Die Zukunft mitgestalten

Wer ein Start-up gründet, möchte Unternehmer werden – weiss aber auch, dass man lange Zeit viel investiert, bevor sich vielleicht Erfolg einstellt. Die beiden Brüder Simon und Aaron Riedener aus Untereggen arbeiten gezielt darauf hin, ein erfolgreiches Unternehmen aufzubauen, das auf künstlicher Intelligenz basierende Dienstleistungen anbietet.
«Unternehmertum bedeutet für mich, Verantwortung zu übernehmen und mutig voranzugehen – nicht nur über Ideen zu sprechen, sondern sie konsequent umzusetzen», beschreibt Simon Riedener, der CEO des Start-ups QuantalQ, seine Motivation. Sein Bruder Aaron Riedener, der zweite Gründer und CTO des jungen Unternehmens, fügt an: «Für mich bedeutet Unternehmertum, die Freiheit zu haben, Chancen zu ergreifen – und gleichzeitig die Verantwortung, daraus nachhaltigen Nutzen zu schaffen.»
«Wir verstehen KI nicht als Selbstzweck, sondern als Technologie, die erst dann Wert entfaltet, wenn sie konkrete Probleme löst.»
Konkrete Probleme lösen
Das 2024 gegründete Start-up steckt noch in einer sehr frühen Phase, doch die beiden Gründer sprechen stets auch von Verantwortung. «Unternehmertum ist für mich die Kombination aus Gestaltungsfreiheit, Verantwortung und dem Antrieb, Zukunft aktiv mitzugestalten», bringt es Simon Riedener auf den Punkt. Das schliesst auch die Verantwortung mit ein, wegweisende Entwicklungen nicht nur den USA und China zu überlassen: «Wir wollen auch hier in Europa ein starkes Zentrum für Künstliche Intelligenz aufbauen.»
Die Mission von QuantalQ und seinen Gründern ist mehr als eine Tüftelei. Die Brüder haben ein innovatives Produkt entwickelt, von dem sie überzeugt sind und dem sie nun zum Durchbruch verhelfen wollen. «Wir verstehen KI nicht als Selbstzweck, sondern als Technologie, die erst dann Wert entfaltet, wenn sie konkrete Probleme löst», erklärt Simon Riedener. Aus seiner Sicht blieben viele heutige KI-Angebote im akademischen oder experimentellen Bereich. «Das ist interessant, aber für den konkreten Einsatz in Unternehmen kaum relevant.»
Die junge Firma nimmt für sich in Anspruch, komplexe Technologien in praxistaugliche, schlanke Lösungen zu übersetzen, die sofort messbaren Nutzen bringen: QuantalQ automatisiert die Erstellung und Pflege von Software-Dokumentationen direkt aus dem Quellcode. «Damit lösen wir ein Problem, das in praktisch jedem Unternehmen existiert: Die Erstellung von Dokumentation ist zeitaufwendig, teuer und wird oft vernachlässigt, obwohl der Nutzen einer guten und zielgerichteten Dokumentation sehr gross ist», sagt Simon Riedener.
Die selbstbewussten Gründer wollen nicht von «KI-Potenzialen» sprechen, sondern direkt einsatzfähige Werkzeuge liefern, die ihre Kunden effizienter, kostengünstiger und wettbewerbsfähiger machen. «Unser Fokus liegt darauf, Barrieren für den Einsatz zu senken – sei es durch nahtlose Integration in bestehende Prozesse oder durch das komplette Neudenken von Abläufen.»
QuantalQ bietet Software-as-a-Service-Lösungen an, die in enger Co-Kreation mit Kunden entwickelt werden. Dadurch gewinnt das Start-up domänenspezifisches Wissen, das direkt in die Weiterentwicklung der Plattform einfliesst. Die technische Kompetenz und das tiefe Verständnis für die Anforderungen und Abläufe der Kunden machen die QuantalQ-Lösung einzigartig, wie Simon Riedener sagt: «Dadurch sind wir nur schwer kopierbar.»
Von Anfang an hat das Start-up die Produktentwicklung eng mit ersten Kunden aus der Industrie abgeglichen, «um sicherzugehen, dass wir mit den gesetzten Schwerpunkten nicht in die falsche Richtung laufen», wie Simon Riedener sagt. Unternehmen wie Gietz oder Helbling Technik Wil waren schon früh in die Entwicklung erster Prototypen involviert und gaben wertvolles Feedback, das in die Weiterentwicklung einfloss.
Kreative Arbeit fördern
Anwendungen Künstlicher Intelligenz entwickeln sich gerade rasant weiter; deshalb sei es wichtig, nicht jeder Neuerung blind zu folgen, sondern klug zu entscheiden, «welche Entwicklungen einen Mehrwert bringen und ins Produkt integriert werden – und welche wir bewusst überspringen».
