Wie das Berit Sportslab Training neu definiert
Für Boxleitner ist entscheidend, dass im Sportslab niemand isoliert betrachtet wird. Er sagt: «Wir sehen den Athleten nicht isoliert im Training, sondern im gesamten Kontext seiner Leistungsfähigkeit, Gesundheit und Erholung.» Die Verbindung zwischen Sportslab, Berit Klinik und Berit Sportclinic mache die Einrichtung zu einem Zentrum, das in der Schweiz einzigartig sei. Durch kurze Wege und klare Kommunikation greife alles ineinander, von der Leistungsdiagnostik über die Trainingssteuerung bis hin zur Therapie und Reha.
Auch Junker beschreibt diese Struktur als wesentlichen Teil des Erfolgs. Sie erklärt: «Wir arbeiten interdisziplinär, besprechen Ergebnisse gemeinsam und entwickeln den optimalen Plan, abgestimmt auf Ziele, Voraussetzungen und die konkrete sportliche Situation.» Ärzte, Sportphysiotherapeuten, Athletiktrainer und Sportwissenschaftler tauschen sich täglich aus und sorgen dafür, dass die Erkenntnisse aus Diagnostik und Training unmittelbar umgesetzt werden können.
«Erfahrung, Intuition und persönlicher Kontakt sind durch nichts zu ersetzen.»
Innovation als Haltung
Innovation bedeutet für beide nicht nur Hightech. Boxleitner formuliert es so: «Wir machen keinen Unterschied zwischen einem Profi, einem Freizeitsportler oder jemandem, der einfach gesünder durch den Alltag gehen möchte. Jeder wird mit derselben Sorgfalt und Expertise betreut.» Moderne Systeme seien wichtig, doch entscheidend sei die Haltung der Menschen im Team. Technik solle nie Selbstzweck sein, sondern ein Werkzeug, das die Arbeit präziser macht.
Junker sieht das ähnlich. Für sie beginnt Innovation im Denken, nicht im Gerät: «Innovation im Performance-Training heisst für mich, neueste wissenschaftliche Erkenntnisse gezielt und individuell einzusetzen, damit Athleten bestmöglich unterstützt und der Trainingsprozess nachhaltig verbessert wird.» Daten helfen, Muster zu erkennen, doch der Umgang damit müsse stets den Menschen ins Zentrum stellen.
Der Mensch im Mittelpunkt
Trotz technischer Möglichkeiten bleibt für beide klar, dass Training ein menschlicher Prozess ist. Anja Junker sagt: «Ich nutze Daten fast täglich, weil sie objektive Informationen liefern. Aber Erfahrung, Intuition und persönlicher Kontakt sind durch nichts zu ersetzen.» Gerade mentale Faktoren, Tagesform oder die Art, wie ein Athlet Belastungen verarbeitet, lassen sich nicht allein über Kennzahlen erfassen.
Sebastian Boxleitner sagt es so: «Zahlen liefern Hinweise, aber sie erzählen nie die ganze Geschichte.» Wenn eine Übung laut Daten zwar optimal sei, für den Athleten aber nicht passe, müsse eine andere Lösung her. «Daten sind unser Navigationssystem, aber das Steuer bleibt in der Hand des Trainers und des Athleten.»
Präzise Diagnostik und moderne Systeme
Beide Fachpersonen betonen die Bedeutung von objektiven Messinstrumenten. Im Sportslab stehen Bewegungstracking, Stoffwechselanalysen, Kraftmessplatten oder isokinetische Systeme zur Verfügung. Junker erklärt: «Mit diesen Daten erkennen wir Schwachstellen oder Asymmetrien und können Trainingspläne exakt anpassen. Messbarkeit ist ein Motor für Motivation.» Athleten reagieren oft positiv darauf, wenn Fortschritte sichtbar werden und Entscheidungen nachvollziehbar sind.
Boxleitner ergänzt diesen Gedanken mit einem Blick auf die Entwicklung moderner Trainingssteuerung. Das klassische Schema von starren Wiederholungszahlen sei Vergangenheit. «Wir arbeiten mit individuellen Belastungsprofilen, die Training und Reha in Echtzeit an die Tagesform anpassen.» Dadurch werde Training nicht nur zielgerichteter, sondern auch nachhaltiger.
