Gast-Kommentar

Trump setzt Schweizer Wirtschaft mit Rekord-Zoll unter Druck

Trump setzt Schweizer Wirtschaft mit Rekord-Zoll unter Druck
Donald Trump hat für die Schweiz Zölle von 39 Prozent verordnet
Lesezeit: 6 Minuten

Das wirtschaftliche Umfeld ist bereits schwierig. Doch am 1. August kündigte US-Präsident Donald Trump für die Schweiz einen rekordhohen Zoll von 39 Prozent an. Für die Europäische Union gilt ein Zoll von 15 Prozent. Das dürfte Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum in Europa haben. Die Teuerung in Europa scheint sich einzupendeln. Unerwartet stark ist die Inflation in den USA. Sie lag im Juni bei 2,7 Prozent. Die Zeichen für einen steigenden Goldpreis stehen gut. Die Nachfrage nach Gold ist enorm.

Text: Christian Brenner

Die im Juli eingegangenen Konjunkturmeldungen für die Schweiz verweisen nach wie vor auf das derzeit schwierige Umfeld. Das KOF-Konjunkturbarometer der ETH Zürich sieht im Juni nach einem leichten Anstieg im Mai einen neuerlichen Rückgang auf den bisher tiefsten Stand des Jahres. Besonders deutlich ist dieser im Bereich «Verarbeitendes Gewerbe». Hingegen scheint der Bereich «Auslandsnachfrage» im Juni verbesserte Perspektiven zu zeigen.

Die Konsumentenstimmung in der Schweiz hat sich zuletzt wieder aufgehellt
Die Konsumentenstimmung in der Schweiz hat sich zuletzt wieder aufgehellt

Der Index der Konsumentenstimmung in der Schweiz hat sich, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft SECO am 11. Juli mitteilte, im Juni dieses Jahres verbessert. Gegenüber Juni 2024 haben sich die Teilindizes «Vergangene finanzielle Lage, Erwartete finanzielle Lage und Zeitpunkt für grössere Anschaffungen» verbessert; tiefer als vor Jahresfrist notiert der Teilindex «Erwartete Wirtschaftsentwicklung».

Schweizer Unternehmen sehen US-Zölle als grösstes Risiko

Die Wirtschaft in der Schweiz leidet nach wie vor unter weltweiten Konjunkturrisiken. Economiesuisse geht im Konjunkturportal der KMUs von einem Rückgang des Wachstums in diesem Jahr auf plus 1,1 Prozent aus, 2026 sollten dann 1,4 Prozent erreicht werden. Allerdings sehen 25 Prozent der in der Umfrage befragten Unternehmen die Einführung neuer Zölle als grösstes Risiko. 24 Prozent nannten die wirtschaftliche Unsicherheit, 21 Prozent die geschwächte Nachfrage als mögliche Ursachen für schwächeres Wachstum des BIP, 15 Prozent halten die Bürokratie als negativen Faktor für die Wirtschaft.

Die Exportwirtschaft rechnet mit einem Rückgang der Umsätze in den kommenden Monaten, da im April zahlreiche Vorkäufe ausländischer Kunden erfolgt seien, um der Zollproblematik zuvorzukommen.

Die angekündigten US-Zölle könnten der Schweizer Exportwirtschaft enorm schaden
Die angekündigten US-Zölle könnten der Schweizer Exportwirtschaft enorm schaden

Diese Barometer-Angaben und Prognosen, die im Verlauf des Julis bekannt gegeben wurden, konnten noch nicht berücksichtigen, dass US-Präsident Donald Trump just am 1. August, dem Schweizer Nationalfeiertag, Einfuhrzölle von 39 Prozent auf Schweizer Produkte verhängen wird. Auf der Zollliste mit 70 aufgeführten Ländern haben nur drei Länder einen höheren Tarif als die Schweiz: Laos und Myanmar mit 40 Prozent sowie Syrien mit 41 Prozent.

Der hohe Zoll hängt gemäss einem Bericht der NZZ mit Trump selbst und den Schweizer Gold-Exporten in die USA zusammen. Seit Donald Trump Präsident wurde, haben die Schweizer Goldausfuhren in die USA deutlich zugenommen. In den Jahren 2021 bis 2023 schwankte ihr Wert zwischen 6,1 und 9,1 Milliarden Franken, wie Zahlen des Bundesamts für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG) zeigen. Doch im Jahr 2024 waren es 11 Milliarden Franken.

