Gast-Kommentar

Weiterhin starker Anstieg beim Goldpreis erwartet

Weiterhin starker Anstieg beim Goldpreis erwartet
Lesezeit: 7 Minuten

Der Monat Mai lieferte der Wirtschaft neue Unsicherheitsfaktoren. Die Schweiz und Europa melden für das erste Quartal ein Wirtschaftswachstum. Die USA verzeichnen hingegen überraschend einen Wachstumsrückgang. Wie es mit der Zollpolitik von US-Präsident Trump weitergeht, ist unklar. Der Goldpreis zeigt kurzfristig nicht mehr so deutlich nach oben wie auch schon, doch angesichts des zu erwartenden Anstiegs bis zum Ende dieser Dekade bleiben Investitionen in Gold nach wie vor äusserst attraktiv.

Text: Christian Brenner

In der Schweiz zeichnet sich im ersten Quartal eine Steigerung der Wirtschaftsleistung um 0,7 Prozent ab. Auch wenn der Datenbestand noch nicht endgültig ist und exakte Ergebnisse erst Anfang Juli feststehen dürften, klingt diese Mitteilung des Staatssekretariates für Wirtschaft SECO einigermassen erfreulich.

Im ersten Quartal 2024 lag das Flash-BIP noch bei plus 0,2 Prozent, im letzten Quartal 2024 lag die Steigerung noch bei 0,4 Prozent. Zum überdurchschnittlichen Wachstum im ersten Quartal diesen Jahres trug insbesondere der Dienstleistungssektor bei, aber auch die Industrie wuchs in der Summe.

Das KOF-Konjunkturbarometer weist für den Mai eine Steigerung um 1,4 Punkte aus.

Der KOF-Geschäftslagenindikator der ETH Zürich, der auf der Meldung von jeweils 4'500 Unternehmen basiert, sank im April erneut und verzeichnet damit zum dritten Mal hintereinander ein Minus. Allerdings, das Konjunkturbarometer der KOF-Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich weist einen Aufwärtstrend aus.

Am 30. Mai wurde das letzte Update veröffentlicht. Nach dem Rückgang im April sind die Werte für Mai um 1,4 Punkte gestiegen. Positive Meldungen aus dem Verarbeitenden Gewerbe werden hervorgehoben. Auch die Daten des Baugewerbes seien verbessert. Indikatoren der Textilindustrie und des Metallbereiches zeigen keine günstigeren Aussichten.

Die Preisentwicklung in der Schweiz ist insgesamt stabil, Kleider sind beispielsweise aber teurer geworden
Die Preisentwicklung in der Schweiz ist insgesamt stabil, Kleider sind beispielsweise aber teurer geworden

Die Preisentwicklung in der Schweiz blieb gleichbleibend stabil. In der am 5. Mai veröffentlichten Publikation des Bundesamtes für Statistik wird für April der Landesindex für Konsumentenpreise mit 0,0 Prozent, also unverändert gegenüber dem Vorjahr angegeben.

Während die Preise für Bekleidung und Fruchtgemüse gestiegen sind, ebenso jene für Luftverkehr und Körperpflegeprodukte, sind die Preise für Hotellerie und Parahotellerie (Campingplätze, Ferienwohnungen und Kollektivunterkünfte) sowie für Bergbahnen und Pauschalreisen im Inland gesunken.

KB Zertifikat  KOF AG  

Europa meldet moderates Wirtschaftswachstum

Im Euro-Raum ist das Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal um 0,4 Prozent gestiegen, in der Gesamt-EU um 0,3 Prozent. Dies gibt Eurostat, das Statistikamt der EU, in einer vorläufigen Schnellschätzung bekannt. Gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres bedeutet das eine Steigerung um 1,2 Prozent im Euro-Raum und 1,4 Prozent in der gesamten EU.

Den höchsten Zuwachs im ersten Quartal 2025 im Vergleich zum Vorjahr erreichte Irland mit 10,9 Prozent, Österreich liegt mit minus 0,7 Prozent am Ende der Tabelle. Auch Deutschland musste ein Schrumpfen um minus 0,2 Prozent hinnehmen, Ungarn minus 0,4 Prozent. Das Statistikamt der EU Eurostat meldet für den April für den Euro-Raum eine unveränderte Inflationsrate auf Jahresbasis mit 2,2 Prozent, in der Gesamt-EU liegt der Wert der Inflationsrate bei 2,4 Prozent.

