St.Gallen

Rhema Startup-Forum: Wie KI die Unternehmerwelt verändert

Rhema Startup-Forum: Wie KI die Unternehmerwelt verändert
Phil Dankner
Lesezeit: 6 Minuten

Am zweiten Mai 2025 fand an der Rhema Altstätten der jährlich wiederkehrende Startup-Forum statt. Jungunternehmer aus den verschiedensten Branchen trafen sich, um sich auszutauschen und in Referaten Einblick in die verschiedensten Geschäftsbereiche zu bekommen. Phil Dankner vom IFJ führte durch den Anlass.

Text: Fabian Alexander Meyer

Silvan Fuchs, Projektleiter der Standortförderung Kanton St.Gallen, hatte das Wort. Er betonte die Wichtigkeit von Start-ups im Kanton St.Gallen und hob hervor, wie ebendieser sich für die Förderung einsetzt. «Wir durften gemeinsam den HSG Start Accelerator aufbauen. Das ist ein Projekt in Zusammenarbeit der HSG, der Stiftung «Start Global» und dem Switzerland Innovation Park Ost.»

Die Stiftung unterstützt mit einem speziellen Förderprogramm nationale und internationale Startups bei der Professionalisierung ihrer Unternehmen. Damit sollen Innovationen aus der Wirtschaft und dem Start-up-Wesen gefördert werden.

Vom Fachwissen profitieren

Anschliessend verlor Diego Probst, Leiter vom Startfeld, einige Worte rund um das Startfeld-Angebot. «Wir fördern zukünftige Jungunternehmer. Bei uns kann jeder eine Anfrage stellen.» Anschliessend werden die Bewerbungen geprüft und die besten Kandidaten nach bestimmten Kriterien ausgewählt.

«Wir suchen innovative Start-ups, die gute Lösungen bieten und nachhaltig wachsen. Unser Prozess ist dabei ein wenig wie «Die Höhle der Löwen» – einfach ohne die Kameras.» Diejenigen Start-ups, welche die Ausscheidungen bestehen, können fortan vom Fachwissen und der Förderung von Startfeld profitieren.

Zum Durchbruch verhelfen

«Wir haben bereits jetzt 1100 Arbeitsplätze geschaffen. Darunter befinden sich beispielsweise onlinedoctor.ch, Storabble, HealthYourself und noch viele mehr.»

Neben der Förderung von Start-ups bietet Startfeld zudem auch Anlässe an, in welchen sich Jungunternehmer mit potenziellen Investoren treffen und sich austauschen können. Und wer weiss: Vielleicht findet sich so ja eine Partnerschaft, die dem Jungunternehmen zum endgültigen Durchbruch verhilft.

Diego Probst
Diego Probst

Die Menschen inspirieren

Einer, der den Traum vom eigenen Unternehmen lebt und erlebt, ist Nimrod Malinas, Gründer und CEO von Robonnement aus Altstätten. «Wenn du wüsstest, dass du nicht scheitern kannst, wovon und wie gross würdest du träumen?»

Für Nimrod dauerte es eine ganze Weile, bis er seinen Traum in die Wirklichkeit umsetzen konnte. «Zwei Krisen bewogen mich dazu, ein Unternehmen zu gründen. Meine Familie verlor alles. Wenn du mit 21 Jahren alles verlierst und die Sicherheit deiner Eltern nicht mehr hast, hinterfragst du viele Dinge. Und mit 25 Jahren ist mein bester Freund an Krebs gestorben.» Daher gründete Malinas seine eigene Firma. Sein Leben sei mehr als nur ein Job. Er wolle Menschen inspirieren.

eastdigital breakfast, 22.05.2025  App Entwicklung  

Toxische Arbeiten abnehmen

So entstand die Altstätter Firma Robonnement. Deren Produkte, Roboter, richten sich an grosse, wie auch kleine Unternehmen gleichermassen. «Unsere Roboter sollen den Mitarbeitern repetitive und toxische Arbeiten abnehmen. Beispielsweise Lackieren.»