OTS 2025  kiwanis 2025  

Die hohen Gold-Exporte in die USA sorgten bei der Schweiz für einen Handelsüberschuss.

Rund die Hälfte des Exportwerts von 2024, nämlich 5,6 Milliarden Franken, entfiel allein auf den Dezember 2024. Die US-Goldanleger fürchteten sich vor den Zöllen und wollten ihr Gold vorab in die USA bringen. Das trug zum Handelsungleichgewicht bei. Die Schweiz erzielte 2024 im Warenhandel mit den USA einen Überschuss von knapp 39 Milliarden Franken. Diesem Überschuss will Trump mit dem Rekord-Zoll entgegenwirken.

Der Schweizer Bundesrat hat bereits früh angekündigt, auch über das Datum des Inkrafttretens des neuen hohen Zolls am 7. August hinaus mit den USA zu verhandeln.

Uneinheitliche Wachstumszahlen diverser Branchen der EU

Die Unsicherheiten des US-Handelsstreits gelten auch für Europa insgesamt. Das Bruttoinlandsprodukt ist im ersten Quartal im Euro-Raum und der Gesamt-EU um 0,6 Prozent gestiegen. Aktuelle Zahlen für Mai und Juni liegen noch nicht vor. Einzelauswertungen sind widersprüchlich. So ist die Industrieproduktion im Euro-Raum im Mai um 3,7 Prozent gestiegen. Das ist nach einem Rückgang gegenüber Januar 2024 von minus 0,5 Prozent und einem massvollen Anstieg in den Folgemonaten (April plus 0,2%), der stärkste Anstieg seit einem Jahr.

Auffallend die starke Zunahme bei Investitionsgütern von plus 4,5 Prozent und bei Verbrauchsgütern von 11,6 Prozent. Die Produktion von Dienstleistungen ist im April um 0,3 Prozent unter dem Vorjahreswert gelegen, das Absatzvolumen im Einzelhandel lag im Mai um 0,7 Prozent unter dem Vorjahreswert.

Für die Länder der Europäischen Union soll ein US-Zoll von 15 Prozent gelten
Für die Länder der Europäischen Union soll ein US-Zoll von 15 Prozent gelten

Für den Euro-Raum sagt die EU für dieses Jahr 0,9 Prozent Wachstum voraus, nächstes Jahr sollten dann 1,4 Prozent erreicht werden. Allerdings könnte das Zollabkommen mit den USA spürbare Auswirkungen auf das Wachstum der Wirtschaft in Europa haben. Für die Länder der Europäischen Union gilt ein Zolltarif von 15 Prozent.

Die Teuerung in Europa scheint sich einzupendeln. Die jährliche Inflation im Euro-Raum lag im Juni bei 2 Prozent (gegenüber 1,9% im April). Im Vorjahr hatte sie noch 2,5 Prozent betragen. In der Gesamt-EU ist die Inflation im Juni auf 2,3 Prozent angestiegen (gegenüber 2,2% im Mai). Der nächste Zinsentscheid wird für Euroland per 11. September erwartet.

Auch interessant

Erstes Börsenhalbjahr 2025: Politik der Überraschungen
Gast-Kommentar

Erstes Börsenhalbjahr 2025: Politik der Überraschungen

Mythos Anlagenotstand
Gast-Kommentar

Mythos Anlagenotstand

Politik der Überraschungen
Gast-Kommentar

Politik der Überraschungen

Inflation in den USA stieg wegen teuren Lebensmitteln an

Unerwartet stark ist die Inflation in den USA zuletzt gestiegen: Nach 2,4 Prozent im Mai liegt sie im Juni bei 2,7 Prozent. Nach Mitteilung des US-Bureaus of Labor Statistics sind die Preise für Lebensmittel um 3 Prozent gestiegen, Essen ausser Haus sogar um 3,8 Prozent. Energie wurde um 7,9 Prozent billiger, Energiedienstleistungen kosteten allerdings 7,5 Prozent mehr (etwa Strom 5,8% oder Gasversorgung 14,2%). Ohne Nahrung und Energie ist der Preisindex um 2,9 Prozent höher gelegen als zuletzt. Der nächste Termin für Zinsanpassungen ist auf den 16. September angesetzt.

