Mehr als 1000 Interessierte fanden sich am Freitagmorgen auf dem Klosterplatz in St.Gallen ein, um bei Bratwurst, Bürli, Wein und Bier den Bundesrat, welcher sich derzeit durch eine Reise durch das Land befindet, willkommen zu heissen und der feierlichen Zeremonie beizuwohnen.
Bundesratsreise 2025: Zwischen Finken und OpenAir

Text: Fabian Alexander Meyer
«Gallus war kein Fan grosser Worte»
Den Anfang machte Stadtpräsidentin Maria Pappa. «Der Kanton St.Gallen verbindet Tradition und Innovation. Tradition beispielsweise mit dem OpenAir, welches just in diesem Moment stattfindet und rund 110'000 Musikbegeisterte in das Sittertobel lockt. Ausserdem gibt es bei uns auch noch die Stiftsbibliothek, die Festspiele und natürlich in Kürze auch das Nordostschweizer Schwingfest. Innovation schaffen wir beispielsweise mit dem Switzerland Innovation Park OST.»
Die Stadt und der Kanton seien eine echte Wundertüte an Überraschungen. Basierend darauf gab es auch eine Wundertüte für den Bundesrat als Geschenk. «Und zwar mit einer Tasche, einem Badetuch und einer speziellen Schokolade.» Die St.Galler seien zwar innovativ und traditionsbewusst, allerdings sprechen sie nicht unbedingt gerne darüber. «Das war auch schon bei unserem Stadtgründer Gallus so. Auch er war kein Fan grosser Worte.»
Wirtschaftliche und kulturelle Verbindungen
Im Anschluss übernahm Regierungsrat Beat Tinner das Wort: «Der Kanton St.Gallen ist das Tor zur Welt und ist insbesondere mit Europa stark verbunden, denn auf der einen Seite sind wir ein Grenzkanton und auf der anderen sind wir dadurch auch sehr exportorientiert. Die wirtschaftlichen und kulturellen Verbindungen sind essenziell.»
Der Kanton St.Gallen ist ein Kanton von Innovationsgeist mit einer stolzen Geschichte. «Und auf ebendiese schauen wir gerne immer wieder zurück. Doch das heisst nicht, dass wir rückwärtsgewandt sind; im Gegenteil. Ebenso oft schauen wir auch in die Zukunft. Insbesondere die attraktive Entwicklung der Wirtschaft ist der Regierung daher ein besonderes Anliegen.» Das merke man beispielsweise an Wilwest. Auch vom Regierungsrat gab es sodann ein Präsent: Ein Werkstück aus Metall, handgefertigt und einzigartig von Lehrlingen.
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«Die Schweiz hört nach Winterthur auf»
Den Abschluss machte niemand geringeres als die Bundespräsidentin höchstpersönlich: Karin Keller-Sutter aus Wil. «Für viele Schweizer ist die Ostschweiz eine sogenannte Terra Incognita, also unbekanntes Land. Nicht umsonst hält sich hartnäckig der Glauben, dass die Schweiz hinter Wintertur aufhöre. Das sehen sowohl die Zürcher und Westschweizer so, als auch die Ostschweizer – nur dass die Schweiz dann eben auf der anderen Seite von Winterthur aufhört.»
Der Kanton St.Gallen sei eines der Zentren der Schweiz und habe eine grosse Bedeutung. Das wurde bereits bei den Reden von Pappa und Tinner klar und wurde von Keller-Sutter noch einmal verdeutlicht. «Dennoch schauen die umliegenden Gemeinden im Kanton St.Gallen, dass die Stadt trotz der eindeutigen Zentrumslasten nicht zu sehr verwöhnt wird, wie wir an einer kürzlichen Abstimmung bereits erfahren durften.»
Der Bundesrat – in Finken vereint
Interessant, wenn man bedenkt, dass die Abstimmung rund um den Sonderlastenausgleich der Stadt St.Gallen, eigentlich ein total lokales Thema, welches ausserhalb des Kantons niemanden interessiert, trotzdem den Weg bis nach Bundesbern gefunden hat. Dies wird wohl der Tatsache geschuldet sein, dass Keller-Sutter aus Wil stammt.
Der Bundesrat freue sich, hier in der Stadt sein und die Kultur erleben zu dürfen. Kultur erleben gleich im doppelten Sinnne: Wie Redaktor Fabian Alexander Meyer von einer glaubwürdigen Quelle erfahren hat, teilten sich die Landesobersten ihr Hotel mit OpenAir-Gängern. Und ausserdem bekamen die Bundesräte eine Führung durch die Stiftsbibliothek. «Den ganzen Bundesrat in Finken vereint zu sehen, war schon ein lustiges Bild.»