LEADER-Special

«Investoren suchen Sicherheit – nachhaltige Ent­wicklung schafft sie»

«Investoren suchen Sicherheit – nachhaltige Ent­wicklung schafft sie»
Daniel Fässler
Lesezeit: 4 Minuten

Der St.Galler Immobilienentwickler Daniel Fässler, Inhaber der Leven Property AG und Geschäftsführer der Zima Projektentwicklung AG, ist in der LEADER-Sonderausgabe invest@SG 2025 überzeugt: Investoren setzen künftig auf Immobilien, die ökologisch, sozial und ökonomisch überzeugen. ESG-Kriterien, Verdichtung und technologische Innovation sind für ihn die Schlüssel, um Projekte als «Future-Proof Assets» zu positionieren und nachhaltige Renditen sicherzustellen.

Daniel Fässler, die Nachfrage nach Wohneigentum bleibt hoch, gleichzeitig steigen die Ansprüche an Bauqualität und Nachhaltigkeit. Welche Rolle spielt das für Ihre aktuellen Projekte?
Ja, die Nachfrage nach Wohneigentum ist ungebrochen – aber die Kriterien haben sich verändert. Heute reicht es nicht mehr, einfach Wohnraum zu schaffen. Unsere Projekte müssen ESG-Kriterien erfüllen: ökologisch verantwortungsvoll, sozial ausgewogen und langfristig wirtschaftlich tragfähig. Gebäude, die in allen Dimensionen überzeugen, bleiben auch langfristig attraktiv.

Die Immobilienbranche steht unter dem Druck, bis 2050 klimaneutral zu werden. Was bedeutet das Netto-Null-Ziel ganz konkret für die Projektentwicklung in der Ostschweiz?
Netto-Null ist für mich kein fernes politisches Ziel, sondern ein Handlungsauftrag. Und was bedeutet das in der Praxis? Wir setzen auf erneuerbare Energien wie Photovoltaik und Wärmepumpen, nutzen nachhaltige Materialien wie Holz oder Recyclingbeton und denken in zirkulären Bauweisen, damit Ressourcen mehrfach genutzt werden können. Für die Projektentwicklung heisst das, dass Nachhaltigkeit von Anfang an Teil des Konzepts ist – nicht ein Zusatz im Nachhinein und nicht der Labels wegen, sondern aus Überzeugung.

Die Herausforderung ist also nicht das «Ob», sondern das «Wie»?
Ganz genau. Klimaneutrales Bauen darf nicht zu massiv steigenden Preisen führen. Wir müssen bei Projekten immer Lösungen finden, die ökologisch sinnvoll und gleichzeitig wirtschaftlich tragfähig sind. Nur so schaffen wir es, dass Wohnbauten sowohl für die Bewohner als auch für Investoren langfristig attraktiv und tragbar bleiben.

«Grenzen entstehen dort, wo der Blick zu sehr auf Einzel­interessen beschränkt bleibt.»

Verdichtetes Bauen und gemischte Nutzungen werden immer wichtiger. Welche Chancen sehen Sie darin – und wo stossen solche Konzepte an Grenzen?
Verdichtung schafft urbane Vielfalt, spart Boden und macht Infrastrukturen effizienter nutzbar. Chancen sehe ich insbesondere in lebendigen Quartieren, die Wohnen, Arbeiten und Freizeit verbinden. Gleichzeitig ist klar: Solche Projekte sind oft komplex, weil sie verschiedene Anspruchsgruppen betreffen. Entscheidend ist, dass wir diese frühzeitig einbeziehen und gemeinsam tragfähige Lösungen entwickeln. Nur wenn Verwaltung und Politik, Investoren, Anwohner und Interessensgruppen am gleichen Tisch sitzen, entstehen Konzepte, die Akzeptanz finden und langfristig funktionieren. Grenzen entstehen dort, wo der Blick zu sehr auf Einzelinteressen beschränkt bleibt. Zukunftsfähige Quartiere und Areale brauchen den Mut, über Par­tikularinteressen hinauszugehen und im Sinne der Quartiere und Gebiete zu handeln.

