US-Regierung setzt Schweizer Exporte unter Druck – Ostschweizer Wirtschaft stark betroffen

Text: pd/stz.
Die ab 7. August verhängten Zölle für Schweizer Importe in die USA liegen deutlich über den bereits scharfen Zöllen von 31 Prozent, welche Anfang April angekündigt wurden. Damit übersteigen die US-Massnahmen gegen die Schweiz sogar die mittlerweile gegenüber anderen wichtigen Partnern wie der EU (15 %) oder Grossbritannien (10 %) verhängten Zölle – ein klarer Wettbewerbsnachteil für Schweizer Unternehmen.
«Die Höhe dieser Importzölle ist dramatisch – es muss alles daran gesetzt, diese mindestens auf ein Niveau vergleichbarer Wirtschaftsregionen und -länder verhandeln zu können», sagt IHK-Direktor Markus Bänziger.
Stärkster US-Absatzmarkt nach Deutschland
Mit rund 2.3 Milliarden Franken pro Jahr ist die USA nach Deutschland der wichtigste Exportmarkt für Ostschweizer Unternehmen. Besonders stark betroffen ist die Tech-Industrie (Maschinen, Elektronik, Fahrzeuge), auf die mehr als die Hälfte der US-Exporte entfällt. Weitere 35 Prozent entfallen auf chemisch-pharmazeutische Produkte, die zum Teil noch vom Zoll ausgenommen sind, jedoch zunehmend unter Beobachtung stehen.
Insgesamt hängen rund 10’000 direkte Arbeitsplätze in der Ostschweiz von Exporten in die USA ab – mit entsprechend weitreichenden indirekten Effekten auf Zulieferer und Dienstleister.
Wirtschaftsstandort Schweiz unter Druck
Die Zölle verschärfen die internationale Wettbewerbssituation für Schweizer Hersteller und erhöhen die Gefahr, dass Produktions- und Entwicklungsaktivitäten ins Ausland abwandern. Das gefährdet langfristig den Denk-, Innovations- und Industriestandort Schweiz.
«Geschäftsmodelle sind langfristig angelegt – doch die gegenwärtige US-Handelspolitik schafft kurzfristige Unsicherheit. Das wirkt sich direkt auf Investitionsentscheide aus», so Remo Wild, Leiter Export bei der IHK St.Gallen-Appenzell.
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Fokus auf Diplomatie und Diversifizierung
Die IHK St.Gallen-Appenzell fordert den Bundesrat auf, ihre Handelsdiplomatie mit Nachdruck weiterzuführen. «Verhandeln, verhandeln, verhandeln – das ist jetzt gefragt», betont Markus Bänziger. Gleichzeitig müssen Handelsbeziehungen mit Freihandelspartnern wie Indien, Mercosur, Malaysia oder Thailand rascher ratifiziert sowie bestehende Abkommen mit Ländern wie China oder Mexiko aktualisiert werden. Der bilaterale Weg mit der EU als mit Abstand wichtigste Handelspartnerin bleibt prioritär. Langfristig ist ein sektorales Freihandelsabkommen mit den USA anzustreben.
Trotz der gegenwärtigen Eskalation bleibt die IHK St.Gallen-Appenzell überzeugt: Die Schweiz muss sich weiterhin klar zu Offenheit, Fairness und internationalem Handel bekennen und sich gemeinsam mit Partnern für multilaterale Regeln stark machen. Die Hoffnung bleibt, dass die US-Administration nach weiteren Gesprächen zu einer sachlicheren und partnerschaftlicheren Linie zurückfindet.