Malinas betonte, wie wichtig es sei, Roboter zu demokratisieren. So habe er noch nie einen Mitarbeiter gesehen, der aufgrund eines Roboters seinen Job verloren habe. «Viel mehr kann dieser Mitarbeiter anderswo eingesetzt werden.»

Aus Fehlern lernen

In seiner Tätigkeit als Jungunternehmer machte Malinas immer wieder Fehler. Diese sind seiner Meinung nach aber Lernmöglichkeiten. «Ich habe beispielsweise mal einen Roboter kaputtgemacht. Der hat nicht mehr so funktioniert wie er sollte. Zwei Stunden später rief eine Gemeinde an und brauchte aufgrund eines Handballspiels unbedingt einen Roboter, der das Harz wegputzt.»

Und siehe da: «Der kaputte Roboter und dessen Fehlfunktion eigneten sich bestens für das Beseitigen von Wachs. Das zeigt, dass ein Fehler nicht zwangsläufig schlimm sein muss.»

Nimrod Malinas
Nimrod Malinas

Zurück zu 1:1-Gesprächen

Auf den findigen Robotikunternehmer folgte Michele Gygli, Manager of Sales bei Ufotech. «Ursprünglich wurde das Telefon erfunden, damit dir Kommunikation auch über grössere Entfernungen möglich ist. Heute mit den Smartphones ist das genau umgekehrt. Alle schauen in den Bildschirm, keiner spricht mehr miteinander.»

Diesen Umstand will Ufotech jetzt wieder ändern. Ihr Produkt, eine Plattform mit einem äusseren Kreis mit Sitzgelegenheiten und einem inneren Kreis mit Weiteren, soll das sogenannte Speeddating ermöglichen.

Neue alte Form des Kennenlernens

«Der innere Kreis kann bewegt werden, sodass immer zwei Sitzgelegenheiten sich gegenüberstehen. Und dadurch kommen zwei Menschen ins Gespräch, die sich vorher noch nie gesehen haben. Sie haben dann eine bestimmte Zeit, um sich kennenzulernen und ein Gespräch zu führen, ehe sich der Kreis weiterdreht und man einen neuen Partner bekommt.»

Dieses Konzept erlaubt eine sehr einfache Steuerung und ist dadurch benutzerfreundlich. «Perfekt also für Kennenlerngespräche an Events. Oder wenn sich Investoren mit Start-ups austauschen wollen. Aufgrund der begrenzten Zeit entstehen spannende Gespräche.»

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Michele Gygli (Mitte)
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Den Arbeitsalltag vereinfachen

Elio Gubser, Head of Product bei Taso, erklärte sodann, wie sein Unternehmen den Arbeitsalltag zahlreicher Unternehmen einfacher machen kann. «Jeder Mitarbeiter eines Unternehmens hat mehr zu tun als nur zu arbeiten. Das ist klar. Der Eine geht vielleicht ins Gym, ist in einem Sportverein oder besucht Klavierstunden. Wenn das auf mehrere Mitarbeiter zutrifft, kann die Planung der Arbeits- und Einsatzzeiten sehr schwierig werden.»

Und genau hier unterstützt die innovative App «Taso». Mit einem komplexen Algorithmus und – wer hätte es gedacht – künstlicher Intelligenz kann die Planung der Arbeits- und Einsatzzeiten komplett vom Computer übernommen werden. Und im besten Fall muss der Planer keine Rücksprache mehr mit seinen Mitarbeitern halten.

Arbeiten ist mehr als nur Geld

Gubser hat ursprünglich Elektrotechnik an der ETH studiert und schon bald Taso gegründet. «Ich will nicht einfach nur arbeiten. Ich will mehr machen», erklärte er. «Das Problem sucht Lösungen. Nicht umgekehrt.»

Apropos Probleme: Gubser hatte auch ein paar wertvolle Tipps für Jungunternehmer am Start. «Bleibt an einer Idee dran, seid hartnäckig und passt euch euren Kunden an. Und ganz wichtig: Verlangt von Anfang an genug Geld für eure Dienstleistungen. Wer zu tief einsteigt, kann den Preis nur schwer anheben. Und Rabatte geben kann man ja immer.»

