Thurgau

Arbonia steigert Umsatz und Profitabilität

Arbonia steigert Umsatz und Profitabilität
Lesezeit: 7 Minuten

Die Arbonia kann auf ein erfolgreiches erstes Halbjahr 2021 zurückblicken. Der Umsatz stieg gegenüber Vorjahr von CHF 492.5 Mio. auf CHF 588.6 Mio., was einem Wachstum in Schweizer Franken von 19.5% und einem organischen Wachstum von 16.5% entspricht.

Die Arbonia kann auf ein sehr erfolgreiches erstes Halbjahr 2021 zurückblicken. Dieses wurde getrieben durch die weiterhin gute Hochbautätigkeit aufgrund von nach wie vor günstiger Rahmenbedingungen durch tiefe Zinsen, Wohnraummangel und europaweite Förderprogramme für den energetisch effizienten Neubau und die Sanierung. Des Weiteren profitierte die Arbonia von der weiter gestärkten Wettbewerbsposition als europäischer Gebäudezulieferer. Die Investitionen der letzten Jahre in die Automatisierung, die Digitalisierung und die vertikale Wertschöpfungstiefe schufen die Voraussetzung, um auch während der COVID-19-Pandemie und dem nachfolgenden Aufschwung Marktanteile in den zentraleuropäischen Absatzmärkten zu gewinnen und die Profitabilität weiter zu steigern.

Die folgenden Kennzahlen beziehen sich auf die fortzuführenden Geschäftsbereiche (HLK, Sanitär und Türen): Der Umsatz stieg gegenüber Vorjahr von CHF 492.5 Mio. (CHF 529.1 Mio. im ersten Halbjahr 2019) auf CHF 588.6 Mio., was einem Wachstum in Schweizer Franken von 19.5% (11.2% gegenüber dem ersten Halbjahr 2019) und einem organischen Wachstum von 16.5% (14.5% gegenüber dem ersten Halbjahr 2019) entspricht. Das EBITDA erhöhte sich auf CHF 67.6 Mio. gegenüber CHF 45.3 Mio. im Vorjahr (+49.0%) und gegenüber CHF 44.6 Mio. im ersten Halbjahr 2019 (+51.5%). Dies entspricht einer EBITDA-Marge von 11.5% (9.2% im Vorjahr und 8.4% im ersten Halbjahr 2019). Das EBIT stieg um 134.7% von CHF 14.9 Mio. im Vorjahr (und von CHF 15.6 Mio. im ersten Halbjahr 2019) auf CHF 34.9 Mio. im ersten Halbjahr 2021. Dies bedeutet eine EBIT-Marge von 5.9% im ersten Halbjahr 2021 (3.0% im Vorjahr und 2.9% im ersten Halbjahr 2019). Das Konzernergebnis nach Steuern belief sich auf CHF 23.6 Mio., gegenüber CHF 5.9 Mio. in der Vorjahresperiode (+299.7%).

Der Cashflow aus Geschäftstätigkeit inkl. des aufgegebenen Geschäftsbereichs Fenster erhöhte sich um 145.8% von CHF 21.0 Mio. im Vorjahr auf CHF 51.6 Mio. und der Free Cashflow von CHF –14.4 Mio. auf CHF 6.7 Mio. 

Das Eigenkapital hat sich auf CHF 927.6 Mio. (Vorjahr CHF 839.6 Mio.) erhöht. Folglich hat auch die Eigenkapitalquote von 54.7% im Vorjahr auf sehr solide 55.8% zugenommen.

Die Nettoverschuldung per 30. Juni 2021 reduzierte sich im Vergleich zum ersten Halbjahr 2020 um rund CHF 15 Mio. auf CHF –183.5 Mio. (Vorjahr CHF –198.6 Mio.). Der Verschuldungsgrad (Nettoverschuldung / EBITDA (LTM)) sank auf 0.97x (Vorjahr 1.51x).

  

Vollzug Verkauf Division Fenster in den nächsten Tagen erwartet

Der Vollzug des am 5. Januar 2021 angekündigten Verkaufs der Division Fenster an die dänische DOVISTA Gruppe wird in den nächsten Tagen erwartet. Sämtliche zuständigen Wettbewerbsbehörden gaben mittlerweile dazu ihre Zustimmung. 

