125 Jahre HAUG Sauer Kompressoren AG

«Einmal HAUG, immer HAUG»

«Einmal HAUG, immer HAUG»
Bruno Garcia und Beat Frefel
Lesezeit: 5 Minuten

1896 gründete Ernst Haug im St.Galler Espenmoos eine mechanische Werkstätte, die sich in den Dienst der aufstrebenden Stickerei-Industrie  stellte. 125 Jahre später gehört die HAUG Sauer Kompressoren AG  zu den wichtigsten Lieferanten von ölfreien Druckluftkompressoren  für Industrie, Forschung und Medizin. CEO Beat Frefel und COO Bruno Garcia über die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des  Unternehmens.

Ihr Unternehmen feiert in diesem Jahr sein 125-jähriges Bestehen. Welche Bedeutung hat dieses Jubiläum für Sie beide?
Beat Frefel: Im Hinblick auf unser Jubiläum habe ich mich stark mit der Geschichte des Unternehmens auseinandergesetzt und diese auch in einem Fotobuch illustriert. Dabei haben mich die Pionierleistungen unserer Vorgänger stark beeindruckt. Ich arbeite nun seit 25 Jahren für das Unternehmen und bin stolz, ein Teil seiner Geschichte zu sein.

Bruno Garcia: Ein Jubiläum gibt immer den Anstoss zum Rückblick. Erst dann wird einem bewusst, was wir als Unternehmen schon geschaffen haben, dies geht im täglichen Geschäft meistens unter. Es tut einfach gut, sich die kleinen und grossen Momente nochmals in Erinnerung zu rufen. Insgesamt arbeite ich auch schon über 14 Jahre für HAUG Sauer, angefangen als Polymechaniker frisch ab der Lehre in der mechanischen Fertigung. Es gibt nicht viele Zitate, die bei HAUG Sauer benutzt werden, aber eines  davon ist «Einmal HAUG, immer HAUG».

«Die Pionierleistungen unserer Vorgänger haben mich stark beeindruckt.»

Wie ist das Unternehmen, die Fritz Haug AG, 1896 entstanden?
Frefel: Das Unternehmen war zu Beginn eine Zulieferfirma von mechanischen Bauteilen sowie ein Reparaturbetrieb, unter anderem für die aufstrebende Textilindustrie. Es war das Zeitalter der Industrialisierung und der Beginn der Mobilität mit Bahn und Auto. Hersteller von Maschinen und Komponenten waren sehr gefragt.

Ende der 1950er Jahre wurde in St.Gallen-Winkeln der erste Hauptsitz mit Produktion gebaut. Die Geschäfte liefen in dieser Zeit offenbar sehr gut.
Garcia: Das Unternehmen war zuerst in der St.Galler Innenstadt, an der Heimatstrasse angesiedelt. Aufgrund des Wachstums wurde der Platz knapp, sodass man sich 1957 entschlossen hat, in den Westen nach  St.Gallen-Winkeln, an die Industriestrasse zu zügeln. Den Inhabern und Geschäftsführern gelang ein grosser Wurf mit einem grosszügigen und modernen Neubau, bestehend aus Bürogebäude und Werkhalle. Verpflichtet wurde das damals bestens bekannte Architekturbüro Danzeisen+Voser.

War für die damalige Geschäftsleitung von Anfang an klar, dass man in St.Gallen baut?
Frefel: Die Identität des Unternehmens war schon immer mit St.Gallen und der Schweiz verbunden. Der Erfolg des Unternehmens beruht auf dem Know-how und den Erfahrungen der Mitarbeiter und Lieferanten. Fast alle Lieferanten für Rohmaterial und Komponenten kommen aus der Schweiz oder aus dem nahen Ausland. Also ja, St.Gallen war immer als Standort gesetzt.

  

«Wichtige Treiber sind Anwendungen rund um erneuerbare Energien.»

2008 wurde aus der Fritz Haug AG die  HAUG Kompressoren AG und 2016 die  HAUG Sauer Kompressoren AG. Wo steht das Unternehmen heute?
Frefel: Der Hintergrund der Eingliederung in die Sauer-Kompressoren-Gruppe war die fortschreitende Internationalisierung. Wir mussten uns aufgrund der Stärke des Schweizer Frankens zum Euro auch auf andere Märkte ausserhalb Europas ausrichten. Dies geht nur mit Kundennähe. Damit gab es zwei Optionen: selbst aus eigener Kraft eigene Niederlassungen gründen, welche die Märkte effizient bearbeiten können – oder sich einer grösseren internationalen Gruppe anschliessen und damit die Eigenständigkeit aufgeben. Ich habe mich für das Zweite entschieden.

Wer gehört heute zu den Kunden, wer braucht Ihre Kompressoren?
Garcia: Wir haben uns stets entsprechend den wandelnden Kundenanforderungen weiterentwickelt. Die Kunden und Anwendungen kommen aus ganz verschiedenen Bereichen. Wichtig sind die Bereiche Energieversorgung, Industrie, Forschung und Medizin. In der Schweiz sind wir seit 50 Jahren ein wichtiger Lieferant für ölfreie Druckluftkompressoren in Krankenhäusern. Aber auch weltbekannte Forschungsunternehmen wie die ETH, EMPA oder das CERN gehören zu unseren Kunden.

