Kreative Wege bei herausforderndem Verhalten von Menschen mit Demenz
Text: pd/ako
Angst, Depressionen, aggressive Reaktionen und Weglaufen – das sind nur einige Beispiele des sogenannten herausfordernden Verhaltens von Menschen mit Demenz.
«Diese Verhaltensweisen sind ein häufiges und oft belastendes Phänomen für Menschen mit Demenz sowie ihre Pflegenden», sagt Prof. Dr. Steffen Heinrich, Co-Leiter des Kompetenzzentrums Demenz (KDE) an der OST – Ostschweizer Fachhochschule.
«Es gibt jedoch neue Entwicklungen und praxisbewährte Konzepte, um diese Verhaltensweisen gemeinsam besser zu verstehen und gezielt anzugehen», erklärt Heinrich.
Auf diese Fortschritte der Forschung und Praxis gehen die Referate und Diskussionsformate am 11. St.Galler Demenz-Kongress vertieft ein. Der Kongress findet am Mittwoch, 12. November 2025, von 9.00 bis 16.10 Uhr auf dem Gelände der Olma Messen in St.Gallen statt und wird von Mona Vetsch, Radio- und Fernsehjournalistin bei SRF, moderiert.
Aktuelle Erkenntnisse aus Forschung und Praxis
Der Kongress beginnt mit einem kurzen Grusswort von Charlotte den Hollander, Co-Leiterin der Nationalen Plattform Demenz des Bundesamts für Gesundheit (BAG). Anschliessend finden drei Keynotes statt.
Laura Adlbrecht, Co-Leiterin des KDE an der OST, erläutert in der ersten Keynote verschiedene Perspektiven auf sogenannt herausforderndes Verhalten. Im Fokus stehen dabei die Entstehungs- und Entwicklungsprozesse dieser Verhaltensweisen, die beidseitige Ohnmacht sowie die damit einhergehenden strukturellen, organisatorischen und fachlichen Spannungsfelder.
In der zweiten Keynote stellt Prof. Dr. Egemen Savaskan die Empfehlungen der Schweizerischen Gesellschaft für Alterspsychiatrie und -psychotherapie (SGAP) für die Diagnostik und Therapie der Behavioralen und Psychischen Symptome der Demenz vor.
Die Empfehlungen zeigen die aktuellsten Verfahren in der Diagnostik und Therapie auf und wurden parallel zur Nationalen Demenzstrategie entwickelt. Egemen Savaskan ist Direktor der Alterspsychiatrie und -psychotherapie der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich sowie Co-Präsident der SGAP.
Jürgen Georg, Dozent und Leiter des Pflege- und Dementia-Care-Programms im Hogrefe Verlag, ordnet die Phänomene «Schreien und Rufen» in seiner Keynote ein. Er fasst die Definition, Merkmale und Einflussfaktoren der Pflegediagnose «übermassige Vokalisation» zusammen, liefert Erklärungsmodelle und beschreibt Pflegeinterventionen.
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Workshops und Sessions für vertiefte Einblicke
Nach der Mittagspause können sich die Teilnehmenden ihr Nachmittagsprogramm aus drei Sessions und zwei Workshops zusammenstellen. In der ersten Session stehen der Pflegealltag und Erfahrungen mit bestehenden Konzepten in der Praxis im Zentrum.
Von Cannabis und Psychopharmaka bis zu sensorischer Stimulation: Die zweite Session nimmt die Teilnehmenden mit in die Welt der neuesten Entwicklungen und Innovationen zur Adressierung von herausfordernden Verhaltensweisen.
In der dritten Session stehen Resilienz und Selbstempathie von Gesundheitsfachpersonen im Zentrum. Anschliessend an jede Session findet eine moderierte Diskussion statt.
Der Workshop «eine Krankheit, zwei Perspektiven» bietet einen vertieften Einblick in die Perspektive der betroffenen Personen sowie der betreuenden Angehörigen.
Zu den beiden Prinzipien Emotionsregulation und Empathie erfahren die Teilnehmenden in einem zweiten Workshop zum Thema Deeskalation mehr.
Demenzprävention im Fokus
Den Abschluss macht Dr. Barbara Studer, Neurowissenschaftlerin, Dozentin und Gründerin sowie CEO der Hirncoach AG. In ihrer Keynote geht sie auf Strategien der Demenzprävention ein und wirft damit einen hoffnungsvollen Blick auf das Thema Demenz.
Für Barbara Studer spielt unter anderem Musik eine zentrale Rolle in der Prävention: «Musik ist ein Schlüssel zu Erinnerungen, eine Quelle emotionaler Verbindung und ein therapeutisches Werkzeug, das nachweislich neuronale Netzwerke stärkt.»
Mehr Informationen zum 11. Demenz-Kongress finden Sie unter https://demenzkongress.ch/