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Damit es nicht zu spät wird

Damit es nicht zu spät wird
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Jürg Brunner führt seit 22 Jahren die ASA-Service AG im Westen der Stadt St.Gallen. Er weiss, wie wichtig ein regelmässiger Unterhalt von Abläufen und Rohrleitungen für jedes Gebäude ist. Und was im Notfall zu tun ist.

Jürg Brunner, das Motto Ihrer ASA-Service AG lautet «Einer kam durch». Gibt es auch Fälle, bei denen Sie sagen müssen: Hier können selbst wir nichts mehr machen? Oder anders gefragt: Ab wann ist eine Sanierung anstelle einer Reinigung angesagt?
Ganz einfach: Sobald ein Rohr defekt bzw. statisch nicht mehr genügend ist, muss eine Leitung saniert oder ersetzt werden. 

Und wie merke ich, dass etwas nicht mehr stimmt – ist das immer ein Rohrbruch oder gibt’s noch andere Anzeichen?
Wenn ich als Hauseigentümer etwas feststelle – damit meine ich einen Rückstau oder gar einen Wasserschaden –, ist es meisten 5 nach 12. Um den Zustand der Abwasserleitungen zu beurteilen, braucht man einen Fachmann, der mit einer Kamera die Rohre inspiziert.

Was empfehlen Sie hier für ein Wartungsintervall?
Die Grundleitungen (Schmutz- und Meteorwasserleitungen) sollte man mindestens alle fünf Jahre kontrollieren bzw. reinigen lassen.

 

Das dient auch dem Werterhalt eines Objekts, oder?
Ja, da gilt wie überall bei einer Liegenschaft: Wenn man den Unterhalt vernachlässigt, kommt es irgendwann zu teuren Überraschungen. Da verhält es sich wie bei unseren Zähnen: Wenn man sie nicht reinigt, wird der Zahnarzt bald einmal teuer.

Jetzt gibt es in einem Gebäude mehr Rohre, als man gemeinhin annehmen könnte: Waschküchen- und Bodenabläufe, Terrassen- und Dachwasserabläufe, Kanäle für Regen, Misch- oder Schmutzwasser sowie die eigentliche Kanalisation und eventuelle Sickerleitungen. Lassen Herr und Frau Schweizer ihnen die notwendige Aufmerksamkeit zukommen?
Die Aufmerksamkeit hat in den letzten Jahren etwas zugenommen. Das liegt vor allem daran, dass immer mehr Gemeinden ihre Kontrollaufgaben wahrnehmen, wie es das Gewässerschutzgesetz vorsieht. Aber eben, wenn die Fenster, der Kühlschrank oder die Toilette nicht mehr sauber sind, sieht man dies halt sofort und handelt (lacht).

Ist man auch gesetzlich dazu gezwungen, gewisse Wartungen/Reinigungen durchzuführen, oder ist hier alleine die Eigenverantwortung gefragt?
Es gibt keine Vorschriften, die einen Hauseigentümer verpflichten, seine Kanalisation zu reinigen. Das eidgenössische Gewässerschutzgesetz (GSchG) postuliert in Art. 6 Abs. 1 nur Folgendes: «Es ist untersagt, Stoffe, die Wasser verunreinigen können, mittelbar oder unmittelbar in ein Gewässer einzubringen oder sie versickern zu lassen.» Daraus wird abgeleitet, dass die privaten Abwasserleitungen über ihre gesamte Nutzungsdauer dicht sein müssen. Damit man feststellen kann, ob eine Leitung in Ordnung ist, muss man sie eben reinigen und dann mittels Kanal-TV oder Dichtheitsprüfung kontrollieren.

 

  
Philippe, Jürg und Patrick Brunner: Aufmerksamkeit hat zugenommen.
Philippe, Jürg und Patrick Brunner: Aufmerksamkeit hat zugenommen.

Und wenn Schäden entdeckt werden: Wie können diese heute repariert werden?
Da gibt es heute eine Vielzahl von Möglichkeiten. Dabei hängt es davon ab, ob die Leitung partiell oder auf einem längeren Abschnitt beschädigt ist. Wichtig ist es auch, aus welchem Material die Abwasserleitung besteht.

Was für Techniken kommen aber meist zur Anwendung?
Es gibt Metallmanschetten, die wie ein Stent beim Herzinfarkt funktionieren. Meistens kommen aber Inliner aus einem Stoffgewebe in den Einsatz, die mit einem Kunstharz ausgehärtet werden. Dann gibt es noch Sprayliner, bei dem die Abwasserleitung mit einem Kunststoff besprüht und neu beschichtet wird.

Und wie lange halten reparierte Rohre im Vergleich zu neuen?
Es gibt Kanalisationen, die sind mehr als 100 Jahre alt und immer noch in Betrieb. Inliner gibt es seit bald 50 Jahren. Die Erfahrungen sind im Allgemeinen gut, wenn die Leitungen sorgfältig saniert wurden und richtig gewartet werden.

 

Hat sich im Kanalisationsbau in den vergangenen Jahren etwas technisch verbessert?
Ja. In den letzten Jahren werden immer mehr Abwassergrundleitungen aus Polyethylen (PE) hergestellt. Die Rohre werden kraftbündig verschweisst und sind 100 Prozent dicht. PE ist zudem sehr strapazierfähig und schlagfest. Das erleichtert die Rohrreinigung enorm, vor allem weil dann die schwarzen Rohre, die der Sanitär für seine Installationen verwendet, bis zur Strassenkanalisation vorhanden sind. Früher verwendete man oft die orangen PVC-Rohre und hat dann diese zusammengesteckt. Mit diesen Leitungen hat man heute oft grössere Herausforderungen. PVC ist nicht so stabil und die Steckverbindungen werden oft undicht.

Gibt es eine Faustregel, nach der Kanalreinigungen und -sanierungen grob berechnet werden können, vielleicht nach Hausgrösse oder -alter?
Leider nein, jedes Objekt ist anders und bei älteren Bauten gibt es manchmal keine Kanalisationspläne. Ein seriöses Angebot kann nur aufgrund einer vorgängigen Inspektion vor Ort gemacht werden.

Text: Stephan Ziegler

Bild: Marlies Thurnheer, istock

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