Welche Rolle spielte die Digitalisierung  in den vergangenen Jahren für ihr Unternehmen?
Frefel: Betreffend Digitalisierung gibt es die interne und externe Sichtweise. Die interne betrifft das Datenmanagement innerhalb des Unternehmens. Hier haben wir noch viel zu tun betreffend der Erneuerung unserer IT-Infrastruktur und der bereichsübergreifenden Vernetzung von Daten. In der externen Perspektive geht es vor allem darum, dass wir unseren Kunden Mehrwert durch die Digitalisierung unserer Produkte bieten. Stichworte dazu sind Zustandsüberwachung und Optimierung mittels Sensorik, vorausschauende Wartung und digitale Simulation.

Garcia: Digitalisierung ist auch für uns als KMU ein grosses Thema. Die neuen Technologien haben das Potenzial, sowohl den Nutzwert unserer Produkte zu steigern als auch Produktionskosten zu senken.

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Individuelle Kundenlösungen auf höchstem Niveau

«Digitalisierung ist auch für uns ein grosses Thema.»

Und wo lagen dabei die grössten Herausforderungen?
Frefel: Ein häufiges Problem ist die mangelnde Bereitschaft der Kunden, die Daten über eine Plattform mit uns oder einem Serviceprovider zu teilen. Einige Kunden möchten hier ihre Souveränität behalten.

Garcia: Digitalisierung ist ein sehr grosses umfangreiches Thema mit sehr vielen Teilbereichen. Dabei kann die Übersicht schnell verloren gehen. Es ist für uns deshalb wichtig, zu verstehen, in welche Richtung wir uns weiterentwickeln wollen. Oder anders gesagt: Wo wir das grösste Potenzial sehen. Harald Schulz, CEO der Sauer Compressors Group sagt dazu jeweils: «How do you eat an elephant? One bite at the time!» Das Gleiche gilt für die Umsetzung unserer Digitalisierungs-Strategie.

Haben Sie auch die Auswirkungen der  nationalen/internationalen Corona-Massnahmen gespürt?
Frefel: In einigen Anwendungen haben wir einen starken Rückgang bei der Investition ins Neumaschinengeschäft festgestellt. Wir haben aber auch Anwendungsbereiche, die aktuell aufgrund der Corona-Krise Wachstum hatten, z. B. bei den Sauerstoffkompressoren für Krankenhäuser. Stabilisierend ist auch die rege Nachfrage nach Wasserstoffkompressoren für Energiespeicheranwendungen. Hier tut sich im Moment einiges.                                                             

Und was ist für die Zukunft geplant?
Garcia: Wichtige Treiber für uns sind die ganzen Anwendungen rund um die erneuerbaren Energiequellen wie Wasserstoff, Kohlendioxid und Power-to-Gas sowie Massnahmen im Zusammenhang mit dem Umweltschutz – wie die Gasrückgewinnung und hermetisch gasdichte Kompressorsysteme.

In den 1960er und 1980er Jahren sowie 2015 brachten die Fritz Haug AG bzw. die HAUG Kompressoren AG Weltneuheiten auf den Markt, jeweils ölfreie Kompressoren. Wann ist von der HAUG Sauer Kompressoren AG eine Weltneuheit zu erwarten?
Frefel: Wir haben ein neues, kolbenringloses Verdichtungssystem namens «NanoLoc» entwickelt. Mit diesem können wir zum Beispiel Wasserstoff auf 350 bar verdichten. Zurzeit sind wir daran, dafür neue Produkte für Kunden zu entwickeln, welche Systeme bauen, um erneuerbare Energie, z. B. von Solaranlagen, über eine längere Zeit speicherbar zu machen. 

Garcia: Wir haben ein sehr starkes Entwicklungsteam. Je nachdem, was die Kundenanforderungen sind, werden wir uns darauf einstellen. Traditionell liegt der Hauptfokus natürlich bei neuen Produkten und Technologien. Mit der Digitalisierung werden neue Services jedoch immer mehr zum Thema  unserer Entwicklung werden.

  

Beat Frefel begann als Maschinenbauingenieur in der Auftragsabwicklung und Kompressorenentwicklung. Die Zusammenarbeit mit HAUG kam zustande, weil sein Vater Aktionär und Verwaltungsratspräsident bei HAUG war. Frefel ist seit rund 20 Jahren Geschäftsführer und heute hauptsächlich für den Verkauf und das Marketing zuständig. Als Produktmanager ist er für den Erfolg der HAUG-Produkte innerhalb der Sauer-Gruppe verantwortlich. Seinen Ausgleich zur Arbeitswelt findet Frefel im Sport und auf Reisen. Golfen, Skifahren, Radfahren oder Wandern sind gute Möglichkeiten, dies zu verbinden. Zu seinen weiteren Interessen zählen  Politik, Wirtschaft und Kultur.

Gleich nach der Lehre als Polymechaniker konnte Bruno Garcia als CNC-Programmierer bei HAUG einsteigen. Nach Stationen als Konstrukteur und Leiter Technik ist er seit bereits über 13 Jahren bei HAUG Sauer  beschäftigt. Zwischenzeitlich war Garcia bei einem namhaften Kolbenkompressorhersteller angestellt, wo er die Möglichkeit hatte, mehrere Jahre in Houston USA internationale Berufserfahrung zu sammeln.  Mittlerweile ist er Geschäftsführer der HAUG Sauer Kompressoren AG. In dieser Position ist Garcia zuständig für die Produktentwicklung, Auftragsabwicklung, Produktion, Kundendienst, Finanzen und IT. Das Gegengewicht zur Arbeit bilden seine Familie und seine Leidenschaft für Motoren, denn in seiner Freizeit schraubt er gerne an seinem Oldtimer, macht Ausflüge mit der Familie oder steigt auch mal aufs Fahrrad.