10 Jahre Energieagentur St.Gallen

Neutral, kompetent und lösungsorientiert

Neutral, kompetent und lösungsorientiert
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Der dipl. Elektroingenieur ETH Philipp Egger baute als Geschäftsleiter die 2012 neu gegründete Energieagentur St.Gallen GmbH mit einem Kernteam auf. Heute setzen sich knapp 20 Mitarbeitende dafür ein, dass im Kanton St.Gallen die fossilen Energieträger im Gebäudepark durch erneuerbare Energien ersetzt werden, die Energieeffizienz gesteigert und möglichst viel Strom auf den Dächern produziert wird.

Philipp Egger, mit der Energieagentur hat der Kanton St.Gallen vor zehn Jahren ein  Pionierprojekt gestartet. Gibt es inzwischen schweizweit etwas Vergleichbares?
Erstaunlicherweise liess sich der weitest entfernte Kanton, der Kanton Genf, 2021 durch uns inspirieren, eine Agence pour l’énergie e le climat Genève APEC ins Leben zu rufen. Dabei war es wichtig, die Stakeholder-Struktur und die kantonalen Begebenheiten ins Konzept miteinzubeziehen. Beispielsweise gibt es im Kanton Genf nur einen Energieversorger, die Services Industriels de Genève. Mit den Kantonen Wallis, Luzern und den sechs Zentralschweizer Kantonen sind wir im Moment im Austausch. Die Energieagentur St.Gallen ist nach wie vor das erste Kompetenzzentrum Energie mit einem breit gefächerten Dienstleistungsangebot für Fachpersonen in der Bau- und Energiebranche, für Gemeinden, Kanton, Hauseigentümerinnen und -eigentümer, Bevölkerung, KMU und Gewerbebetriebe. 

Wo steht der Kanton St.Gallen damit bezüglich erneuerbarer Energien und Energieeffizienz, aber auch bezüglich Elektromobilität heute?
In den letzten zehn Jahren konnte der Kanton St.Gallen grosse Fortschritte erzielen und sich im Vergleich mit anderen Kantonen nach vorne arbeiten. Gerade im Bereich «erneuerbar heizen» liegen wir mit dem Ersatz von fossilen/elektrischen Heizungen durch Wärmepumpen im Spitzentrio. Ebenso stellen wir eine starke Zunahme von Wärme- und Anergienetzen, vor allem in urbanen Regionen, fest. Punkto Energieeffizienz im Gebäudepark werden vor allem Mehrfamilienhäuser modernisiert, nicht zuletzt dank des finanziellen Anreizes durch die Fördermassnahme «Gebäudemodernisierung mit Konzept».

«Wir sind Macher, die immer das Umsetzungsziel vor Augen haben.»

Bei den Photovoltaik-Anlagen auf grossen Dächern ist ebenfalls eine grosse Zunahme zu erkennen.
Genau. Gerade in diesem Bereich bauen wir als «Enabler» auf Augenhöhe Brücken zwischen KMU mit grossen Dächern und den regionalen PV-Unternehmen. Und: Zur Forcierung der Elektromobilität bei Mietenden wurde das kantonale Förderprogramm per 1. Januar 2022 mit der Fördermassnahme «Ladeinfrastruktur in Einstellhallen» erweitert. Die Nachfrage in den ersten drei Quartalen hat unsere Erwartungen bei Weitem übertroffen!

Und wo orten Sie noch Nachholbedarf?
Bei der Transformation der Energieversorgung in der Schweiz – die Elektrifizierung – sollten alle verfügbaren erneuerbaren Energieträger in die Auslegung miteinbezogen werden, nämlich Wasser, Sonne und Wind. So könnte der Kanton St.Gallen mit beschleunigten Bewilligungsverfahren einen wertvollen Beitrag zur erfolgreichen Umsetzung von nachhaltigen Projekten leisten –  vor allem bei der Windkraft. 

Sie erbringen verschiedenste Dienstleistungen für Private, Unternehmen und Fachleute, aber auch für Gemeinden. Was ist  aktuell am meisten gefragt?
Bei den Privaten ist seit dem 24. Februar 2022 neben dem bereits vorhandenen Bewusstsein ganz stark die Bereitschaft dazugekommen, möglichst rasch auf erneuerbare Energien weg von den ausländischen fossilen Energieträgern im eigenen Haus umzusteigen. Bei KMU sind die Spitzenreiter die Abwärmenutzung mittels Anergienetzen, der Ausbau der Dächer mit grossen PV-Anlagen sowie die Beratung im Mobilitätsmanagement: Wie löse ich als Unternehmen die Pendlermobilität meiner Mitarbeitenden? Dieses Thema entwickelt sich immer mehr zur Standard-Unternehmensaufgabe. 

Und bei den Gemeinden?
Hier gibt es eine grosse Nachfrage nach Energiekonzepten, das heisst, wo sind Potenziale für erneuerbare Energien auf Gemeindegebiet vorhanden, wie lösen wir die Wärmeversorgung in Quartieren (Wärmepumpe vs. Wärmeverbünde), wo können wir PV-Anlagen auf kommunalen Bauten errichten und wie zukunftstaugliche kommunale Gebäude planen? Kurz: «Kommunale Energiestrategien» werden immer gefragter.

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«Wir zeigen alle Lösungswege auf, losgelöst von Produkten und Lieferanten.»

Und was empfehlen Sie Interessierten,  wie gehen sie am besten vor, wenn sie  mit der Energieagentur zusammenarbeiten wollen?
Über unser Beratungstelefon (T: 058 228 71 71) kommen Interessierte mit uns ins Gespräch. Aufgrund ihres Vorhabens zeigen wir die verschiedenen Lösungsansätze und die weiteren Vorgehensschritte gerne auf. Unser Grundsatz ist: Wir beraten stets neutral und fachkompetent, zeigen alle möglichen Lösungswege auf, losgelöst von Produkten und Lieferanten. Sobald etwa eine Hauseigentümerin oder ein -eigentümer den Entscheid für die Umsetzung eines konkreten Projektes gefasst hat, startet er mit dem gewünschten Unternehmen selbstständig. Wichtig ist uns dabei ein lösungsorientiertes Vorgehen – wir sind Macher und Praktikerinnen, die immer das Ziel pragmatisch vor Augen haben.

Zum Schluss: Viel diskutiert wird aktuell der «Solarzwang». Sollen Hauseigentümerinnen und -eigentümer bei Neubauten, aber auch bei Altbauten gesetzlich verpflichtet werden, Solaranlagen auf ihren Dächern zu installieren?
Glücklicherweise ist seit 1. Juli 2021 der PV-Stromproduktionsanteil bei Neubauten im St.Galler Energiegesetz verankert. Jedoch gäbe bei bestehenden Mehrfamilienhäusern ein sogenannter «Solarzwang» sicher einen zusätzlichen Schub für die Stromproduktion auf geeigneten Dächern. Bei Einfamilienhausbesitzenden ist die Bereitschaft, Strom auf dem eigenen Dach zu produzieren, eh stark angestiegen. Im Moment sind die stockenden Lieferketten und die Kapazitätsengpässe bei den Installateuren die grössere Herausforderung.

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