In der Gesamt-EU ist das Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal um 0,3 Prozent gestiegen
In der Gesamt-EU ist das Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal um 0,3 Prozent gestiegen

Lageraufstockungen in den USA bremsen Wachstum

Die amerikanische Volkswirtschaft musste im ersten Quartal nicht erwartete Einbussen hinnehmen. Nach offiziellen Angaben des US-Bureau of Economic Analysis ist das reale Bruttoinlandsprodukt in den ersten drei Monaten dieses Jahres um 0,3 Prozent schwächer ausgefallen als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.

Im davor liegenden vierten Quartal 2024 war das BIP noch um 2,4 Prozent gestiegen. Zuletzt war im ersten Quartal 2022 ein Schrumpfen der Wirtschaft um 1,0 Prozent registriert worden, seit damals war gleichbleibend ein Wirtschaftswachstum registriert worden.

Im ersten Quartal musste die USA überraschend einen BIP-Rückgang um 0,3 Prozent hinnehmen.

Beobachter nehmen an, dass die schwächere Entwicklung des ersten Quartals 2025 auf starke Zukäufe und Lageraufstockung von Unternehmen zurückzuführen war, die damit drohenden Zollerhöhungen entgehen wollten.

Die Zunahme der Importe im ersten Quartal von mehr als 40 Prozent führte zu einer deutlichen Steigerung des Handelsbilanzdefizits. Allein im März stiegen die Importe um 16,3 Milliarden US-Dollar auf 342,7 Milliarden US-Dollar, die Exporte stiegen im gleichen Zeitraum nur um 2,2 Milliarden auf 180,8 Milliarden US-Dollar.

Die US-Notenbank Fed hat am 6. Mai ihre Leitzinsen erwartungsgemäss nicht gesenkt und spricht sogar von einer drohenden Stagflation. Sie steht damit im Gegensatz zu Präsident Trump, der von sinkenden Zinsen konjunkturelle Impulse erwartet. Aber da droht die Gefahr einer neuerlichen Beschleunigung der Inflation. Im April war die Inflation auf 2,3 Prozent (nach 2,4% im März) gesunken, für das Jahr 2025 erwartet man im weiteren Verlauf einen Anstieg auf bis zu 3,5 Prozent.

Trump sieht hingegen niedrigere Zinsen als Voraussetzung für billigere Kredite für Unternehmen und Haushalte und will damit Investitionen und Konsum anregen. Eine Zinssenkung könnte nach Ansicht von Analysten auch zu einer weiteren Schwächung des Dollar führen, und damit Exporte erleichtern und Importe verteuern.

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Die hohe Staatsverschuldung der USA, bei der sich keine Trendwende abzeichnet, hat dazu geführt, dass im Mai die Rating Agentur Moodys den Vereinigten Staaten die bis dahin geltende Bestnote AAA entzogen hat und auf AA1 herabgestuft hat.

Wie im Vormonat ist es fast unmöglich, die sprunghafte Zollpolitik der Administration von Donald Trump mittelfristig zu bewerten, da sie sich fast in Tagesfolge laufend ändert. Am 28. Mai hat das Gericht für Internationalen Handel die meisten Entscheidungen zu Zöllen, die von Donald Trump auf Basis eines Notstandsgesetzes erlassen hat, ausser Kraft gesetzt.

Aber schon am nächsten Tag hat ein von der Regierung angerufenes Berufungsgericht diese Entscheidung wieder aufgehoben und angekündigt, jeden einzelnen Fall zu prüfen. Beobachter halten das für den Beginn eines langen «Marsches durch die Institutionen» bis die Frage schliesslich beim Supreme Court zur Letztentscheidung anstossen wird. Das wird aber einige Zeit in Anspruch nehmen. Unklar bleibt, was bis dahin geschieht.

Einstieg für Investitionen in Gold bleibt attraktiv

Der Goldpreis lag trotz einiger Aufs und Abs im Laufe des abgelaufenen Monats am 31. Mai bei 3'292.10 US-Dollar, das sind 41,4 Prozent über dem Kurs vor einem Jahr. In Euro kostete die Feinunze Ende Mai 2'901 Euro, ein Plus von 35,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. In Schweizer Franken ist der Wert 2'707, plus 28,8 Prozent.

Die zeitweisen Abwärtsbewegungen beim Goldpreis können gut zum Kauf von Investment-Gold genutzt werden, um an der weiteren Goldpreis-Rallye zu partizipieren. Im Prinzip ist der Zeitpunkt für den Kauf von Gold aber immer gut. Auf lange Sicht steigt der Goldpreis immer. Gold gehört in jedes Portfolio. Anlageberater und Vermögensverwalter empfehlen, dass rund 10 Prozent des Anlagevermögens in Edelmetalle investiert werden soll.

