Wenn Klang und Bewegung verschmelzen

Was entsteht, wenn Tradition auf Improvisation trifft und sich Körper und Klang auf Augenhöhe begegnen? Diese Frage steht im Zentrum von «Klangtanz», einem neuen Format der St.Galler Festspiele 2025. Konzipiert wurde das Projekt von den beiden Choreografen Frank Fannar Pedersen und Javier Rodríguez Cobos in Zusammenarbeit mit der Tanzkompanie St.Gallen und der Klangwelt Toggenburg.
Die Idee habe sich schon vor Jahren angebahnt, erzählt Pedersen. «Wir haben damals mit Christian Zehnder ein Projekt für das ‹Festimfall› realisiert und bei dieser Gelegenheit mit Schellenschöttern zusammengearbeitet. Diese Begegnung war für uns ein Aha-Erlebnis – der Sound, die Menschen dahinter, alles hat uns begeistert.» Als gebürtiger Isländer habe er eine tiefe Verbindung zur Natur: «Es bedeutet mir viel, mich mit der Natur zu verbinden – und das spiegelt sich in dieser Arbeit wider.» «Klangtanz» vereint Stadt und Land, Tradition und Moderne, Bewegung und Musik.
«Wir lassen die beiden Welten organisch ineinanderfliessen», ergänzt Rodríguez Cobos. «Die Tradition gibt dem Werk Struktur und Rhythmus, die Moderne öffnet es für neue Interpretationen.» Im Zentrum stehe dabei kein klassisches Narrativ, sondern die Improvisation. «Wir haben uns bewusst dagegen entschieden, ein Libretto oder eine Theaterstruktur zu verwenden. Das Stück ist ein Happening, jede Aufführung ist anders – das macht es so lebendig.»
Der Ort spielt dabei eine zentrale Rolle: «Das Klanghaus Toggenburg ist das Herzstück der Aufführung. Es soll sich ganz bewusst vom Theaterraum unterscheiden», stellt Rodríguez Cobos klar. Bereits beim ersten Workshop im Dezember 2024 sei die Magie spürbar gewesen. «Es war eine Freude, zu sehen, wie die Musiker ihren Körper in die Musik einbrachten und die Tänzer deren Rhythmen im Tanz aufnahmen», so Pedersen.
Auch traditionelle Instrumente wie das Schwyzerörgeli seien völlig selbstverständlich integriert. «Wir lieben das Instrument! Tradition zu bewahren bedeutet für uns, sie in neue Kontexte zu bringen», sagt Frank Fannar Pedersen. Improvisation sei dabei keine Willkür, sondern eine bewusste Entscheidung. «Wir bereiten uns genauso intensiv vor wie auf eine klassische Theaterproduktion – doch das Ziel ist ein einmaliges Live-Erlebnis.»
«Klangtanz» will Emotionen wecken und Verbindungen schaffen. «Der Tanz ist unsere erste Sprache – und Musik besitzt die Kraft, Menschen zu berühren und zu verbinden», so Javier Rodríguez Cobos. Daraus wächst auch der Anspruch, weiterzugehen: «Wir möchten eine Plattform schaffen, die kulturelle Traditionen in moderne Kontexte überführt, ohne ihre Wurzeln zu verlieren.»