Elio Gubser
Elio Gubser

Staus reduzieren

Wer arbeitet, muss auch zur Arbeit gehen. Logisch. Lucia Burtscher, Climate Hackerin von 42hacks, beschäftigt sich im Unternehmen eingehend mit Mobilität. Konkret geht es darum, herauszufinden, wie die Mobilität der Zukunft gestaltet werden kann.

«Die heutige Realität sieht so aus, dass viel zu viele Pendler im Auto sitzen, obwohl der öffentliche Verkehr oder auch das Velo gute Alternativen und teilweise schneller wären. Das verursacht Staus am Morgen und Abend.» 

Was also, wenn man den Stau reduzieren könnte? Durch die Erarbeitung von innovativen Mobilitätskonzepten ist genau das möglich. «Firmen wie Bühler und die SFS machen es vor.» Aber die Schweiz ist ein Land von Autofahrern – obwohl wir das weltbeste ÖV-Netz haben.

Unternehmertag Vaduz  Kinderdorf Pestalozzi  

Geld und Zeit sparen

42hacks arbeitet mit nahmaften Unternehmen wie beispielsweise der Rheintaler SFS zusammen, um gemeinsam die richtigen Leute im richtigen Verkehrsmittel zu haben. Durch die Auswertung von anonymisierten Handydaten konnte das Verhalten von Pendlern in den verschiedensten Verkehrsmitteln evaluiert und damit individuell die beste Lösung evaluiert werden.

«Mit einer geschickten Mischung aus ÖV, Velo und Auto können wir so Staus reduzieren und damit auch Kosten verringern. Nicht nur sparen wir Zeit, sondern auch Geld, weil durch die sinkende Belastung auch weniger Strassen gebaut werden müssen.»

Lucia Burtscher
Lucia Burtscher

Fanservice der besonderen Art

Den Abschluss machte Jay Noguchi von Cheeer. Cheeer ist eine App, die Sportfans auf der ganzen Welt mit bekannten Brands und beispielsweise Sportclubs zusammenbringen soll. Es erinnert an ein Videospiel, in welchem sich gleichgesinnte Leute in einem virtuellen Raum treffen und sich nicht nur unter sich, sondern auch mit Veranstaltern und Brands auseinandersetzen können. «Die App ist die Schnittstelle zwischen den Marken und den Fans.»

Derzeit ist die Situation auf dem Markt unübersichtlich. «Teilweise verwenden die jungen Fans bis zu dreissig Apps, um über ihren Lieblingssport auf dem Laufenden gehalten zu werden. Wir wollen das in einer App zusammenfassen.» Dazu kommt auch noch, dass es Vereine gibt, die ihre Fans gar nicht kennen.

Win-Win-Situation

Um ebendiese Bindung zwischen Fans und Brands zu fördern, wurde eine AI entwickelt, die sämtliche Fragen rund um einen bestimmten Sport beantworten kann. Man kann ihr aber beispielsweise auch auftragen, jeweils am Morgen einen detailierten Bericht über die Resultate des Vorabends zu liefern. «Und zwar nur mit den Informationen, die dem Fan wichtig sind. Also ohne Beiwerk und Langeweile.»

Die Nutzer profitieren von einer stärkeren Bindung, topaktuellen Informationen und dem Treffen von Gleichgesinnten. Die Vereine wiederum profitieren ebenfalls von der Bindung und finden heraus, was es braucht, um den bestimmten Nutzer zum Kauf eines Produktes oder zum Besuch des Stadions zu bewegen. Eine Win-Win-Situation.

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Jay Noguchi
Jay Noguchi

Vorfreude auf das nächste Jahr

Mit diesen spannenden Referaten und Einblicken in die verschiedensten Firmen und Tätigkeitsbereiche ging ein äusserst erfolgreiches und vor allem ausverkauftest Startup-Forum zu Ende. 

Und bereits jetzt ist bekannt: Auch nächstes Jahr wird das Startup-Forum wieder an der Rhema stattfinden. Man darf gespannt sein.