Ostschweizer Wirtschaft fordert mehr Mut in turbulenten Zeiten

Text: PD/stz.
«Die Welt fühlt sich brüchiger an als noch vor einem Jahr.» Mit diesen Worten eröffnete IHK-Präsidentin Andrea Berlinger Schwyter die diesjährige Generalversammlung der IHK St.Gallen-Appenzell.
Nebst den statutarischen Geschäften widmete sich die GV vor allem dem herausfordernden geopolitischen Umfeld, dessen Auswirkungen auf hiesige Unternehmen und den Wirtschaftsstandort Gossau. Vor der ordentlichen Generalversammlung öffneten wieder zahlreiche Unternehmen aus der Region ihre Türen für die Teilnehmer.
Herausforderndes Umfeld, Staat als Selbstbedienungsladen
In ihrer Ansprache betonte IHK-Präsidentin Andrea Berlinger Schwyter die Bedeutung gemeinsamer Verantwortung in einer Zeit wachsender Unsicherheit. Die Schweiz müsse sich in dieser neuen Ordnung behaupten – mit wirtschaftspolitischer Vernunft.
Kritisch äusserte sie sich zum innenpolitischen Anspruchsdenken bei gleichzeitiger wirtschaftlicher Abkühlung. Die IHK setze sich deshalb für offene Märkte und internationale Kooperation ein. «Kooperation ist kein Verlust von Souveränität, sondern Ausdruck strategischer Klugheit», so die Präsidentin. Sie rief abschliessend zu Klarheit, Zusammenhalt und einer sachlichen Europadebatte auf – für ein zukunftsfähiges «Team Switzerland».
ASGO-Gebiet als Leuchtturmprojekt der wirtschaftlichen Raumentwicklung
Auf dem anschliessenden Podium diskutierten Roman Aepli (Aepli Metallbau AG), Katharina Lehmann (Blumer-Lehmann AG) und Claudio Cavelti (Cavelti Druck AG/Handels- und Industrievereinigung Gossau, HIG) mit IHK-Direktor Markus Bänziger über die Bedeutung eines zukunftsgerichteten Wirtschaftsstandortes wie Gossau in wirtschaftlich turbulenten Zeiten.
Alle Podiumsgäste bekannten sich zum Wirtschaftsstandort Ostschweiz, zeigten sich jedoch besorgt über die fehlende Dynamik in Verwaltung und Politik, wenn es um zukunftsweisende Wirtschaftsprojekte gehe.
«Wir brauchen wieder mehr Pioniergeist in der Ostschweiz», sagte Roman Aepli. «Wir bauen in Zürich. Und in Basel. In St.Gallen sieht man keine Kräne mehr.» Für ihn sei es ebenso unverständlich, dass Projekte wie Wil West derartige Startschwierigkeiten hätten. Auch Katharina Lehmann wünschte sich mehr Mut in der Verwaltung: «Bei Ausbauprojekten wird man immer wieder in eine Warteschleife versetzt.»
Dies bremse viel Potenzial aus. Einen Lichtblick präsentierte hingegen Claudio Cavelti mit dem aktuellen Stand der ASGO-Gebietsentwicklung. «Bis 2050 könnten bis zu 6000 neue Arbeitsplätze entstehen», so Cavelti. Hierfür müsse allerdings noch einiges geschehen: Nun gelte es, die Ärmel hochzukrempeln und die nötigen Schritte zur Verbesserung der Erreichbarkeit und Raumplanung anzugehen.
Auch interessant
Einblicke in die Gossauer Industrie
Ein Grossteil der Generalversammlung nahm vor den statutarischen Geschäften an Firmenbesichtigungen von Unternehmen aus der Region teil.
Gastgeberbetrieb Aepli Metallbau AG, Blumer-Lehmann AG, Robofact AG, Glas Trösch AG und SoRec AG öffneten für die IHK-Mitglieder ihre Tore und gewährten inspirierende Einblicke.