Schlaf: Mehr als nächtliche Erholung

Schlaf: Mehr als nächtliche Erholung
Dr. med. Anke Schneiders, Chefärztin Psychosomatik, und Dr. sc. med. Gavin Brupbacher, Leiter Unternehmensentwicklung, QM & Forschung, Klinik Oberwaid.
Lesezeit: 3 Minuten

Die Oberwaid in St.Gallen hat sich seit vielen Jahren auf das Thema Schlaf spezialisiert und bietet ein breites Spektrum an medizinischer Diagnostik und Behandlung. Warum Schlaf nicht nur ein biologisches Grundbedürfnis, sondern ein entscheidender Leistungsfaktor ist, zeigt der «Gesundheits-LEADER» 2025.

Rund ein Drittel unseres Lebens verbringen wir im Schlaf, und doch leiden bis zu 40 Prozent der Bevölkerung regelmässig unter Ein- oder Durchschlafstörungen. Dabei geht es um weit mehr als Erholung: Schlaf strukturiert unser Gedächtnis, stärkt das Immunsystem und wirkt wie ein tägliches Reset unseres Gehirns.

Die Chronobiologie, unsere innere Uhr, steuert den Schlaf-Wach-Rhythmus. Schon kleine Störungen durch unregelmässige Arbeitszeiten oder späte Bildschirmnutzung können das fein abgestimmte System aus dem Gleichgewicht bringen. Der Versuch, Schlaf durch technische Tracker zu optimieren, führt nicht selten zu einer ungünstigen Hyperfokussierung auf den eigenen Schlaf. Entscheidend sind die langfristige Balance und ein individueller, stabiler Rhythmus.

Schlaf und Stress: Ein Wechselspiel

Schlaf und Stress sind eng miteinander verknüpft. Stress erschwert das Ein- und Durchschlafen. Schlechter Schlaf wiederum verstärkt Stressreaktionen, ein Teufelskreis, der sich unbemerkt manifestiert und zur Dauerbelastung wird.

Schlafprobleme sind oft ein erster Indikator für Überlastung. Wer schlecht schläft, sollte das als Frühwarnsignal ernst nehmen. Wer seine Schlafqualität beobachtet, erkennt Belastungsgrenzen häufig früher als über klassische Stresssymptome wie Gereiztheit oder Konzentrationsschwäche. Gezielte Massnahmen wie Abendrituale, digitale Pausen oder feste Strukturen können helfen, den Schlaf wieder erholsamer zu machen.

Schon kleine Veränderungen haben grosse Wirkung: eine konstante Schlafroutine, die Reduktion des nächtlichen Lichteinfalls, regelmässige Bewegung sowie eine klare Entkopplung von Arbeit und Schlafenszeit.

Schlaf im Arbeitskontext

In der modernen Arbeitswelt gewinnt das Thema Schlaf zunehmend an Bedeutung. Studien zeigen: Schlafmangel wirkt wie ein dauerhafter Leistungsdämpfer. Er reduziert die Konzentration, steigert die Fehlerquote und begünstigt sogar riskantes Verhalten.

Besonders relevant ist die Situation bei Schichtarbeit oder internationaler Tätigkeit. Der sogenannte «soziale Jetlag», das Missverhältnis zwischen innerer Uhr und Arbeitszeiten und dem sozialen Leben, belastet sowohl die Gesundheit als auch das Wohlbefinden. Wer seinen Chronotyp kennt, also weiss, ob man Frühaufsteher oder Nachtmensch ist, kann Arbeit und Regeneration besser strukturieren. Für Führungskräfte ergibt sich daraus eine doppelte Verantwortung: Einerseits, die eigene Gesundheit durch ausreichenden Schlaf zu schützen, andererseits, Arbeitsbedingungen so zu gestalten, dass Mitarbeitende ihre individuellen Präferenzen einbringen können.

Für Unternehmen empfiehlt sich ein ganzheitlicher Ansatz mit Workshops und gezielter Sensibilisierung. Langfristig lässt sich so nicht nur die Schlafqualität verbessern, sondern auch Teamdynamiken und Effizienz. Vor allem aber entsteht eine Kultur, in der Gesundheit und Leistung Hand in Hand gehen.

Text: Anke Schneiders und Gavin Brupbacher

Bild: Marlies Beeler-Thurnheer, zVg

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