Appenzell Ausserrhoden

Tochterfirma von Huber Fenster steckt im Krieg

Tochterfirma von Huber Fenster steckt im Krieg
Das 45-köpfige Divario-Team ist auf drei Mitarbeiter geschrumpft. Die übrigen kämpfen in der ukrainischen Armee gegen Russland.
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Die Huber Fenster AG aus Herisau spürt die Folgen des Krieges in der Ukraine unmittelbar: Ihr Produktionsstandort Divario liegt nur zwölf Kilometer von einem Munitionsdepot der Armee entfernt. Dieses wurde Ziel eines russischen Flugangriffs. 14 Angestellte der Divario konnten dank der Unterstützung der Familie Huber in die Schweiz flüchten.

Martin Huber, Seniorchef der Huber Fenster AG in Herisau, ist erschüttert. Die Mitarbeiter des ukrainischen Produktionsstandorts, wo Fensterkanteln für das Ausserrhoder Familienunternehmen hergestellt werden, stecken mitten im Kampf für die Unabhängigkeit ihres Landes.

«95 Prozent der 45-köpfigen Belegschaft wurde in die Armee eingezogen. Lediglich drei Mitarbeiter, die über 60-jährig sind oder aufgrund einer Beeinträchtigung nicht Wehrdienst leisten können, halten die Stellung und bewachen unser Fabrikgebäude.»

Zufälligerweise befand sich der Divario-Geschäftsführer bei Kriegsausbruch in Herisau. Die Produktion der Fensterkanteln liegt momentan auf Eis. «Aktuell gibt es weitaus Wichtigeres», betont Martin Huber.

14 Flüchtlinge aufgenommen
Der Produktionsstandort der Divario GmbH liegt vier Autofahrstunden südwestlich von Kiew und nur zwölf Kilometer weit entfernt von einem wichtigen Munitionslager der ukrainischen Armee. Dieses wurde am 24. Februar Ziel russischer Flugwaffen.

«Dabei gab es Tote und Verletzte. Einige Angehörige unserer Mitarbeiter konnten per Auto, Bus und die letzten zwanzig Kilometer zu Fuss über die polnische Grenze flüchten. Darunter sind auch Kinder, wovon das jüngste anderthalb Jahre alt ist», erzählt Martin Huber.

Er und seine Familie organisierten für die 14 Geflüchteten den Transport von Polen in die Ostschweiz. Hier wurden sie in Privatwohnungen der Familie Huber untergebracht. «Körperlich sind sie alle unversehrt aber die Menschen sind natürlich sehr verängstigt und besorgt um ihre Liebsten, die sich immer noch in der Ukraine befinden.»

Deutschlehrerin bangt um Familie in Kiew
«Wir versuchen momentan unser Möglichstes, damit wir weiteren Angehörigen und Mitarbeitern bei der Flucht helfen können. Die Lage wird aber von Tag zu Tag chaotischer und prekärer. Die Geflüchteten berichteten von kilometerlangen Staus vor der polnischen Grenze. Die Familie unserer firmeninternen Deutschlehrerin lebt in Kiew. Deren Flucht ist bei den aktuellen Kampfhandlungen in der Hauptstadt unmöglich», sagt Martin Huber.

Ziel von Huber ist es mitunter, ein Spendenkonto einzurichten. Dazu muss aber vorab noch eine einfache Gesellschaft gegründet werden. (rm)

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