Der Thurgau spürt den Gegenwind
Die anspruchsvolle wirtschaftliche Grosswetterlage mit zunehmendem Protektionismus sowie ein insgesamt fragiles internationales Umfeld würden die Konjunktur in der Schweiz bremsen, sagt Daniel Wessner, Leiter des Amts für Wirtschaft und Arbeit des Kantons Thurgau, mit Blick auf das Jahr 2026. «Für die Schweiz erwartet die Direktion für Wirtschaftspolitik des SECO ein unterdurchschnittliches Wachstum von 0,9 Prozent. Das ist auch meine Einschätzung: Die Unsicherheit in der globalen Handels- und Wirtschaftspolitik bleibt hoch und belastet insbesondere exportorientierte Branchen. Ich rechne erst im Laufe des Jahres 2026 mit einer leichten Erholung der Weltwirtschaft.»
«Zuversichtlich bin ich zudem für das Baugewerbe, auch dank der geplanten Abschaffung des Eigenmietwerts.»
Wichtigster Markt ist Deutschland
Auch der Thurgau spüre diesen starken Gegenwind. Als traditionell exportstarker Wirtschaftsstandort mit einer bedeutenden Industrie stehe der Kanton auch 2026 unter Druck. «Die US-Zölle treffen die Thurgauer Investitionsgüterhersteller und Technologieunternehmen allerdings in den meisten Fällen nur indirekt. Nur sieben Prozent der Exportgüter gehen direkt in die USA. Der wichtigste Handelspartner ist und bleibt Deutschland», sagt Daniel Wessner. Die Thurgauer Exportunternehmen litten unter den Auftragsschwankungen, erhöhtem Margendruck und dem zurückhaltenden Investitionsverhalten der Kunden im Ausland, was auch 2026 zu einer gedämpften Dynamik führen werde. Die Frankenstärke verstärke diesen Effekt zusätzlich.
«Angesichts dieser Ausgangslage dürfte das Thurgauer Bruttoinlandsprodukt 2026 leicht unter dem Schweizer Durchschnitt wachsen», schätzt Daniel Wessner. «Ein verhaltenes, aber positives BIP-Wachstum erscheint realistisch, getragen von einer stabilen Binnenkonjunktur und einer allmählichen Erholung der internationalen Nachfrage im Jahresverlauf.»Trotz der je nach Branche unterschiedlich grossen Herausforderungen werde sich die Thurgauer Wirtschaft auch im kommenden Jahr insgesamt robust zeigen. «Der private Konsum bleibt dank stabiler Beschäftigung und tiefer Inflation eine wichtige Stütze. Der Detailhandel sowie binnenorientierte Dienstleistungen entwickeln sich solide», prognostiziert Daniel Wessner. «Zuversichtlich bin ich zudem für das Baugewerbe, auch dank der geplanten Abschaffung des Eigenmietwerts. Diese wird kurzfristig zu höheren Investitionen führen.» Die Thurgauer Bauunternehmen würden mit einer stabilen Auftragslage und einer weiterhin hohen Nachfrage nach Wohnraum rechnen – «das sorgt für Kontinuität.»
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Fachkräftemangel bleibt ein Thema
Im Kanton Thurgau werden 2026 auf dem Arbeitsmarkt leicht höhere Arbeitslosenzahlen erwartet als im laufenden Jahr, «trotzdem gehe ich von einer weiterhin soliden Grundstimmung aus. Die Unternehmen sind mit Entlassungen zurückhaltend. Sie wissen, dass es nicht einfach ist, die benötigten Fachkräfte zu gewinnen, wenn der Aufschwung kommt.»
Unternehmen seien daher angehalten, ihre Mitarbeiter mit Weiterbildungen fit für den Arbeitsmarkt der Zukunft zu machen und moderne Arbeitsmodelle anzubieten. «Der technologische Fortschritt, insbesondere im Bereich künstlicher Intelligenz, bietet neue Produktivitätspotenziale. Innovation wird immer wichtiger», sagt Daniel Wessner. «Wer rechtzeitig investiert und Kompetenzen aneignet, kann gestärkt aus der aktuell für viele herausfordernden Phase hervorgehen.»
Insgesamt dürfte der Kanton Thurgau 2026 ein moderates Wachstum verzeichnen. «Die Kombination aus resilienter Binnenwirtschaft, hoher Innovationskraft und attraktivem Arbeitsmarktumfeld sorgt auch in einem anspruchsvollen Umfeld für Zuversicht», sagt der Leiter des Amts für Wirtschaft und Arbeit des Kantons Thurgau.
Text: Philipp Landmark
Bild: zVg