Ein beträchtlicher Teil des Verkaufserlöses wurde und wird zur weiteren Steigerung des profitablen Wachstums verwendet, indem die beiden verbleibenden Divisionen Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik (HLK) und Türen beschleunigt weiterentwickelt und gestärkt werden, sowohl organisch wie auch mittels gezielter Akquisitionen. Verschiedene strategische Initiativen sind bereits in Prüfung und Umsetzung. Zusätzlich soll ein Teil des Verkaufserlöses zur Optimierung der Bilanzstruktur verwendet werden.

Die Entwicklung der Divisionen im ersten Halbjahr 2021

Die Division HLK weist für das erste Halbjahr 2021 einen Nettoumsatz von CHF 304.9 Mio. aus, was einer Steigerung von 23.9% gegenüber dem entsprechenden Berichtszeitraum des Vorjahrs (CHF 246.1 Mio.) und von 11.0% gegenüber dem ersten Halbjahr 2019 (CHF 274.6 Mio.) entspricht. Das währungs- und akquisitionsbereinigte Wachstum betrug 20.9%. Das EBITDA stieg von CHF 21.3 Mio. im Vorjahr (und von CHF 20.2 Mio. im ersten Halbjahr 2019) auf CHF 33.6 Mio., was einer Steigerung zum Vorjahr um 57.7% und einer EBITDA-Marge im ersten Halbjahr 2021 von 11.0% gleichkommt. Das EBIT entwickelte sich von CHF 6.8 Mio. im Vorjahr (und von CHF 6.7 Mio. im ersten Halbjahr 2019) auf CHF 18.3 Mio. (EBIT-Marge im ersten Halbjahr 2021: 6.0%). 

Das erste Halbjahr 2021 verlief für die Division HLK mit ihrem heterogenen Produktsortiment gut. Dies verdankt die Division auch der dynamischen Baukonjunktur. Hier wirkt die grosse Resonanz auf die eigene Systemlösung für die Wärme-/Kälte-Erzeugung, die Energiespeicherung, die Wärme-/Kälte-Verteilung sowie Lüftung und Luftfilterung für den Wohnungsbau wie auch für den Gewerbebau positiv. Die Nachfrage nach ganzheitlichen Gebäudesystemen wie aber auch nach einzelnen Komponenten wird durch europäische Fördermittel für energieeffiziente Gebäude zusätzlich gesteigert. 

Die Division hat aufgrund der angestiegenen Rohstoffkosten, insbesondere bei Stahl, Blech und PVC-Rohr, zum Grossteil Preiserhöhungen durchgesetzt. Weitere Preissteigerungen werden im zweiten Halbjahr 2021 folgen.

Die Division konnte dank ihrer langfristigen Lieferverträge und dadurch guten Lieferantenbeziehungen zusätzlich zur geplanten Liefermenge Material beziehen. Jedoch konnte der Auftragsbestand aufgrund fehlender Materialverfügbarkeit nicht kurzfristig und vollständig abgearbeitet werden. Die im ersten Halbjahr 2021 überaus hohe Nachfrage führte dazu, dass das für die Hochsaison (drittes und viertes Quartal) wichtige Warenlager in vielen Werken nicht vollständig aufgebaut werden konnte.

Der Baustart für die zusätzlichen Wärmepumpen-Kapazitäten für den seit Jahren stark wachsenden und durch die Klimaziele und deren Förderung begünstigten Markt erfolgte im ersten Halbjahr 2021. Am neuen Standort in Tschechien wird die bestehende Produktionskapazität ab Anfang 2022 kontinuierlich um ein Vielfaches erhöht. 

Die Geschäftsentwicklung der Division Sanitär (ab 1. Juli als Business Unit Glaslösungen in die Division Türen integriert) im ersten Halbjahr 2021 zeigte sich erfreulich positiv. So konnte der Umsatz von CHF 68.5 Mio. im Vorjahr (respektive von CHF 71.7 Mio. im ersten Halbjahr 2019) auf CHF 77.7 Mio. gesteigert werden, was einem Wachstum von 13.5% (8.4% gegenüber dem ersten Halbjahr 2019) entspricht. Währungsbereinigt ergab sich ein Umsatzwachstum von 11.2%. Das EBITDA lag mit CHF 9.5 Mio. um 53.6% über dem Vorjahreswert (CHF 6.2 Mio.). Dies entspricht einer EBITDA-Marge von 12.2% im ersten Halbjahr 2021. Im ersten Halbjahr 2019 betrug das EBITDA CHF 6.5 Mio. Das EBIT im ersten Halbjahr 2021 betrug CHF 6.3 Mio. (Vorjahr CHF 3.2 Mio., +95.6%), was eine EBIT-Marge im ersten Halbjahr 2021 von 8.2% ergab. Das EBIT im ersten Halbjahr 2019 betrug CHF 3.8 Mio.

