Raiffeisenbanken brechen Anlagerekord

Um 1,1 Milliarden Franken haben die verwalteten Vermögen bei den Thurgauer Raiffeisenbanken im letzten Jahr zugenommen. «Das ist ein Rekordwert und eindrücklicher Vertrauensbeweis», betonte Reto Inauen. Der Präsident der Thurgauer Raiffeisenbanken konnte an der Bilanzmedienkonferenz vom 10. Februar in der Raiffeisenbank Frauenfeld weitere erfreuliche Zahlen verkünden.
Geld bleibt in der Region
Dank des starken Anstiegs der Kundengelder seien nun 85 Prozent der Ausleihungen durch Kundengelder gedeckt. «Diese sehr gesunde Refinanzierungsbasis zeigt, dass das Geld aus der Region wieder in die Region fliesst», erklärte Inauen. Das sei ganz im Sinne der genossenschaftlichen Raiffeisenwerte.
In Einklang mit diesen stehe auch, dass die Thurgauer Raiffeisenbanken bis heute keine allgemein gültige Negativzins-Regelung eingeführt hätten. Dies wolle man weiterhin mit allen Mitteln verhindern. Die Hypothekarkredite legten trotz anspruchsvollem Umfeld um drei Prozent zu. Die Bilanzsumme stieg sogar um 4,6 Prozent auf 16,7 Milliarden Franken.
In die Beratung investiert
Mit Blick auf die Erfolgsrechnung sagte Inauen, dass der Zinserfolg aufgrund des anhaltenden Drucks auf die Zinsmarge im Vorjahresvergleich praktisch unverändert geblieben sei. Beim Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft (plus 22 Prozent) sowie beim Handelsgeschäft (plus 11 Prozent) resultierten hingegen starke Zuwachsraten.
«Das ist auch ein Verdienst davon, dass die Thurgauer Raiffeisenbanken in die Beratung vor Ort investiert haben.» So seien im letzten Jahr 22 neue Mitarbeitende eingestellt worden, die an den insgesamt 41 Standorten im Thurgau tätig sind.
Der konsolidierte Geschäftserfolg kletterte um 2,5 Prozent auf 78,3 Millionen Franken. Auch diesbezüglich bleibe ein Batzen in der Region, sagte Inauen mit einem Augenzwinkern: Raiffeisen zahle im Thurgau über 9,5 Millionen Franken Steuern.
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BIP liegt über Vorkrisenniveau
«Die Schweizer Wirtschaft hat den Corona-Einbruch wettgemacht», betonte Matthias Geissbühler, Chief Investment Officer bei Raiffeisen Schweiz. So befinde sich das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wieder über dem Vorkrisenniveau.
Besonders erfreulich sei das Jahr aus Anlagesicht gewesen: Vor allem die Aktienmärkte seien deutlich gestiegen und hätten im Jahresverlauf Allzeithöchststände erreicht. Robust habe sich auch der Immobilienmarkt gezeigt. «Im Kanton Thurgau verteuerten sich Einfamilienhäuser 2021 um über sieben Prozent», sagte Geissbühler. «Im laufenden Jahr ist mit einem moderateren Preisanstieg zu rechnen.»
Die Vermögenssituation der Thurgauer habe sich also unter dem Strich – trotz Corona-Krise – weiter verbessert.
Zinsen dürften steigen
Die Zukunftsaussichten beurteilte Matthias Geissbühler verhalten optimistisch. Klar sei, dass die hartnäckig hohen Inflationsraten die Notenbanken zunehmend unter Druck setzten, ihre expansive Geldpolitik zurückzufahren.
«In Grossbritannien wurden die Leitzinsen bereits zweimal erhöht und die US-Notenbank Fed dürfte im März erstmals an der Zinsschraube drehen. Wir rechnen 2022 mit insgesamt drei Zinsschritten in den USA.»
Auch die Europäische Zentralbank könnte Ende Jahr die Leitzinsen erstmals seit über zehn Jahren wieder erhöhen. Dem internationalen Druck in Richtung höhere Zinsen werde sich auch die Schweiz nicht entziehen können. Bei den hiesigen Hypothekarzinsen sei entsprechend ebenfalls mit einem moderaten Anstieg zu rechnen. Für viele Thurgauer rücke damit der Traum vom Eigenheim in die Ferne.