Ostschweiz

OST-Impulse für die Industrie

OST-Impulse für die Industrie
Das Team Häny
Lesezeit: 5 Minuten

Mit praxisnahen Industrieprojekten zeigen Studenten des Bachelorstudiengangs Wirtschaftsingenieurwesen an der OST – Ostschweizer Fachhochschule, wie Zukunft gestaltet wird. Über vier Semester hinweg bearbeiten sie reale Problemstellungen aus Industrie und Wirtschaft, entwickeln innovative Produkt- und Dienstleistungskonzepte und erarbeiten marktfähige Lösungen.

Text: Michael Breu

Die Industrieprojekte entstehen in enger Zusammenarbeit mit Unternehmen aus unterschiedlichsten Branchen, die nicht nur Lernprozesse auslösen, sondern auch echten Mehrwert schaffen.

Katastropheneinsätze effizienter gestalten – mit diesem Ziel entwickelte ein Team gemeinsam mit der Bucher Leichtbau AG (Fällanden) eine faltbare Rettungsunterkunft («Safety Qube») für den Helikoptertransport in Krisengebiete. Das System kombiniert Leichtbau mit modularem Aufbau und erfüllt hohe Anforderungen an Schnelligkeit und Sicherheit. Christian Winter, R&D Engineer, lobt: «Die Zusammenarbeit war stets professionell und lösungsorientiert. Die Studenten haben frische Perspektiven und kreative Lösungsansätze eingebracht, was es ermöglichte, klare Meilensteine zu definieren. Der Business Case wurde mehrfach überprüft, bis ein neues, innovatives Produkt entwickelt wurde, das perfekt zu unserer Expertise im Leichtbau passt.»

Ein weiterer Fokus lag auf digitaler Umwelttechnik: In Kooperation mit der Computechnic AG (Goldach) wurde ein Sensorsystem entwickelt, das Pflanzenpflege datenbasiert ermöglicht. Es misst Bodenwerte und visualisiert sie auf einem Dashboard, sodass Pflegeeinsätze effizienter und nachhaltiger geplant werden können. Reto Sutter, Sales & Marketing, zieht Bilanz: «Wir haben im Industrieprojekt mehr dazugelernt, als erwartet. Junge und motivierte Studenten in einem Thema zu begleiten, welches für sie neu ist, war für mich eine Bereicherung.»

Das Team Zünd
Das Team Zünd

Im Bereich Gesundheitstechnologie entstand mit der Derungs Licht AG (Gossau) eine neue Lösung zur Unterstützung der Narbenheilung nach Kaiserschnittgeburten. Eine medizinische Lampe mit Lichttherapie wurde konzipiert und in Hinblick auf Benutzerfreundlichkeit und Markteintritt professionell durchdacht. Luca Spira, Product Manager, erinnert sich: «Ich durfte selbst als Student ein Industrieprojekt erleben und habe dabei nicht nur wertvolle fachliche Erfahrungen gesammelt, sondern auch den direkten Nutzen für die Praxis erkannt. Heute schätze ich diese Form der Zusammenarbeit umso mehr – denn ich weiss aus eigener Erfahrung, wie bereichernd sie für beide Seiten ist.»

Ein Projekt mit der Kanalprofis GmbH (Mörschwil) setzte neue Massstäbe in der Digitalisierung von Geschäftsprozessen: Die Studenten entwickelten eine webbasierte Lösung zur automatisierten Offertenerstellung, unterstützt durch einen Chatbot. Patricia Eisenhut, Geschäftsführerin, lobt die Zusammenarbeit: «Das Projekt ist eine lehrreiche Erfahrung, in der junge Menschen in der Ausbildung aktiv unterstützt werden. Der Austausch war nicht nur spannend, sondern auch äusserst kommunikativ. Alle haben ihre Ideen eingebracht. Wir konnten gemeinsam kreative Lösungen finden, was den Verlauf noch interessanter machte.»

Mit der Häny AG (Jona) arbeiteten die Studenten an einem hochaktuellen Thema der Energietechnik: Wärmerückgewinnung aus Abwasser. Der entwickelte Wärmeschacht kann in bestehende Infrastrukturen integriert werden und stellt eine kostengünstige Lösung für nachhaltiges Heizen dar. Reto Baumann, Leiter Produktmanagement, fasst eindrücklich zusammen: «Die Studenten haben uns mit frischen Ideen und grossem Engagement überzeugt. Obwohl wir mit dem Projekt mindestens einmal am Abgrund standen, haben wir trotz verschiedener Widerstände weitergekämpft. Eine wertvolle Erfahrung, die den Studenten im Berufsleben sicher noch mehrmals begegnen wird. Ein echtes Lernen für die Praxis.»