Getragen wurde dieses Wachstum sicherlich durch die gute Marktposition und den Renovierungszyklus der Pandemie, aber auch durch ein starkes Objektgeschäft, welches auf eine gute und auch während der Pandemie intakte Supply Chain zurückzuführen ist. 

Obwohl auch die Division Sanitär die Erhöhung der Materialpreise, vor allem bei Aluminium und Glas, spürt, ist die Materialversorgung aufgrund von langjährigen Verträgen gesichert. Dadurch stärkt die Division ihr Image bei den Kunden als zuverlässiger Partner. 

Belastend wirkte sich im ersten Halbjahr 2021 allerdings die COVID-19-Pandemie in der Produktion aus. Diese war trotz regelmässigem Testen teilweise wegen der Quarantäne einiger Mitarbeitender eingeschränkt. Zum aktuellen Zeitpunkt gibt es in den Werken Plattling (D) und Dagmersellen (CH) allerdings keine Beeinträchtigung der Produktionsaktivitäten mehr. 

Die Division Sanitär arbeitet intensiv am Sortimentsausbau – mit dem Ziel, ein Vollsortiment für ein breiteres Kundenspektrum zu bieten – und am Servicebetrieb, unter anderem auch, um sich eine vorteilhafte Marktposition in Osteuropa, primär im Objektbereich und in Polen, zu verschaffen. Gleichzeitig wurden im ersten Halbjahr 2021 Initiativen für eine grössere Wertschöpfungstiefe geprüft. Mit der Akquisition der Glasverarbeitungs-Gesellschaft Deggendorf mbH (GVG), welche als Tochter der SAINT-GOBAIN Gruppe zu den führenden Glasbearbeitungsfirmen in den Segmenten ESG (Einscheibensicherheitsglas) und VSG (Verbundsicherheitsglas) Deutschlands zählt, integriert die Division Sanitär, neu Business Unit Glaslösungen der Division Türen, die Bearbeitung ihres wichtigsten Rohstoffs Glas in die eigenen Produktionsprozesse. Hierdurch können die Beschaffungszeiten für Glas weiter und sehr flexibel optimiert und Prozesskosten in der Abwicklung deutlich reduziert werden. Die Division reduziert zudem ihre Abhängigkeit von externen Partnern. Das Closing der Akquisition der Glasverarbeitungs-Gesellschaft Deggendorf wird im dritten Quartal 2021 erwartet. 

Die Division Türen verzeichnete im ersten Halbjahr 2021 wiederum einen erfreulichen Geschäftsgang. Der Umsatz entwickelte sich positiv und konnte von CHF 178.0 Mio. im Vorjahr (respektive von CHF 182.8 Mio. im ersten Halbjahr 2019) um 14.5% (11.5% gegenüber dem ersten Halbjahr 2019) auf CHF 203.9 Mio. erhöht werden. Der währungsbereinigte Umsatz wies ein Wachstum von 12.4% aus. Das EBITDA stieg von CHF 23.4 Mio. im Vorjahr (und von CHF 22.4 Mio. im ersten Halbjahr 2019) um 31.7% auf CHF 30.8 Mio. (EBITDA-Marge von 15.1% im ersten Halbjahr 2021). Das EBIT erhöhte sich um 55.9% von CHF 11.2 Mio. im ersten Halbjahr 2020 (und von CHF 10.4 Mio. im ersten Halbjahr 2019) auf CHF 17.5 Mio., was einer EBIT-Marge im ersten Halbjahr 2021 von 8.6% entspricht.

Der hohe Auftragsbestand aller Werke der Division Türen zeigt, dass das laufende Investitionsprogramm zur Produktivitätssteigerung und zur 40-prozentigen Erweiterung der Kapazitäten des Werkes von Prüm am Standort in Weinsheim (D) dringend notwendig war. Die Division hat bereits in den vergangenen Jahren erheblich in neue Maschinen und Anlagen zur Ausweitung der Kapazitäten an den Standorten in Deutschland bei Garant und in Polen bei Invado investiert, um zusätzliche Fertigungskapazitäten zu schaffen.

Auch bei der Division Türen wirken sich die Materialpreissteigerungen, insbesondere bei den Holzwerkstoffen und den nachgelagerten Materialien wie beispielsweise Folien und Klebstoff, negativ aus. Die Division ist bestrebt, diese nach wie vor steigenden Kosten mittels Preiserhöhungen in angemessener Staffelung weiterzugeben. Es kommt erschwerend hinzu, dass in den letzten Monaten der übliche Lageraufbau für das zweite Halbjahr 2021 nicht ausreichend stattfinden konnte.