Interdisziplinarität als täglicher Prozess
Im Sportslab ist Interdisziplinarität keine theoretische Idee, sondern gelebter Alltag. Boxleitner beschreibt die Zusammenarbeit so: «Der Austausch findet täglich statt, über einzelne Athleten, neue Trainingsmethoden oder experimentelle Ansätze. Manchmal entstehen spontane Ideen, die wir sofort testen.» Diese Dynamik erzeuge ein Umfeld, in dem das Team kontinuierlich lerne und sich weiterentwickle.
Für Junker ist genau dieser Austausch entscheidend. «Digitale Tools strukturieren Informationen, ersetzen aber nicht das Gespräch. Nur wer sich austauscht, versteht den Menschen hinter den Daten.» Die verschiedenen Perspektiven von Ärzten, Physiotherapeuten, Sportwissenschaftlern und Trainern führten zu besseren Entscheidungen und einem besseren Transfer von Diagnostik in den Trainingsalltag.
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Training zwischen Wissenschaft und Praxis
Beide haben Erfahrung im Spitzensport, doch sie nutzen diese nicht, um eine elitäre Trainingskultur zu etablieren. Boxleitner sagt: «Jeder, der bei uns trainiert, profitiert vom Wissen aus dem Profisport, egal ob er für eine Weltmeisterschaft trainiert oder einfach fitter werden möchte.» Die Kunst bestehe darin, Methoden aus High-Performance-Umfeldern sinnvoll zu adaptieren, ohne sie blind zu kopieren. Was in anderen Ländern oder Systemen funktioniere, müsse nicht zwingend zur Ostschweiz passen.
Junker erinnert sich an ein Beispiel, das zeigt, dass Innovation auch scheitern kann: «Wir haben einmal versucht, ein zyklusbasiertes Trainingssystem einzuführen. Die Idee war interessant, aber die Umsetzung im Alltag war zu komplex.» Ihr Fazit: Systeme müssten verständlich, intuitiv und praxistauglich sein, sonst würden sie nicht genutzt.
Die Rolle von künstlicher Intelligenz
Sowohl Sebastian Boxleitner als auch Anja Junker sehen grosses Potenzial in KI, allerdings ohne überzogene Erwartungen. Boxleitner sagt: «KI hilft uns, Daten schneller zu analysieren, sodass wir mehr Zeit fürs Coaching haben. Sie ersetzt aber keinen Coach. Entscheidungen treffen immer noch Menschen.» Er sieht KI als Werkzeug, das Prozesse unterstützt und dem Trainer mehr Raum für die eigentliche Arbeit gibt.
Junker ergänzt: «KI kann Daten schneller auswerten oder Trainingspläne vorschlagen. Aber sie ersetzt nicht Erfahrung oder Einfühlungsvermögen.» Auch hier bleibe der Mensch im Zentrum. Die Rolle des Trainers werde sich verändern, aber nicht verschwinden.
«Wir zeigen, dass Weltklasse-Training kein Privileg für Spitzensportler ist.»
Vom Profisport in die Breite
Ein wichtiges Element im Sportslab ist die Übertragung von Spitzenwissen auf alle Leistungsstufen. Junker beschreibt dies als zentralen Auftrag: «Unser Ziel ist immer, Sportler aller Leistungsstufen besser zu machen, schneller, stärker, effizienter und selbstbewusster.» Dabei spiele Motivation eine wichtige Rolle, etwa durch sichtbar gemachte Fortschritte oder transparente Trainingsplanung.
Boxleitner formuliert seinen Anspruch so: «Wir wollen zeigen, dass Weltklasse-Training kein Privileg für Spitzensportler ist.» Dieses Selbstverständnis erklärt, weshalb sich das Sportslab als Ort positioniert, an dem jede Person als Athlet betrachtet wird, unabhängig vom Ausgangsniveau.
Gemeinsamer Blick in die Zukunft
Für die nächsten Jahre verfolgen die zwei einen eindeutigen Weg. Boxleitner sagt: «Wir wollen zeigen, dass Spitzenleistung und Alltagstauglichkeit zusammenpassen.» Das Sportslab soll neue Massstäbe für Trainingssteuerung und Regeneration setzen. «Wenn sich die Trainingskultur messbar weiterentwickelt, ist ein zentrales Ziel erreicht.»
Junker formuliert ihren Anspruch so: «Technologie und Menschlichkeit sollen künftig noch stärker zusammenspielen. Wenn wir Athleten noch individueller begleiten können, entsteht echte Leistungsentwicklung.» Für beide liegt die Zukunft in einer Trainingssteuerung, die Tagesform, Motivation und Belastbarkeit automatisch berücksichtigt und dennoch auf menschliche Urteilsfähigkeit angewiesen bleibt.
