Sinn kommt vor Gewinn

Sinn kommt vor Gewinn
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Unternehmer sind Opportunisten, weil sie Chancen erkennen und danach handeln. Deswegen sind sie aber keine Hasardeure, vielmehr ist das Wirken über alle Generationen hinweg von Verantwortung geprägt. Gerade jungen Unternehmern ist es immer wichtiger, dass ihr Handeln einer ethischen und sozialen Werthaltung entspricht.

Was zeichnet eigentlich Unternehmer aus? Und: Gilt das auch noch für die heutige Generation? Wer die Frage mal einfach so im Netz stellt, wird mit Binsenwahrheiten und Sprüchen ohne Ende eingedeckt. In diesem Schwerpunkt haben wir versucht, etwas reflektierte Antworten auf die vermeintlich einfachen Fragen zu erhalten – von einem Experten wie Simon May, der viele Unternehmensgründungen begleitete, oder von einem Experten wie Urs Füglistaller, der Generationen von Unternehmern ausbildete.

Wie die junge Unternehmer-Generation tickt, zeigen drei Beispiele: Bauunternehmerin Tina Gautschi, die in sechster Generation ein Familienunternehmen leitet, Influencer Noah Bachofner, dessen Geschäftsmodell es vor Social Media noch gar nicht gab, und die Brüder Simon und Aaron Riedener, die ihr Start-up auf den neuen Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz aufbauen.

Führung dreht sich um Menschen

In allen Gesprächen wurde über kurz oder lang Unternehmertum mit den zwei gleichen Dimensionen beschrieben: Verantwortung und Gestaltung. Schon Patrons alter Schule zeichneten sich dadurch aus, dass sie «ihren Leuten schauen», dass das Wohl ihrer Mitarbeiter einen hohen Stellenwert hatte – und auch darum ganz sicher nie ein Gewerkschafter den Fuss über die Schwelle des Geschäfts setzen durfte. Heute geht diese Verantwortung für die – wesentlich anspruchsvolleren – Mitarbeiter weiter. «Letztlich geht es in der Führung eines Unternehmens immer um Menschen», sagt Tina Gautschi.

HSG-Professor Urs Füglistaller legt seinerseits dar, dass die Verantwortung von Unternehmern die Wertschöpfung, die Wertschätzung und die Werthaltung umfasst – philosophische Gedanken, die zu Ende gedacht ganz praktische Auswirkungen haben. Und zeigen, dass die Wertschöpfung allein kein Selbstzweck ist. Jungen Unternehmern ist Status zunehmend egal, sie wollen nicht einfach Gewinn machen, sondern nachhaltig Sinn stiften. Das gehört bei ihnen zur umfassenden Verantwortung und ist auch Ausdruck einer gewissen Demut, die erfolgreiche Unternehmer schon immer auszeichnete.

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Freude an der Arbeit

Die Möglichkeit, «die Zukunft aktiv mitzugestalten», ist insbesondere für viele Gründer eine Motivation, sich als Unternehmer zu versuchen – auch wenn sie wie Simon und Aaron Riedener auf gut bezahlte Jobs verzichten und dafür umso härter arbeiten müssen. Nach harter Arbeit sieht das Produkt von Noah Bachofner nicht aus, es scheint, der Food Creator habe Spass am Leben und lebe davon. Ganz so einfach ist es dann doch nicht: Wer sich als Influencer von den Milliarden anderer Beiträge auf Social Media abheben und eine genügend grosse Zahl an Followern erreichen will, muss kontinuierlich gute Inhalte liefern. Das artet dann schnell in Arbeit aus, und so gilt für Influencer wie für traditionelle Unternehmer: Gut kann nur sein, wer Freude an seiner Arbeit hat.

Text: Philipp Landmark

Bild: Pixabay

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