IHK warnt vor starkem Rückgang der Exporte in die USA

Text: PD/stz.
«Der Entscheid der USA bedeutet für viele Ostschweizer Unternehmen einen abrupten Verlust des Marktzugangs», sagt Markus Bänziger, Direktor der IHK St.Gallen-Appenzell.
Besonders betroffen sind vor allem kleine und mittlere Unternehmen, die ausschliesslich in der Schweiz produzieren und ihre Produktion nicht ohne Weiteres ins Ausland verlagern könnten. Der drohende Wegfall des US-Geschäfts könne bei zahlreichen Betrieben nur schwer und langfristig durch Erschliessung anderer Märkte kompensiert werden.
Wohlstand bedingt Export
Die Ostschweizer Industrie ist besonders exportstark. Branchen wie Maschinenbau, Medizintechnik und Präzisionsinstrumente sind auf einen offenen Zugang zum US-Markt angewiesen. Mit der Einführung der Strafzölle verlieren viele Unternehmen über Nacht ihre Wettbewerbsfähigkeit in den Vereinigten Staaten.
Die Folgen sind für diese Unternehmen gravierend: Auftragsrückgänge, Standortverlagerungen und ein Verlust an Investitionskraft drohen. «Die Schweiz verdient jeden zweiten Franken im Aussenhandel. Wenn der Exportmotor ins Stocken gerät, hat das Folgen für den ganzen Binnenmarkt, vom Gewerbe über das Bauwesen bis hin zum Konsum», betont Bänziger. Es sei daher im gesamtwirtschaftlichen Interesse, dass nun zügig und mit vereinten Kräften gehandelt werde.
Drei zentrale Forderungen der IHK
Die IHK St.Gallen-Appenzell fordert angesichts der Situation ein rasches und entschlossenes Handeln auf drei Ebenen:
1. Fortsetzung der Verhandlungen mit den USA: Die Gespräche mit den amerikanischen Behörden müssen mit höchster Priorität weitergeführt werden. Diplomatie ist ein Ausdauersport. Ziel muss eine Einigung zur Reduktion der Zölle sein, um weiteren wirtschaftlichen Schaden abzuwenden. «Nur geschickte Verhandlungen können eine Rückkehr zu akzeptablen Wettbewerbsbedingungen ermöglichen», sagt Bänziger weiter.
2. Diversifizierung der Handelsbeziehungen: Die Schweiz muss ihre Aussenwirtschaftspolitik stärker diversifizieren, um künftig weniger abhängig von einzelnen Märkten zu sein. Von besonderer Bedeutung sind geregelte Beziehungen zur Europäischen Union, Indien, Mercosur, Malaysia oder Thailand. Bestehende Abkommen mit Ländern wie China oder Mexiko müssen aktualisiert werden. «Die Schweiz muss sich weiterhin klar zu Offenheit, Fairness und internationalem Handel bekennen und sich gemeinsam mit Partnern für multilaterale Regeln stark machen», so Bänziger.
3. Massnahmenpaket zur Entlastung der Unternehmen: Die Politik ist gefordert, ein umfassendes Entlastungspaket zu schnüren. Dazu gehörten unter anderem ein sofortiger Bürokratieabbau, ein Verzicht auf jeglichen Ausbau der Lohnnebenkosten sowie ein niederschwelliger Zugang zur Kurzarbeitsentschädigung für betroffene Unternehmen. Nur so können Arbeitsplätze gesichert und die Innovationskraft der Industrie erhalten bleiben.
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Ruf nach Geschlossenheit
Die IHK appelliert an Bundesrat, Parlament und Sozialpartner, sich gemeinsam für die Interessen der Schweizer Exportwirtschaft einzusetzen. Die Herausforderung kann nur durch ein koordiniertes und entschlossenes Vorgehen bewältigt werden.
«Jetzt ist nicht die Zeit für innenpolitische Experimente oder zusätzliche Belastungen. Jetzt braucht es klare Prioritäten – für den Werkplatz Schweiz», so Bänziger.