Digitalisierung stehen – ohne sie ginge es nicht.»
Energieversorgung als schlüssiger Kreislauf
Das Hallendach ist mit Photovoltaikmodulen belegt, der Strom fliesst direkt in die Fertigung. Beheizt wird der Standort über Fernwärme der unternehmenseigenen Holz-Zentrale ThurHolz, die aus anfallenden Schnitzeln und Spänen Wärme erzeugt. «So nutzen wir unseren eigenen Strom und heizen die Werkhallen mit auf dem Platz produzierten Reststoffen», sagt Reichmuth. Für das Büro kommen Lüftungssystem und Klimaanlage hinzu.
«Ein weiterer Vorteil unseres Holzkompetenzzentrums sind die kurzen Wege: Vom Baumstamm über Einschnitt, Trocknung und Verleimung bis zum Abbund und zum Zusammenbau grosser Holzelemente passiert alles auf demselben Areal – ohne zusätzliche Transporte und Emissionen», sagt Rolf Stacher.
Die Vorfertigung im Holzbau erhöht die Anforderungen an die Planungstiefe; ein Punkt, den Fabian Reichmuth unterstreicht: «Weil im Holzbau sehr viel vorfabriziert und zusammengebaut wird, müssen Leitungsführungen, Dimensionen, Details und Anschlüsse früh feststehen, damit auf der Baustelle alles zusammenpasst.» Diese frühe Verbindlichkeit zahlt sich in der Ausführung aus: kürzere Montagezeiten, klare Schnittstellen, weniger Korrekturen.
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Blick nach vorne
Die neue Fertigungslinie erlaubt parallele Produktionen in hoher Präzision; Spezialgeometrien sind ebenso möglich wie Serienabläufe. Fabian Reichmuth ist stolz auf das Werk: «Ich kann jedem eine Industriehalle aus Holz empfehlen – wir überzeugen mit einem nachhaltigen Baustoff und kurzen Montagezeiten; die heutigen Anforderungen an den Brandschutz lassen sich problemlos erfüllen. Einzig die Aufrichtarbeiten sind etwas wetterabhängig.»
Wie sich Anspruch und Realität live erleben lassen, zeigt das Unternehmen an den «Tagen des Schweizer Holzes» am 13. September 2025 in Buhwil. Besucher sehen eine durchgängige Wertschöpfungskette vom Wald über Sägerei und Holzleimbau bis zum Holzbau, getragen von regionalen Partnerschaften mit ThurHolz GmbH oder dem Forstrevier AachThurSitter. «Der Kunde kann so nachvollziehen, woher der Rohstoff kommt und wo er verarbeitet wird», sagt Rolf Stacher.