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Gold gilt nicht mehr nur als sicherer Hafen, viel mehr hat es sich zu «Performance-Gold» entwickelt.

Mitte Mai wurde der neue «In Gold We Trust»-Report publiziert, der Goldstandard aller Goldstudien. Gold gilt gemäss dem Report mittlerweile nicht nur als sicherer Hafen, sondern hat sich im Rückblick auf die Folge an Rekordhochs beim Goldpreis zu «Performance-Gold» entwickelt. Ein Einstieg für Anleger, die bislang noch nicht in Gold investiert waren, ist attraktiv geworden.

Die Rendite von Gold ist aufsehenerregend. Im «In Gold We Trust»-Report 2020 kündigten die Autoren den Beginn einer goldenen Dekade an. Seither hat sich der Goldpreis mehr als verdoppelt. Allein 2024 konnte ein Plus von über 35 Prozent in US-Dollar erzielt werden – ein Wert, der viele Aktienmärkte deutlich hinter sich lässt. Auch 2025 setzt sich dieser Trend fort. Das im Report bekräftigte Langfrist-Kursziel von 4'800 US-Dollar bis 2030 bleibt bestehen. Im inflationsgetriebenen Szenario halten die Autoren sogar bis zu 8'900 US-Dollar für realistisch.

Gold hat in letzter Zeit hohe Renditen abgeworfen, die Rallye geht laut Experten aber noch weiter
Gold hat in letzter Zeit hohe Renditen abgeworfen, die Rallye geht laut Experten aber noch weiter

Die Branchenorganisation «World Gold Council» meldet in ihrer jüngsten Statistik, dass die gesamte Goldnachfrage im ersten Quartal mit 1'206 Tonnen um 1 Prozent höher gelegen ist als im Vergleichszeitraum 2024. Die Zentralbanken haben in den ersten drei Monaten 244 Tonnen Gold gekauft, etwas weniger als zuletzt.

Stark zugenommen haben hingegen die Zuflüsse bei Gold-ETFs (Exchange Traded Funds). Im ersten Quartal dieses Jahres wurden 552 Tonnen nachgefragt, das entspricht einem Plus von 170 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres. Es ist der höchste Nachfragewert seit 2022. Barren und Münzen blieben mit 325 Tonnen hoch, aber um 15 Prozent unter dem Fünfjahresvergleich. Wichtigster Markt in diesem Bereich war China mit dem zweithöchsten Quartal an Einzelhandelsinvestitionen.

Apropos Tonnen: Celsius, Gramm, Tonne, Meter, Kilometer – wir messen täglich, ganz selbstverständlich. Doch dass wir heute ein einheitliches System nutzen, ist keine Selbstverständlichkeit. Im Jahr 1875, also genau vor 150 Jahren, wurde im Rahmen der Meterkonvention von 17 Staaten ein Vertrag unterzeichnet, um weltweit dieselben Abmessungen zu verwenden.

Zuvor herrschte ein buntes Chaos aus Klaftern, Fus und Ellen. Die Meterkonvention brachte Ordnung in die Vielfalt und führte zur Gründung des Internationalen Büros für Abmessungen und Gewicht. Heute sorgen 64 Mitgliedstaaten für weltweite Standards. Fast die ganze Welt macht mit, ausser Amerika.

Die USA halten weiterhin an einem eigenen Längenmass fest. Obwohl dort das metrische System seit 1866 gesetzlich erlaubt ist und 1975 sogar als bevorzugtes System für Wissenschaft und Handel empfohlen wurde, blieb die vollständige Umstellung aus. Gründe dafür sind wirtschaftliche Interessen, kulturelle Prägung und die enormen Kosten, die eine landesweite Umstellung mit sich bringen würde. Deshalb wird in den USA bis heute in Fuss, Meilen und Zoll gemessen.

Was kann denn schon passieren, wenn man sich weltweit bei den Einheiten nicht ganz einig ist? Nun ja, zum Beispiel eine Raumsonde im Wert von 200 Millionen US-Dollar kann in den Weiten des Weltalls verloren gehen. So geschehen im Jahr 1999, als die NASA den Mars Climate Orbiter verlor, weil zwei Teams unterschiedliche Einheitensysteme benutzten. Das eine rechnete in metrischen Newton, das andere in amerikanischen Fundkräften.

Ich wünsche Ihnen eine Woche, in der Sie nicht alles rechnen und messen müssen – ausser vielleicht, wie oft Sie das Mass aller Dinge sind.

Mit goldenen Grüssen

Christian Brenner

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