Unternehmertum sieht Aaron Riedener in Zeiten des rasanten Wandels auch als Chance, die Zukunft aktiv mitzugestalten: «Technologien nicht nur zu nutzen, sondern so einzusetzen, dass sie Menschen entlasten, kreative Arbeit fördern und Unternehmen widerstandsfähiger machen.» Simon Riedener sieht die Mission als Start-up-Unternehmer so: «Werte zu schaffen, Risiken bewusst einzugehen, Chancen zu nutzen – und auch in schwierigen Phasen durchzuhalten.» Für den CEO bedeutet Unternehmertum «ständiges Lernen», um zu wachsen, will er eine Umgebung schaffen, «in der Innovation wirklich stattfinden kann».
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Langjährige Expertise
Das Start-up QuantalQ ist ein Jahr alt, auf der Website ist aber von 15 Jahren Erfahrung der beiden Brüder zu lesen. Ihre Expertise erwarben sie sich in vielen Jahren in der Software- und Systementwicklung; dabei hat sie auch das Umfeld geprägt. «Wir waren beide in Unternehmen tätig, in denen Entwicklungsprojekte überwiegend auf Dienstleisterbasis durchgeführt wurden», erzählt Simon Riedener. Dadurch erhielten die Gründer Einblick in unterschiedlichste Firmen und Branchen – von Embedded Systems über Internet of Things (IoT) bis zu grossen Enterprise-Software-Projekten. Aaron Riedener hat als Head of Development bei Helbling Technik umfassende Erfahrung in der Führung komplexer Entwicklungsprojekte gesammelt, Simon Riedener hat über ein Jahrzehnt als Entwickler, Lead Developer, Projektleiter, Requirements Engineer und Product Owner bei Netcetera gearbeitet.
Mit diesen Qualifikationen könnten Aaron und Simon Riedener als gesuchte Fachkräfte gut bezahlte Jobs in der IT-Branche annehmen, die Unternehmen würden ihnen wohl den roten Teppich ausrollen. Doch die beiden wollen auch Unternehmer sein.
«Wissen wird zugänglich, verständlich und für Menschen nutzbar.»
Wissen wird nutzbar
Seit dem «ChatGPT-Moment» ist Simon Riedener fasziniert von der Dynamik im Bereich Künstliche Intelligenz. Eine Technologie, die lange Zeit eher unter dem Radar lief, sei plötzlich für jedermann greifbar geworden. «Ich bin überzeugt, dass genau hier enorme Chancen liegen, die von einzelnen Personen und Unternehmen genutzt werden wollen.»
«Meine Vision ist eine Zukunft, in der KI-Agenten Prozesse automatisieren und Unternehmen dadurch effizienter und transparenter werden», sagt Aaron Riedener. Mit den intelligenten Dokumentationen lege QuantalQ das Fundament dafür: «Wissen wird zugänglich, verständlich und für Menschen nutzbar. So können sich Menschen stärker auf kreative und wertschöpfende Arbeit konzentrieren, statt Zeit in repetitive Aufgaben zu investieren», betont Aaron Riedener. Er führt auch noch eine weitere Motivation an, sich selbst mit KI-Technologien zu befassen: «Ich bin mir bewusst, dass KI auch Risiken birgt – etwa die Gefahr einer starken Machtkonzentration, wenn wirtschaftliche und machtpolitische Interessen über den gesellschaftlichen Nutzen gestellt werden. Gerade deshalb ist es für mich wichtig, vorne bei der Entwicklung dabei zu sein, um diese Zukunft mitgestalten zu können.»
Ein Start-up habe bei diesem Vorhaben grosse Vorteile, erklärt Simon Riedener: «Es bietet die notwendige Flexibilität, um in einem hochdynamischen Umfeld schnell zu agieren.» Ihn reizt zudem der Gedanke, ein Unternehmen von Beginn an mit einem «AI-First»-Ansatz aufzubauen, statt es Schritt für Schritt umzubauen. «Gleichzeitig ist es für mich ein logischer nächster Schritt, um mich persönlich weiterzuentwickeln, moderne Formen der Geschäftsführung auszuprobieren, Netzwerke mit anderen innovativen Unternehmen zu knüpfen und neue, faszinierende Produkte voranzutreiben.»
Parallel dazu bereitet QuantalQ ein Innosuisse-Forschungsprojekt vor, um ein bislang fehlendes Verfahren im Bereich KI-gestützter, automatisierter Dokumentationen zu entwickeln. Dieses Verfahren soll direkt in das Produkt des Start-ups integriert werden und das Potenzial für eine Patentierung des Know-hows erhöhen.
Text: Philipp Landmark
Bild: Marlies Beeler-Thurnheer