Die Preise auf Lebensmittel sind in den USA zuletzt wieder stark angestiegen
Die Preise auf Lebensmittel sind in den USA zuletzt wieder stark angestiegen

Nach den letzten aktuellen Zahlen vom März (Central Bank Gold Reserves Survey) verfügen die USA weiterhin über die grössten Goldreserven mit 8'133 Tonnen, gefolgt von Deutschland mit 3'351 Tonnen, Italien mit 2'452 Tonnen und Frankreich mit 2'437 Tonnen. Es folgt China mit 2'292 Tonnen, die Schweiz mit 1'040 und Indien mit 880 Tonnen. Japan meldet 846 Tonnen, die Türkei 624 Tonnen, Österreich 280 Tonnen.

Gutes Umfeld für steigenden Goldpreis bei hoher Nachfrage

Die weltweite Goldnachfrage stieg im zweiten Quartal gegenüber dem Vorjahr um satte 10 Prozent auf 1'079 Tonnen. Dies zeigt die aktuelle Statistik der Branchenorganisation World Gold Council (WGC). Beim starken Zuwachs fällt der Investmentbereich ins Gewicht, der um 78 Prozent auf 477 Tonnen zulegte. Die Zentralbanken kauften etwas weniger Gold als in anderen Quartalen, doch sind sie für den Gesamtbedarf immer noch äusserst bedeutsam. Bei Münzen und Barren aus Gold betrug die Nachfrage 307 Tonnen (+11% gegenüber dem Vorjahr).

Im zweiten Quartal ist die weltweite Gold-Nachfrage gegenüber dem Vorjahr um 10 Prozent gestiegen.

In der Schweiz lag der entsprechende Bedarf im zweiten Quartal bei 6,3 Tonnen (+24%). Das war die höchste Nachfrage innerhalb der letzten fünf Quartale. Beim St.Galler Edelmetallhandelsunternehmen Philoro Schweiz hat der Ankauf von Gold im zweiten Quartal abgenommen. Die Kunden sind trotz hohem Goldpreis in abwartender Haltung. Sie horten lieber ihr Gold, anstatt Gewinnmitnahmen zu realisieren.

Inspiration-Day OST  Sägewies in Heiden  
In geopolitisch und wirtschaftlich unsicheren Zeiten sind Investitionen in Gold beliebt
In geopolitisch und wirtschaftlich unsicheren Zeiten sind Investitionen in Gold beliebt

Apropos Kundenverhalten: Welchen Rat kann ich (Gold-)Anlegern aktuell geben? Nach einer Phase der Seitwärtsbewegung zeigte der Goldpreis in Schweizer Franken im Juli wieder eine steigende Tendenz. Die geopolitisch und wirtschaftlich unsichere Lage bietet nach wie vor ein ideales Umfeld für einen Anstieg des Wertes von Gold. Die teilweisen Abwärtsbewegungen beim Goldpreis können zwar für den Zukauf von Gold genutzt werden, allerdings sollte man nicht anlassbezogen kaufen. Auf lange Sicht steigt der Goldpreis immer.

Gold eignet sich hervorragend, um das eigene Sparkapital zu diversifizieren und abzusichern.

Laut dem Monthly Gold Compass von Incrementum beträgt die durchschnittliche jährliche Rendite von Gold seit dem Jahr 2000 in Schweizer Franken 7,1 Prozent. Der «In Gold We Trust»-Report 2025 rechnet in US-Dollar mit einem Langfrist-Kursziel von 4'800 Dollar pro Feinunze bis 2030. Im inflationsgetriebenen Szenario halten die Autoren sogar bis zu 8'900 Dollar für realistisch. Gold ist eine kluge Ergänzung für jedes Spar-Portfolio. Anlageberater und Vermögensverwalter empfehlen, rund 10 Prozent des Sparkapitals in Edelmetalle zu investieren.

Ich wünsche Ihnen für diese Woche möglichst viele positive Aussichten, nicht nur, was Ihr Sparkapital betrifft.

Mit goldenen Grüssen

Christian Brenner

Auch interessant

Trotz US-Handelskonflikt verhaltener Optimismus
Gast-Kommentar

Trotz US-Handelskonflikt verhaltener Optimismus

Am Anfang war das Wort
Gast-Kommentar

Am Anfang war das Wort

Besuch auf der Messe: Wie können sich Unternehmen noch wirkungsvoll präsentieren?
Advertorial

Besuch auf der Messe: Wie können sich Unternehmen noch wirkungsvoll präsentieren?