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Das Team Wyon
Das Team Wyon

Im Projekt mit der Robofact AG (Gossau) wurde die Fertigungstechnologie Selective Laser Melting (SLM) analysiert und ein Prototyp zur Optimierung interner Bauteile entwickelt. Ramon Zoller, Bereichsleiter Industry: «Die Zusammenarbeit mit den Studenten war inspirierend. Ihre frischen Ideen und ihr analytischer Ansatz brachten wertvolle Impulse. Gleichzeitig konnten wir praxisnahe Einblicke vermitteln. Das Projekt hat gezeigt, wie der Austausch zwischen Wissenschaft und Industrie Innovationen fördert.»

Effizienz im Schienenverkehr war Ziel der Partnerschaft mit der Stadler Rail AG (Bussnang). Gemeinsam wurde eine Supportplattform für Lokführer entwickelt, die technische Probleme früh erkennt und kommuniziert – für mehr Pünktlichkeit und reduzierte Stillstandzeiten. Christian Buser, Projektleiter Betriebseinführung, schildert: «Für mich war es eine wertvolle Bereicherung, durch die Zusammenarbeit mit der OST eine neue Perspektive auf unsere Themen zu gewinnen und so gemeinsam an der Zukunft unseres Produkts zu arbeiten.»

Auch die Wyon AG (Appenzell) profitierte von einem kreativen Team, das sich der Entwicklung einer induktiv wiederaufladbaren Knopfzelle widmete. Trotz Schwierigkeiten in der Marktrecherche entstand ein funktionierender Prototyp – ein Beispiel für Durchhaltevermögen und Innovationskraft. CTO Marcel Inauen betont: «Die Studenten haben sich intensiv mit verschiedenen Fragestellungen und Lösungsansätzen auseinandergesetzt. Das hat wertvolle Perspektiven eröffnet und Raum für innovative Ansätze geschaffen. Die Studenten von heute sind die Fachkräfte von morgen – durch solche Projekte erhalten sie wertvolle Einblicke in die Unternehmenswelt.»

Das Team Computechnic
Das Team Computechnic

Mit der Zünd Systemtechnik AG (Altstätten) entstand ein robotergestütztes Schneidsystem mit dynamischen Winkeln, das neue Anwendungsmöglichkeiten in Design und Fertigung eröffnet. «Sich auf die Werteversprechen der Studenten einzulassen und keinen Projektauftrag vorzugeben, war eine durchaus positive Erfahrung. Ohne das Industrieprojekt hätten wir uns dem Thema in dieser Ausprägung nicht angenommen. Das lebendige und motivierte OST-Team zu unterstützen, macht Spass», so die drei leitenden Manager Reto Züst, Felix Kobler und Markus Hölzl (CTO, CPO, CIO).

Auch wenn nicht alle Ideen zu einem marktreifen Produkt führten, war der Erkenntnisgewinn hoch – wie beim Projekt mit der Isofloc AG (Bütschwil), das aufgrund fehlender wirtschaftlicher Perspektive abgebrochen wurde. «Jedes Innovationsprojekt ist mit Unsicherheiten verbunden. Teilweise erweisen sich Ideen als zu wenig nutzenstiftend oder wirtschaftlich nicht tragfähig. Dennoch war die Zusammenarbeit sehr wertvoll», lautet das gemeinsame Fazit.

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Das Team Bucher
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Wirtschaft trifft Wissenschaft – und neue Perspektiven entstehen

Die Industrieprojekte des Studiengangs Wirtschaftsingenieurwesen zeigen eindrucksvoll, wie Hochschule und Unternehmen gemeinsam neue Wege beschreiten. Sie stärken die Innovationsfähigkeit der Region, fördern Talente und bieten Studenten ein einzigartiges Lernumfeld. Die OST – Ostschweizer Fachhochschule schafft damit einen Raum, in dem Theorie zum praktischen Mehrwert wird – für Studenten, Unternehmen und die Gesellschaft.

Diese Beispiele verdeutlichen: Die Studenten leisten nicht nur wertvolle Beiträge zur Lösung realer Herausforderungen, sie lernen zugleich, theoretisches Wissen flexibel und kreativ auf neue Situationen anzuwenden. Die Industrieprojekte zeigen eindrücklich, wie angewandte Forschung, unternehmerisches Denken und gesellschaftliche Verantwortung in der Ausbildung an der OST zusammenkommen.

Studiengangleiter Prof. Urs Sonderegger betont: «Unsere Studenten sind nicht nur Denker, sondern auch Macher. Die Industrieprojekte sind ein zentrales Element unseres praxisorientierten Ausbildungsmodells.» Diese Sichtweise wird von den Partnerunternehmen geteilt. Zitate aus der Wirtschaft belegen den Mehrwert der Zusammenarbeit: Die Projekte inspirieren, liefern konkrete Resultate und stärken den Wissenstransfer zwischen Hochschule und Industrie.

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