Ostschweiz

Trotz Konjunkturschwäche: Ostschweizer Löhne steigen

Trotz Konjunkturschwäche: Ostschweizer Löhne steigen
An der aktuellen Lohnumfrage haben 824 Unternehmen aus den Kantonen St.Gallen, Thurgau, Appenzell Ausserrhoden und Appenzell Innerrhoden mitgewirkt
Lesezeit: 3 Minuten

Die Ostschweizer Unternehmen planen für 2026 im Durchschnitt Lohnerhöhungen von 0,9 Prozent. Das Lohnwachstum übertrifft die erwartete Teuerung branchenübergreifend – trotz Konjunkturschwäche und eines sich leicht abkühlenden Arbeitsmarkts. Für das kommende Jahr dominieren speziell in der Industrie die Unsicherheiten im Auslandgeschäft. Das zeigt die jährliche Lohnumfrage der IHK St.Gallen-Appenzell, der IHK Thurgau sowie der regionalen Arbeitgeberverbände der Ostschweiz.

Text: PD/stz.

Das Ausmass der geplanten Lohnanpassungen variiert leicht nach Branche (vgl. Abb. 1). So dürften die Löhne bei den Dienstleistern und im Baugewerbe mit 1,1 Prozent etwas stärker steigen als in der Industrie (0,8 Prozent). Überdurchschnittliche Zuwächse sind bei den ICT-Dienstleistern (1,4 Prozent), im Baunebengewerbe (1,3 Prozent) sowie in der Gastronomie und Hotellerie (1,5 Prozent) vorgesehen. Es sind dies allesamt Branchen, in denen der Fachkräftemangel ausgeprägt ist. Zurückhaltender zeigt sich der Grosshandel (0,4 Prozent).

Veränderung in Prozent, gewichteter Durchschnitt nach Anzahl Mitarbeitern
Veränderung in Prozent, gewichteter Durchschnitt nach Anzahl Mitarbeitern

Unveränderter Geschäftsgang erwartet

Die Lohnentwicklung hängt mit dem Geschäftsgang der Unternehmen zusammen. Gut die Hälfte der Unternehmen berichtet derzeit von einer guten bis sehr guten Geschäftslage. Für Auftragslage und Umsatz sind die Unternehmen verhalten optimistisch für das kommende Jahr. Allerdings zeigen sich deutliche Branchenunterschiede: Dienstleistungsbetriebe blicken mehrheitlich zuversichtlich in die Zukunft, und auch das Baugewerbe erwartet tendenziell mehr Aufträge – wenngleich sich diese nur begrenzt in höheren Gewinnen niederschlagen dürften.

«In der Industrie geht ein Drittel der Betriebe von einer Verbesserung der Geschäftslage aus – allerdings ausgehend von einem tiefen Niveau», erklärt Markus Bänziger, Direktor der IHK St.Gallen-Appenzell. «Angesichts der verhaltenen Konjunktur und der anhaltenden handelspolitischen Unsicherheiten ist dies ein positives Signal.»

Personalsuche etwas entschärft

Auch die Lage am Arbeitsmarkt beeinflusst die Lohnentwicklung. Die Personalsuche gestaltet sich für rund die Hälfte der Unternehmen schwierig bis sehr schwierig. 30 Prozent der Betriebe sehen den Fach- und Arbeitskräftemangel als eine der drei grössten Herausforderungen für das kommende Jahr (vgl. Abb. 2). Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Situation damit leicht entspannt.

Allerdings zeigen sich deutliche Branchenunterschiede: Im Baugewerbe meldet fast jedes zweite Unternehmen einen ausgeprägten Mangel, in den Dienstleistungen rund jedes dritte. In der Industrie halten demgegenüber drei von zehn Betrieben den aktuellen Personalbestand für zu gross und erwarten im kommenden Jahr eine Reduktion.

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Bürokratie belastet, technologischer Fortschritt bleibt grösste Chance

Die regulatorischen Anforderungen haben den Fachkräftemangel im Vergleich zum Vorjahr als grösste Herausforderung abgelöst. Besonders betroffen sind Dienstleistungs- und Bauunternehmen. In der Industrie belastet demgegenüber vor allem das Auslandsgeschäft: Frankenstärke, Zölle und eine ungenügende Nachfrage sind die meistgenannten Hürden fürs kommende Jahr.

«Die Herausforderungen in der Industrie sind vom internationalen Umfeld geprägt und lassen sich kaum beeinflussen», so Jérôme Müggler, Direktor der IHK Thurgau. «Mit Blick auf die Löhne ist deshalb der liberale Arbeitsmarkt hierzulande ein grosser Vorteil, dem es Sorge zu tragen gilt. Er begünstigt Flexibilität, Wettbewerb und Produktivitätswachstum und ermöglicht dadurch langfristig höhere Einkommen.»

Die grössten Chancen sehen die Unternehmen – wie bereits im Vorjahr – im technologischen Fortschritt. Dabei gewinnt die künstliche Intelligenz weiter an Bedeutung, insbesondere im Dienstleistungssektor. Im Bauwesen bleibt die Nachhaltigkeit die am häufigsten genannte Chance, wenn auch in etwas geringerem Ausmass als im Vorjahr.

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