Neue Technologien – von digitaler Planung bis zu innovativen Baumaterialien – verändern die Branche. Wo sehen Sie den grössten Nutzen für Ihre Arbeit?
Digitale Planungstools sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Mit Plattformen wie Buildagil gelingt es uns, Projekte klar, intuitiv und effizient zu steuern. Sie erleichtern die Zusammenarbeit im Team und sparen wertvolle Zeit im Tagesgeschäft. Gleichzeitig eröffnet der Einsatz von weiteren KI-gestützten Anwendungen grosses Potenzial – etwa im Rahmen von Bewilligungsverfahren. E-Bau-Plattformen und digitale Prüfungen können Prozesse erheblich verschlanken, Bürokratie re­duzieren und Genehmigungen beschleunigen – ein Gewinn für Investoren, Gemeinden und künftige Bewohner. Auch bei den Materialien führt kein Weg an Innovationen vorbei: Holz, Hybridkonstruktionen oder Recyclingbeton sind längst Teil der neuen Normalität. Wer heute nicht konsequent auf digi­tale und nachhaltige Technologien setzt, baut an der Zukunft vorbei.

Nachhaltigkeit umfasst mehr als nur Energie­effizienz. Wie berücksichtigen Sie auch soziale Faktoren wie altersgerechtes Wohnen oder gemeinschaftliche Flächen in Ihren Projekten?
Wir entwickeln und bauen das Zuhause von Menschen – und das gelingt nicht durch die Orientierung nur an Zahlen. Deshalb denken wir Nachhaltigkeit immer auch sozial: Gemeinschaftsflächen, flexible Grundrisse oder barrierefreie Zugänge sind zentrale Elemente. Gerade mit Blick auf die altern-de Bevölkerung setzen wir auf Konzepte, die Eigenständigkeit ermöglichen und gleichzeitig Gemeinschaft fördern. Laut Bundesamt für Statistik wird die Zahl der über 65-Jährigen bis 2045 von heute 1,8 auf 2,6 Millionen steigen, die Zahl der über 80-Jährigen verdoppelt sich sogar auf über eine Million. Genau deshalb müssen wir heute Wohnmodelle schaffen, die dieser Entwicklung Rechnung tragen.

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«Zukunftsfähige Quartiere und Areale brauchen den Mut, über Partikularinteressen hinauszugehen.»

Das heisst konkret?
Wir setzen daraus abgeleitet auf flexible Grundrisse, kompakte Einheiten und barrierefreie Konzepte. Auch die Nachfrage nach kleineren, vielseitig nutzbaren Wohnungen für Singles und Paare wächst stetig, gleichzeitig nimmt die Bedeutung altersgerechter Lösungen zu. Darauf reagieren wir mit projektspezifischen Grundrisslösungen und einer grösseren Diversität im Wohnungsangebot, sodass unterschiedliche Zielgruppen angesprochen werden. Es geht für uns immer darum, ein Umfeld zu schaffen, in dem Menschen sich langfristig wohlfühlen und das auf gesellschaftliche Veränderungen reagieren kann.

Für Investoren zählen Sicherheit und Wertbeständigkeit. Welche Standorte oder Projektarten halten Sie 2025 für besonders attraktiv?
Attraktiv bleiben zentrale, gut erschlossene Lagen mit starker Nachfrage. Aber auch Projekte mit klarer Nachhaltigkeitsstrategie werden immer mehr bevorzugt – echte «Future-Proof Assets». Sie sichern langfristige Renditen und erfüllen die Anforderungen von Finanzinstituten und Mietern. Wer heute in Qualität investiert, profitiert auch morgen.

Text: Stephan Ziegler

Bild: Marlies Beeler-Thurnheer

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