Mit neuen Ideen schneller am Markt

Kundenbedürfnisse übertreffen, die Markteinführungszeit verkürzen und finanzielle Risiken senken: Unter diesen Vorzeichen hat die Sektion Thurgau von Swiss Engineering zusammen mit Entscheidungsträgern aus der Wirtschaft schlanke Entwicklungsmethoden erörtert. Rund 20 Interessierte nahmen am Vorabendworkshop im Vinorama in Ermatingen teil. Damit wurde die Reihe «Lean/MVP in Action» fortgesetzt.
«Lean» bedeute, schneller zu entwickeln, Verschwendung zu reduzieren und Kunden Mehrwert zu bieten, stimmte Ruedi Graf ein, Swiss Engineering Vorstandsmitglied und Geschäftsführer bei der Werren & Thomann GmbH, Sulgen. Der Kulturwandel zu agilen, schlanken Methoden brauche zwar Zeit, doch dieser führe in der Regel zu verbesserten Produkten und höheren Margen, schilderte Graf, der sich seit 18 Jahren mit «Lean»-Themen befasst, das wirtschaftliche Potenzial.
Schneller am Markt
Oft reichten klassische Methoden nicht aus, um Probleme zu lösen und in kurzer Zeit wettbewerbsfähige Produkte zu realisieren. Das ging auch der Schmid Elektronik AG aus Münchwilen so. Sie stand vor der Herausforderung, ein Telemetrie-Modul zu entwickeln, das beim Shell Eco-Marathon eingesetzt werden sollte, einem globalen Programm mit 10'000 Studenten, die sich jährlich in einem Wettbewerb um die besten technischen Lösungen für energieeffizientere Fahrzeuge messen.
Ein erstes Modul wurde in nur acht Wochen entwickelt, erläuterte Marco Schmid, CEO und Coach der familiengeführten Firma. Die Anwendung der sogenannten «Minimum Viable Product»-Methode, kurz MVP, habe dies möglich gemacht. Dabei würden minimale Funktionalität und Kundennutzen in einem Produkt, nicht in Prototypen, realisiert und laufend weiterentwickelt. MVP sei eine unternehmerische Art der Produktentwicklung, betonte Schmid.
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Sinnvolle Ergänzung
Dank dieser «Lean/MVP»-Kombination sei es der Schmid Elektronik AG gelungen, sich als Schweizer KMU im globalen Wettbewerb zu behaupten. Beim Shell Eco Marathon wird sie inzwischen als Schlüsselpartnerin aufgeführt, neben Grossunternehmen wie Microsoft oder Du Pont. Auch betriebswirtschaftlich bringe MVP einen Nutzen, weil dieses System helfe, Ideen zu prüfen und herauszufinden, ob Geld für die Produktentwicklung eingesetzt werden soll. «Tesla war anfangs auch ein MVP», illustrierte der Unternehmer. Diese Methode sieht er aber nicht als Allheilmittel, sondern vielmehr als sinnvolle Ergänzung zu klassischen Methoden.