Zu viel Bürokratie für Start-ups: Studie zeigt Handlungsbedarf

Text: HSG
Die Schweiz bietet gute Voraussetzungen für Start-ups und hat beispielsweise mit On, Mindmaze oder Wefox einige sogenannte «Unicorns» hervorgebracht, also schnell gewachsene Unternehmen, die mit über einer Milliarde US-Dollar bewertet sind.
Als Land, das regelmässig Rankings wie den «Global Innovation Index» anführt und über eine exzellente Hochschullandschaft und einen starken Finanzplatz verfügt, sind die Rahmenbedingungen hier sehr gut. Trotzdem ist zu fragen, wie noch mehr Erfolgsgeschichten geschrieben werden können.
Forscher der Universität St.Gallen (HSG), unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Dietmar Grichnik und Prof. Dr. Markus Müller-Chen, sind dieser Frage nachgegangen und haben neben den positiven Aspekten auch einige Hemmnisse ausfindig gemacht: So empfinden die befragten Experten im Schweizer Startup-Ökosystem den bürokratischen Prozess der Unternehmensgründung als sehr komplex.
Von der Vorbereitung der nötigen Dokumente über die öffentliche Beurkundung sowie die Anmeldung beim Handelsregister sind zeitraubende physische Vorgänge nötig, statt online in einem One-Stop-Shop und mittels digitalen Notariats gründen zu können. Hier hinkt die Schweiz in puncto digitale Lösungen gegenüber anderen Ländern hinterher.
Warnsignale gibt es auch bezüglich der Venture-Capital-Aktivitäten. Die Schweiz fällt zunehmend hinter andere europäische Länder zurück. Prof. Dietmar Grichnik hebt hervor: «Die Schweiz hat eine grosse Chance, sich als Unicorn-Schmiede für Start-ups zu etablieren. Jedoch nur, wenn wir bei den Standortfaktoren digitale Gründung, Attraktivität für Investoren, Steuern und Regulierung international nicht den Anschluss verlieren.»
Spezifische Herausforderungen
Insbesondere in den Bereichen MedTech und FoodTech haben Startups eine hohe strukturelle Relevanz in der Schweiz. Allerdings: Gerade da sorgen eine hohe regulatorische Unsicherheit und Rigidität für Probleme.
Prof. Markus Müller-Chen erklärt dazu: «Innovationen werden in diesen Schlüsselindustrien durch langsame, nicht genügend digitalisierte und zum Teil intransparente Zulassungs- bzw. Bewilligungsverfahren behindert.»
MedTech-Start-ups leiden seit 2021 zudem unter der Aussetzung der gegenseitigen Anerkennung von Konformitätsbewertungen (Mutual Recognition Agreements, MRA) mit der EU aufgrund des fehlenden institutionellen Abkommens.
Ein weiteres Problem, das Start-ups in allen Branchen gleichermassen betrifft, ist die mögliche Einstufung von Risikokapitalgebern (sogenannten «Business Angels») als gewerbsmässige Wertschriftenhändler. Hier könnte eine gesetzliche Anpassung mehr Rechtssicherheit schaffen.
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Basis für politische Vorstösse
Die Studie wurde von der HSG im Auftrag der Swiss Entrepreneurs & Start-up Association SWESA erstellt. Der Verband setzt sich für die Verbesserung der wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen für Start-ups und innovative KMU in der Schweiz ein und führt das Sekretariat der parlamentarischen Gruppe Start-ups und Unternehmertum.
Zu dieser zählt etwa Andri Silberschmidt: «Die Ergebnisse dieser Studie werden uns helfen, politische Vorstösse abzuleiten und konkrete Massnahmen zu ergreifen, um den Start-ups in der Schweiz optimale Bedingungen zu bieten», so der FDP-Nationalrat. Die Schweizerische Mobiliar Genossenschaft hat die Studie als Gönnerin unterstützt.
Die SWESA steht für eine Wirtschaftspolitik liberaler Prägung, welche die Rahmenbedingungen für innovative KMU’s sowie Start-ups nachhaltig verbessern will. Vertreten werden dabei sämtliche Firmen und Institutionen, welche die bereits guten wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen erhalten und weiter optimieren wollen. Das Handeln des Verbands fokussiert sich dabei primär auf die Herausforderungen von innovativen KMU’s und technologiegetriebenen Start-ups.