Nicht nur bei den beiden deutschen Gesellschaften Prüm und Garant steigt der bereits schon historisch hohe Auftragsbestand täglich an, auch RWD Schlatter, die auf Funktionstüren spezialisiert ist, erfreut sich einer guten Auftragslage im Objektgeschäft und im Handel. Die Schweizer Gesellschaft investiert weiter in die Wertschöpfungstiefe, indem sie unter anderem ihre Kompetenz in der Zargenfertigung intensiviert und den Ausbau eines Lager- und Logistikgebäudes am Standort Roggwil (CH) plant. Letzteres ermöglicht der Gesellschaft eine Marktbearbeitung auch mit Fertigtüren. Als weitere Massnahme etabliert RWD Schlatter ihr neues Fachpartnerkonzept für die Westschweiz mit einem Verkaufsstandort in Vevey (CH).

Auch interessant

Arbonia will Division Climate verkaufen
Thurgau

Arbonia will Division Climate verkaufen

Arbonia macht weniger Umsatz und Gewinn
Thurgau

Arbonia macht weniger Umsatz und Gewinn

Arbonia streicht bis zu 600 Stellen
Thurgau

Arbonia streicht bis zu 600 Stellen

Ausblick

Die Arbonia blickt auf ein ausserordentlich starkes erstes Halbjahr 2021 zurück und verzeichnet in allen ihren Geschäftsbereichen eine ungebrochen hohe Nachfrage. Diese wird in den nächsten Jahren weiter angetrieben durch die erwähnten Faktoren eines weiterhin niedrigen Zinsumfelds, des zu knappen Wohnraums auch aufgrund des demografischen Wandels und der Singlehaushalte, die die Nachfrage treiben, sowie des Wachstums im Renovationsbereich, verursacht durch gesetzliche Förderprogramme im Rahmen der Klimaprogramme, und den Renovationsstau der letzten Jahre. 

Dagegen laufen nach wie vor die Kapazitätsengpässe im Handwerk und die anhaltend hohe Nachfrage nach Bauleistung. Der Bestand der abzuarbeitenden Aufträge bleibt auf einem Rekordniveau. Die neuen Förderprogramme der Länder werden stark nachgefragt, allerdings können die Anträge nur mit längeren Wartezeiten bearbeitet werden. In Arbonia's grösstem Heimatmarkt Deutschland beispielsweise bewilligte das Bundesamt für Wirtschaft bis Ende Mai 2021 dreimal so viele Fördergelder wie im Vorjahr. Die Abarbeitung der Bewilligung von Bauvorhaben kann sich dadurch verzögern. Ebenfalls hemmend wirken werden der sich fortsetzende deutliche Anstieg der Rohmaterialpreise und die mangelnde Verfügbarkeit. 

Insbesondere das zweite Quartal 2020 wurde aufgrund der COVID-19 bedingten Massnahmen negativ beeinflusst, sodass das zweite Halbjahr 2020 teilweise von Nachholeffekten profitierte. Der beschriebene Nachholeffekt wird im zweiten Halbjahr 2021 nicht erneut auftreten, zumal die Divisionen einen grossen Teil des saisonal wichtigen Warenlagers bereits im ersten Halbjahr 2021 abverkauft haben und die Lager für das zweite Halbjahr (Hochsaison) aufgrund der Materialknappheit nicht im vollen Umfang gefüllt werden konnten.

Unter Berücksichtigung der oben aufgeführten Faktoren erhöht die Arbonia ihre Guidance für das Gesamtjahr 2021. Sie erwartet neu ein organisches Wachstum von ~ 8% (bisher 4 – 5%) und eine EBITDA-Marge von ~ 11.5% (bisher > 11%).

Einen vertieften Einblick in die Divisionsstrategien, deren Umsetzung sowie einen Ausblick auf die finanziellen Eckwerte der nachfolgenden Jahre wird die Unternehmung anlässlich des Capital Markets Day am Dienstag, 26. Oktober 2021, in Plattling (D), geben. 

Auch interessant

Arbonia-GV genehmigt alle Anträge
Thurgau

Arbonia-GV genehmigt alle Anträge

Arbonia mit mehr Umsatz, aber weniger Gewinn
Thurgau

Arbonia mit mehr Umsatz, aber weniger Gewinn

Herausfordernes zweites Halbjahr für Arbonia
Thurgau

Herausfordernes zweites Halbjahr für Arbonia